Manchmal geschehen doch noch WunderRückblende: 19.08.2008.....humpelnd ziehe ich mein Training für Berlin durch. Insgeheim weiß ich das da bei meinem Haxen was nicht stimmen kann. Am nächsten Tag schaff ich nicht mal mehr 200 m im e-pace Tempo. Ich beschließe den Rest der Woche zu pausieren um eine Linderung zu erfahren. Doch leider wird es täglich immer schlimmer. Kann weder Sitzen, Stehen, Liegen oder sonst was ohne Schmerzen. Die Diagnose beim Doc bescheinigt mir ein Knochenmarködem und der Aussicht im allerschlimmsten Fall mit einem totalen Laufverbot von 12 Monaten. Für mich brach eine Welt zusammen. Ich lebte um zu arbeiten und zum trainieren...für was anderes hatte ich nicht Zeit. Und plötzlich von einem Tag auf den anderen war alles anders. Sollte ich meinem geliebten Sport schlimmstenfalls 12 Monate aufgeben?
Ich war zu dieser Zeit schwer depressiv und sehr starken Stimmungsschwankungen unterlegen.
Ich musste erst lernen mit meinem Leben wieder was anderes zuzulassen als Laufen und Trainieren. Es dauerte 3 Wochen bis ich mich seelisch wieder erfangen hatte.....aber dann ging es aufwärts mit mir.
Ich nützte die Zeit für Partnerschaftspflege und andere alternative Sportarten. Ich begann zum schwimmen und zum Rad fahren. Ich schöpfte wieder Mut, und fing an mein Leben wieder in den Griff zu bekommen.
Die Wochen vergehen und der Fuß wird ganz langsam aber sicher immer besser. Es ist mittlerweile Mitte Oktober und der Termin beim Doc steht bevor....und der erteilt mir die Erlaubnis uneingeschränkt ab 20.10. wieder meinem geliebten Laufsport zu frönen.
Was ich auch gleich tat.
Mit 6 KM fing ich an.....und wollte gar nimma aufhören
Am Mittwoch bekomme ich von meinem BSV einen Anruf wann wir uns den am 26.10. treffen wegen dem Lauf? Erst nach langem Nachfragen erfahre ich das mich meine Firma zum Citylauf in Linz am kommenden Sonntag angemeldet hat ohne meine Zustimmung zu bekommen.
Ich lasse mich überreden zumindest an den Start zu gehen und nur nach Lust und Laune mitzulaufen. Wenn ich Aussteigen möchte während dem Lauf oder im 7er Schnitt mitlaufe wäre es auch egal meinte der Vereinsboss. Nur teilnehmen sollte ich.
Na gut ich lass mich breitschlagen und Laufe mein Ding ohne Probleme durch. Den HM absolviere ich mit einer kleinen Extrarunde in 1:33, und das nach nur 6 Tagen Training. :oah: Ich verspüre keine Schmerzen, fühle mich Pudelwohl und geplagt habe ich mich auch nicht wirklich.
Umso sensationeller meine Wahnsinnszeit.
Umweht von Glückshormonen beschließe ich noch am selben Abend mich für den Florenzmarathon anzumelden um zu sehen was ich wirklich draufhabe.
Jetzt war ich aber unter Zugzwang denn um einen Marathon finishen zu können braucht es schon einiges an Training.....und ich habe ja nur mehr genau 4 Wochen bis zum Start.
Also gehe ich an mein Tagwerk und spule KM um KM ab. Es gehen sich sogar zwei LJ mit je 30 km aus. Da ich aber mit der Vorstellung nach Florenz fahre nur dabei sein zu wollen und wenn es geht unter 4 Stunden zu bleiben, verspüre ich auch keinen Druck beim Training.
Auch mein Fuß spielt voll mit, macht keine Mucken und ich kann ohne Probleme sehr hohe Wochenumfänge absolvieren.
Die 4 Wochen vergehen viel zu schnell und dann ist er da....der Tag der Abreise.
