Autor Thema: 2012-04-15 VCM Halbmarathon - Anticyra  (Gelesen 1918 mal)

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2012-04-15 VCM Halbmarathon - Anticyra
« am: 15.04.2012, 00:00:00 »
Datum: 2012-04-15
Event: VCM Halbmarathon
Distanz: 21.097 km

Ersteller: Anticyra

Offline Anticyra

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2012-04-15 VCM Halbmarathon - Anticyra
« Antwort #1 am: 15.04.2012, 00:00:00 »
Der lange Weg zum VCM

Zur Vorgeschichte oder Der lange Weg zum VCM (wer nur den eigentlichen Bericht lesen will, bitte runterscrollen!):

Nachdem ich viele Jahre meines Lebens recht unsportlich war, hat mich vergangenes Frühjahr gemeinsam mit Georg (CobbDouglas) die Lauflust gepackt. Während Georg schon in Wachau bei seinem 1. Halbmarathon gestartet ist, hab ich mir zu diesem Zeitpunkt nicht mal den Viertelmarathon zugetraut. Ich hätte ihn wohl mit viel Leiden gerade mal mit einer 7:00 min/km geschafft, wenn nicht sogar noch langsamer.

Deshalb hab ich uns beide gleich darauf für den VCM angemeldet. Den Herbst über bin ich brav laufen gegangen bis auf ein paar kleine Pausen wegen einer bösen Außenohrentzündung. Beim LCC-Herbstmarathon hab ich dann die 7km Strecke in 44:04 bewältigt. Die Ziele für den VCM zu dieser Zeit waren noch bescheiden. Unter 2:20 hätt ich sofort genommen. Meine erste Laufsaison hab ich dann mit dem Silvesterlauf in Wien beendet, wo ich die 5,3 km in 32:10 laufen konnte. Hier hab ich dann zum ersten Mal meine Ziele für den VCM angepasst. Ich wollte nun 2:15 erreichen.

Ab Jänner hab ich die Sache dann richtig ernst genommen und war lt. Garmin Connect rund 70x laufen und hab knapp über 700km hinter mich gebracht. Hab dabei in einem flotten Trainingslauf die 10km in unter einer Stunde geknackt und eines Tages, als Georg seinen Test-Halbmarathon im Prater gelaufen ist, hab ich mir gedacht: „Wenn der das macht, dann ich auch!“. So bin ich dann Ende Februar das erste Mal 21,1km auf Zeit gelaufen und der Forerunner zeigte mir 2:09 an und meine Herzfrequenz sagte mir, dass das noch nicht alles war.

So hab ich mich kurzerhand für die VCM-Winterlaufserie 3 angemeldet und wollte dort den HM laufen. Es fing gut an. Ich bin alle Kilometer sehr konstant gelaufen (rund um 5:55, mal ein wenig schneller, mal langsamer). Der vorletzte Kilometer war dann mein Ende. Hab starkes Seitenstechen bekommen und bin 200m gegangen. Dadurch hab ich 3min verloren und war im Endeffekt in 2:08 fertig. Ich war nicht völlig zufrieden.

Eine Woche später wurde bei einem Hausarztbesuch mein Blutdruck gemessen, das erste Mal seit vielen Jahren. 197/140 – er hat mich sofort ins Krankenhaus geschickt. Laufverbot bis alles abgeklärt ist. Hab mich dann innerhalb einer Woche komplett durchchecken lassen. Blutbild und Herz- und Nierenultraschall waren unauffällig. Eine 24h-RR-Messung hat dann ergeben, dass mein Blutdruck untertags mit Medikamenten eigentlich völlig in Ordnung ist. Diagnose: essentielle Hypertonie, vermutlich vererbt.

NUR: Laufen ja, aber bitte wieder seeehr langsam an die Belastung gewöhnen und gaaaanz langsam und bloß nicht übertreiben. Aber am allerbesten ist, wenn ich es erst mal ganz mit dem Laufen bleiben lasse und ein Belastungs-EKG mit RR-Messung mache. Die Ärztin im Krankenhaus hat mir auch einen Internisten empfohlen, bei dem ich allerdings erst am 12. April (!) einen Termin bekommen hab. Ich war geknickt. Bin dann aber trotzdem halt nur im Schneckentempo vor mich hingelaufen.

Der Internist hat mir dann vorigen Donnerstag bestätigt, dass Blutdruck auch unter Belastung ok ist und dass der Halbmarathon am Sonntag - bis auf die nicht ganz ideale  volle Ausbelastung am Ergometer drei Tage vor einem Wettkampf - kein Problem sein sollte. Er stellte aber auch noch fest, dass ich – bedingt durch mein bisheriges Blutdruckmedikament - Wasser in den Beinen hab und hat mir ein anderes Mittel gegeben. Wobei ich glaube, dass mich erst der HM am Sonntag ordentlich entwässert hat. 

