sub3 kann wartenNach dem doch enttäuschenden LCC-Marathon voriges Jahr hab ich noch im Ziel liegend geschworen bis Berlin keinen Marathon mehr zu laufen. 3 Tage später hat das ganze wieder anders ausgesehen und ich hab doch mit einem Frühjahrsmarathon geliebäugelt. Erst Antalya, aufgrund von privaten Interessen isses dann aber doch Wien geworden.
Ziel des Marathons: Mit erhobenen Hauptes und einem Grinsen im Gesicht finishen und eine gute Zeit ins Ziel bringen, welche das dann wird will ich mich überraschen lassen, anlaufen tu ich mal auf 3 Stunden, was dann passiert kann man eh nicht vorhersagen.
Nach einer turbulenten Anfahrt mit der U-bahn inkl. Brandevakuierung in der U1 Station VIC-Kaisermühlen treffe ich doch noch auf den Forumstrupp der sich wie immer beim Donauplex verabredet hat. JM und ich wollen gemeinsam anlaufen, was mir sehr Recht ist, da wir doch öfters gemeinsam trainieren und recht gut aufeinander abgestimmt sind. Zwar sind wir vollkommen verschiedene Lauftypen aber beim Laufen passts dann doch fast immer.
Wir geben unsere Sackerln beim Lastwagen ab und kämpfen uns zum roten Startblock nach vor, dieser natürlich kurz vor neun schon hoffnungslos überfüllt, trotzdem können wir uns irgendwie noch dazuquetschen. Ohne sich einen Treffpunkt ausgemacht zu haben treffen wir dann noch auf Winfried, Mischa und Christoph. Kalt wird einem nicht im Startblock wenn selbst das Umdrehen schon Schwierigkeiten macht. Einige Minuten noch stehen wir wie die Bodenhaltungshühner und warten auf den Start.
Endlich geht’s los, und all unsere Befürchtungen werden wieder mal wahr, wir schlängeln uns durch 5-7min/km-Schnitt Läufer hindurch und der erste Split is gleich mal um 20sec zu langsam. Dafür stehen auf der Lasaleestraße jede Menge Zuschauer die auch anfeuern und mitfiebern. Auch im Prater wird’s vom Verkehr her nicht besser, viele kräfteraubende Ausweichmanöver sind notwendig um nicht noch mehr Zeit zu verlieren. Der Rückenwind auf der Hauptallee hilft aber ein wenig mit, auch wenn mans nicht wirklich merkt.
Raus auf die Schüttelstraße wird’s dann nach und nach besser und wir kommen in einen schönen Rhythmus und laufen einigermaßen gleichmäßig dahin.
Über die Brücke Richtung Ring, ich kanns fast nicht glauben dass hier soviele Leute stehen und anfeuern, verleihe dem sprachlich Ausdruck, worauf mich ein Läufer neben mir anspricht ob ich das erste mal hier laufe…
Weiter über den Ring, Stimmung gut, die km ziehen dahin, es macht richtig Spaß. Wir laufen jede Labestation an um Wasser und Iso zu tanken.
Weiter auf die Wienzeile, heuer mal nicht sonnig und heiß und hier kommen ich wir richtig schön ins Laufen. Bei der U-Bahn Station Längenfeldgasse kündigt JM an dass seine Frau hier stehen wird, also Frisur richten und Fotoface aufsetzen
…, wir treffen aber auf meinen Vater der kurz nachfragt ob alles ok is. Kurze Zeit später verpassen wir fast JM’s Frau, sie hat uns aaber trotzdem auf dem Foto gut erwischt.
Es geht locker weiter Richtung Staffelübergabe, JM hat Probleme seinen Übergabepartner zu finden, meine Frau hat sich ganz zum Schluß nach den Staffelübergaben aufgestellt, ich bekomm mein Gel und schicke mein Frau auf ihre Staffelstrecke. JM ist auch gleich wieder neben mir und wir laufen auf die Mariahilferstraße rauf. Oben am Gürtel wieder Frisur gerichtet und Grinser ins Gesicht um fürs Foto von Susu und mister bereit zu sein, auch das klappt
.