Donnerstag, 27.11:
Problemlos komme ich um 19:30 in unserem Hotel nach 770 gefahrenen KM an. Wir haben uns ein Zimmer mitten in der City gebucht, 5 Fußminuten vom berühmten Dom entfernt.
Freitag, 28.11:
Es schüttet wie verrückt aber die Temperaturen sind ganz angenehm so ca 10 Grad. Der Regen hört nicht auf und die Stadtbesichtigung fällt somit mehr oder weniger ins Wasser. Am späten Nachmittag begebe ich mich zum Stadion wo sich die Marathon Expo befindet.
Bei der Abholung der Startunterlagen wird strengstens auf die Medizinische Unbedenklichkeitsbescheinigung geachtet und nach Vorweis eines Lichtbildausweises bekomme ich meine Startunterlagen mit einer Asics Laufjacke, Langarm - T-Shirt und sonstige Sponsorengeschenke.
Alles geht sehr ruhig und diszipliniert über die Runden, also gar nicht italienisch
Samstag, 29.11:
Endlich gibt es zumindest Regenpausen und die Stadtbesichtigung kann beginnen. Da ich mich aber schonen will für morgen versuche ich mich so wenig wie möglich zu bewegen.
Am Abend geht es noch zum KH-Tanken zur Osteria mit einem Glaserl Rotwein......und sehr früh schon gehe ich ins Bett.
Sonntag, 30.11:
Anders als sonst üblich habe ich sehr gut geschlafen. Nach dem Frühstück gönne ich mir den Luxus mit dem Taxi zum Kleiderbus und zum Start zu fahren.
Oben angekommen fängt es natürlich zum regnen an. Wie lauter Mannerwafferln schauen die Läufer aus in ihrem Regenschutz.
Viel Zeit bleibt mir nicht zum Verweilen, denn um 08.45 müssen die Läufer spätestens in den Läuferboxen die wie Löwenkäfige im Circus aussehen, drinnen sein. (Wenn nicht wird man gandenlos zu den 6 Stunden Läufern zurückgereit)
Es wird durch mehrere "Organe" sehr streng kontrolliert das niemand in den Startblock reinkommt der dort nichts verloren hat.
Mittlerweile wird der Regen immer heftiger und dazu gesellen sich heftige Sturmböen. Bei sonst recht angenehmen 10 Grad wird einem ganz schön kalt vom vielen herumstehen.
Nach 35 Minuten herumstehen, durchnässt bis auf die Haut, geht es endlich los auf den bekannt schönen, flotten und kurzweiligen Kurs durch Florenz. Aus Österreich sind ca 300 Teilnehmern dabei. Der Kurs ist relativ anspruchsvoll und etwas unrund zu laufen - sehr oft ist auf unruhigem, groben Kopfsteinpflaster zu laufen, zudem sind viele Gassen sehr eng, dazu einige scharfe Kehren und Spitzkurven....zu diesen schweren Bedienungen gesellten sich meterlange Pfützen entlang der Strecke die für eine feuchte Atmosphäre sorgten. Durch die Wetterkapriolen war auch die Stimmung entlang der Strecke stark unterkühlt mit wenigen Ausnahmen wie beim Dom gab es kaum Stimmung an der Strecke.
Aufgrund der langen Warterei am Start musste ich mal entlang der Strecke in die Büsche was mich doch einiges an Zeit kostete. War mir aber voll egal, weil ich ja nicht in Florenz angetreten bin um eine neue PB aufzustellen sondern die Stadt sozusagen laufend erleben und genießen zu dürfen:)Ist mal ganz was anderes einen Marathon auch langsam laufen zu dürfen
Ich glaub an das kann ich mich gewöhnen :oah:
Ohne gröbere Probleme laufe ich nach 42,2 km in einer für mich verdammt starken Zeit von 03:18:04 durchs Ziel.
Sehr sehr glücklich und verdammt stolz auf mich wieder mal das unmögliche möglich gemacht zu haben, trete ich am selben Tag noch die Heimreise ins 770 KM entfernte Oberösterreich an.