Kombiniert man das für mich ungewohnte Radeln am Ergometer (schon lange nicht mehr Rad gefahren) mit einer kleinen, flotteren Praterrunde - ich hab mich eben riesig gefreut, dass ich endlich wieder „gscheit“ laufen kann – anschließend, erhält man einen beleidigten Fuß, der beim Abknicken weh tut und der Schmerz sich in Richtung Schienbein zieht. Hab zwar die darauffolgenden Tage brav bandagiert und geschmiert, aber ganz heil ist der Fuß bis zum VCM nicht mehr geworden. Zwischendurch kam mir oft der Gedanke, dass das mit dem VCM und mir einfach nicht so recht klappen will.

Der VCM selbst:

Da ich am Sonntag nicht ganz mutterseelenallein in meinem Startblock stehen wollte, hab ich Heidi gefragt, ob ich nicht mit ihr gemeinsam auf den Startschuss warten könnte. So war’s dann auch. Auf dem Weg zum Startblock hat Heidi noch Wolf entdeckt, den ich bis dahin nur vom Hörensagen kannte. Ein Blick in sein Gesicht genügte, um mir klarzumachen, dass man für den ersten Marathon seines Lebens wirklich irgendwo angrennt sein muss. 

Dann war es endlich soweit – wir sind gestartet. Die ersten 5km waren so lala. Obwohl das Tempo nicht allzu hoch war, war mein Puls schon bei 185, womit ich nicht wirklich gerechnet hab. Da der Internist zu mir gesagt, dass ich etwas zu flach atme beim Laufen, hab ich versucht tiefer ein- und auszuatmen, was im Endeffekt in vermutlich ganz komischen Atemversuchen geendet ist. Mein Fuß hat dann auf den ersten Kilometern auch schon begonnen sich zu melden und innerlich hab ich das Thema schneller als in der Winterlaufserie zu laufen abgehakt.

Heidi und Wolf hab ich dann auf der Stadionallee verloren und auf der Schüttelstraße habe ich das erste Mal ans Aufhören gedacht. Ich konnte meine angestrebte Pace nicht laufen, weil Kreislauf, Atmung und Fuß einfach nicht mitgemacht haben und ich fand alles grad richtig scheiße, bis ich von Heidi und Wolf wieder eingeholt. Das hat mich kurzzeitig motiviert. Kurz vor der Oper dann das nächste Tief. Dort hätte eine Freundin von mir stehen sollen zum Anfeuern. Der geheime Plan war aufzuhören sobald ich sie sehe und einfach mit ihr zum Ziel zu marschieren, damit diese Quälerei ein Ende hat. Aber nix geworden drauf, die Gute war einfach nicht da!

Also geht’s weiter Richtung Schönbrunn. Dank meiner beiden Mitläufer ist auch meine Laune wieder gestiegen und jetzt war auch für mich klar, dass es kein Zurück mehr gibt. Jetzt muss ich das zu Ende laufen. Ab KM 16 und 17 kam bei mir aber dann richtig der Knick. Eine 6:00er Pace konnte ich dann einfach nicht mehr halten, Fuß tat weh, meine Atmung war lustig und der Puls mit 186-189 viel zu hoch für das immer langsamer werdende Tempo. Und obwohl ich Heidi und Wolf gesagt habe, dass sie sich nicht von mir aufhalten lassen sollen, sind sie bis KM 21 bei mir geblieben. DANKE an dieser Stelle nochmal an euch beide, ich wär sonst wirklich nicht ins Ziel gekommen.    

Kurz vor dem Ziel bin ich dann noch Georg und der an der Oper verpassten Freundin angefeuert worden und bin in 2:10:51 ins Ziel gelaufen. Den Zieleinlauf hab ich mir immer recht imposant vorgestellt, aber rückblickend muss ich sagen, ich hab recht wenig davon mitbekommen.  Mit meiner Zeit bin ich sehr zufrieden, obwohl ich mir anfangs mehr erwartet hab. Für die Tatsache, dass ich öfter übers Aufgeben nachgedacht hab und der Lauf nicht wirklich ideal war, hab ich doch mein Ziel von Jänner unter 2:15 zu laufen sowas von locker und fast auf einem Bein hüpfend geschafft.

Offline Ulrich

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2012-04-15 VCM Halbmarathon - Anticyra
« Antwort #2 am: 16.04.2012, 18:36:31 »
Gratuliere zum Lauf! Jetzt schau einmal, dass du deine inneren Werte wieder in Ordnung kriegst, das Talent und die Liebe zum Laufen hast ja ohnehin !!

Danke für den Bericht!
Weil 42 die Antwort ist und 130 der Sinn

Offline heitzko

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2012-04-15 VCM Halbmarathon - Anticyra
« Antwort #3 am: 16.04.2012, 18:37:21 »
ich finde es ganz großartig wie du durchgebissen hast. so einen kampfgeist habe ich selten erlebt - das tempo kommt mit der richtigen "einstellung" sowieso wieder, keine sorge :). es war mir eine ehre ein bißchen helfen zu können und ich glaube dem wolf geht es auch so :). danke für den schönen bericht, ich freue mich schon auf weitere :)!