Was soll ich sagen, es läuft einfach und macht Spaß, kurze Konferenzen mit JM über Zuseher, Läufer, anfeuernder Foris uvm lassen das Gefühl eines flotten Longjogs aufkommen. Runter die Mariahilferstraße lassen wirs rollen und werden schneller, die HM - Matten überqueren wir in 1:29:40. Wieder kommt uns mein Vater entgegen, der meint warum ich so strahlend daherkomme und ob dass im Prater auch noch so sein wird… Weiter in den 9ten, wie immer gibt’s dort nichts wirklich Aufregendes zu berichten, wir laufen noch immer sehr flotte Splits, zwei sogar deutlich unter 4min.
Doch nach dem 9ten kommt wieder die Schüttelstraße und mit dem ständigen leichten Auf und Ab wird pendeln wir uns auch wieder auf einem 4:15er Schnitt ein. Bis in den Prater bleiben JM und ich konstant beisammen, bei der Labe bei km 30 reißt aber JM plötzlich nach hinten ab. Ich erinnere mich an den LCC und überlege kurz zu warten, beschließe dann aber mein Tempo weiterzulaufen mit der Hoffnung dass JM wieder aufschließt.
Die Labe bei KM 30 gibt mir einen Schub und ich beschleunige wieder, mein Bruder feuert bei der Staffelübergabe an, ich bin heilfroh dass es mir hier im Prater noch so gut geht. Dann ertönt noch der schon von Ulrich bejubelte Sound von Fluch der Karibik, und auch mich schickt der Soundtrack in einen schönen Flow, die Hauptallee hat Ihren Schrecken verloren, schließlich bin ich (Lauf-)Pirat und die haben ja bekanntlich vor gar nix Angst
.
Doch bei KM35 hilft alles Pirat sein nix mehr und die Beine werden müde. Jetzt is nix mehr mit locker Longjog oder so, beißen, kämpfen, weiterlaufen ist die Devise. Ab KM 38 geht’s im Kopf nur mehr: Marathon wird im Kopf gelaufen, du brauchst deine Beine nimmer, lauf einfach, Marathon wird im Kopf gelaufen, du brauchst deine Beine nimmer, lauf einfach, Marathon wird im Kopf gelaufen, du brauchst deine Beine nimmer, lauf einfach,… das könnte man jetzt 4km weiterführen, hat aber nicht viel Sinn
Über die Schüttelstraße stoppt mich der Gegenwind, ich häng mich hinter einen breiten Rücken, merk aber erst recht spät dass ich nun viel zu langsam bin. Also wieder nach vorn und gegen den Wind stemmen.
Das fordert bei der Brücke Tribut, bei der Steigung will ich fast gehen, ich zwinge mich aber zum weiterlaufen. Ein Blick auf die Uhr verät mir dass ich ganz knapp an den Sub 3 dran bin, ist mir in dem Moment aber relativ wurscht, ich will ins Ziel und das ohne stehen zu bleiben. Im Kopf is jetzt nix mehr ausser Laufen und Cola, ich brauch Cola, jetzt sofort und überhaupt und wie ich so von Cola träum bin ich auf einmal bei der Labestation und schütte mir einen großen Becher ins Gesicht.
Nun kämpfe ich gegen den Schweinehund, ich lauf auf den Ring, meine Familie steht auf der Seite und feuert an, ich freu mich und laufe, zwar nicht mehr allzu schnell aber ich laufe. Kurz vor dem Ziel zeigt die Würfeluhr 1 Minute vor zwölf und Willy feuert auf einer Absperrung in die Höh gestützt brüllend an: „DES GEHT SI AUS!!!“ Ein Blick auf die Uhr verrät was anderes, als ich um die Kurve auf den Heldenplatz biege seh ich 2:59 auf der Uhr stehen, ich fang an zu sprinten, auf den blauen Teppich, hier weis ich schon dass es sich nimmer ausgeht, und auch Christoph, der im Ziel steht, signalisiert mit Schlägen auf den Kopf dass sich das ganz knapp ned ausgeht. Ich lauf über die Matte und mit einem Grinser im Gesicht schrei ich noch: „Ach, so ein Schas!“ 3:00:12… JM kommt gleich nach mir ins Ziel, der hat auf den letzten 2 KM wieder mal den Turbo gezündet.
Im Ziel bin ich fertig, aber auch voll zufrieden, genau so einen Marathon wollte ich nach den 3 vergeigten Marathons laufen, und es hat geklappt, kein Hungerast, keine Krämpfe, alles durchgelaufen und wiedermal eine Bestzeit. Bis jetzt bin ich bei jedem Marathon Bestzeit gelaufen, das kann ja auch was
und die Sub 3 können auf Berlin warten…