Offline susu

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2012-04-15 VCM Halbmarathon - Anticyra
« Antwort #4 am: 16.04.2012, 19:46:30 »
danke für die schöne geschichte mit gutem ausgang und - gott sei dank war die gute freundin nicht da.
weiterhin alles gute!

Offline JM

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2012-04-15 VCM Halbmarathon - Anticyra
« Antwort #5 am: 16.04.2012, 20:27:14 »
Lustiger Bericht. Habe ein paar mal lachen müssen.
Also dein Ziel hast du ja auch super erreicht, da kann man nur gratulieren. Hoffentlich war das motivierend genug zum weitermachen
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Offline Patmich

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2012-04-15 VCM Halbmarathon - Anticyra
« Antwort #6 am: 16.04.2012, 21:24:00 »
Danke für den tollen Bericht, Dein Ziel hast erreicht. Ich freue mich schon auf weitere Berichte.

Offline runforfun

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2012-04-15 VCM Halbmarathon - Anticyra
« Antwort #7 am: 16.04.2012, 21:35:27 »
wow was für ein Kampfgeist. UNd das nach der Zeit der Unsicherheit.
Ich kenn das Gefühl wenn man nicht weiß ob alles okay ist. Hatte vor 2 Jahren eine Sportuntersuchung und die wurde abgebrochen weil eine Zacke im EKG zuviel war. Habe dann Wochen warten müssen auf einen Herzkatheder Untersuchungstermin. Und dann hat sich herausgestellt, dass diese Zacke so ca 5% aller Menschen haben. Arzt meinte, jetzt wissen Sie dass das ihre Zacke ist...
War aber eine sch.. Zeit nicht zu wissen ob ich wieder laufen darf. Habs dann auch vor lauter Freudeauch  gleich ordentlich übertrieben :-)  Fuss überlastet, Schmerzen.. Bin aber nicht so hart wie du dass ich dann gleich auch einen Wettkampf mache *g*






Offline Anticyra

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2012-04-15 VCM Halbmarathon - Anticyra
« Antwort #8 am: 16.04.2012, 23:33:28 »
Danke für die netten Rückmeldungen, das motiviert wirklich zum Weitermachen!

@runforfun: Glücklicherweise bin ich vor so einer Herzkathederuntersuchung verschont geblieben, aber im Endeffekt ist das Einzige, das zählt, die Tatsache, dass dann doch alles in Ordnung ist. :)

Der Plan für Zukunft ist, mich noch vor dem 1. Mai für den Wachau-HM anzumelden (den Georg vermutlich eh auch), damit auch wirklich sichergestellt ist, dass die Zeitspanne ausreichend lang für diverse Komplikationen und Hürden ist. Was hätt ich denn sonst hier zu berichten und zu jammern! :)Dann muss aber auch endlich diese blöde 2-Stunden-Marke fallen. Im besten Fall sogar deutlich fallen. Aber eigentlich will ich keine 35 Minuten Rückstand  mehr auf Georg haben.

Offline Tschitschi

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2012-04-15 VCM Halbmarathon - Anticyra
« Antwort #9 am: 17.04.2012, 00:30:24 »
 Raunz nicht: Lauf! Gut gemacht!!
"man muss wissen bis wohin man zu weit gehen kann" jean Cocteau

Offline Anticyra

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2012-04-15 VCM Halbmarathon - Anticyra
« Antwort #10 am: 17.04.2012, 00:53:31 »
Wird gemacht!!

Offline Pizzipeter

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2012-04-15 VCM Halbmarathon - Anticyra
« Antwort #11 am: 17.04.2012, 07:48:48 »
Die 2h schaffst du auf jeden Fall! Hut ab so zu laufen, nach all den gesundheitlichen "Problemen"!
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Offline Don Tango

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2012-04-15 VCM Halbmarathon - Anticyra
« Antwort #12 am: 19.04.2012, 10:49:43 »
leichte rennen kann jeder finishen! bravo.

pm: der puls war offensichtlich nicht zu hoch ;)


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Offline uk3

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2012-04-15 VCM Halbmarathon - Anticyra
« Antwort #13 am: 21.04.2012, 13:46:15 »
Gratuliere zum erreichten Ziel! Bei den Voraussetzungen wirklich eine tolle Leistung.

Und willkommen im Club der essentiellen Hypertonie (wobei ich bis heute nicht verstanden hab was daran essentiell ist, weil ich könnt gern darauf verzichten).

Bei den Doping-Kontrollen musst in Zukunft aufpassen - es stehen ja fast alle am Index. Und bei manchen macht es auch wirklich einen (kleinen) Unterschied.

Offline Anticyra

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2012-04-15 VCM Halbmarathon - Anticyra
« Antwort #14 am: 22.04.2012, 19:34:31 »
@slowleon: Für dieses Tempo doch, im Allgemeinen bin ich ganz bei dir. :)

@uk3: Danke! :)  Mal davon abgesehen, dass mich hoffentlich niemand auf Doping überprüfen will, hab ich Glück ... meine beiden Medikamente stehen nicht auf der Dopingliste. Einer der beiden Wirkstoffe wurde aber lt. meinem Internisten erst vor kurzem von der Liste gestrichen.

 

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