Achenseelauf - ein Leidensbericht, der seinesgleichen sucht...
So, jetzt bin ich aus dem Urlaub wieder zurück und kann endlich meinen Bericht vom Achenseelauf abgeben. Aber lustig wird das nicht, das kann ich Euch gleich schon mal sagen... Ich kopiere den mal aus meinem Blog...
Ich plage mich schon eine ganze Weile mit irgendeiner Infektion herum, die kein Arzt findet. Aber ich habe Atemnot, ständig dicke Lymphknoten und Halsschmerzen, manchmal auch arge Kopfschmerzen, einen schlappen Kreislauf und überhaupt fühle ich mich in meiner Haut nicht wohl. Ein paar Tage, bevor ich in den Urlaub gefahren bin, sind mir sogar noch die Augen zugeschwollen und ich hab ausgesehen wie Rocky nach einem seiner Kämpfe... Aber nach zwei ausgefallenen Wettkämpfen wollte ich mir diesen hier trotzdem nicht entgehen lassen. Am Morgen des Achenseelaufs wollte mich Thomas noch überreden, es bleiben zu lassen, aber ich wollte unbedingt mitlaufen. Er ist also mit dem Schiff nach Achenkirch übergesetzt, um mich das letzte Stück zu begleiten und mir helfen zu können, wenn es nicht mehr gehen sollte... Und ich bin losgelaufen. Und hab ans letzte Jahr gedacht, als das erste Stück so gar nicht gehen wollte und ich nach 5 km schon aufhören wollte. So ähnlich fühlte ich mich heute auch, aber aus dem letzten Jahr wusste ich ja noch, dass es besser wird. Dass es das dieses Jahr nicht wurde, wusste ich da noch nicht... Nach 2 km meldete sich meine Blase aufs Heftigste, ich hatte morgens massig Tee und Wasser getankt, damit ich wenigstens nicht dehydriere, wenn ich schon krank war... Ich sah von weitem ein grünes freies Dixie, hurra... Doch kurz bevor ich das Dixie erreichte, bog ein junger Mann zum Dixie ab. Bitte, was will der denn da? Es gab rundum doch genug Gebüsch... Ich schrie also schon von weitem, er solle sich bloß beeilen, wenn er schon nicht ins Gebüsch hüpft... Vor lauter Schreck ließ der junge Mann von seinem Plan gleich ab und überließ mir das Dixie... Na also, geht doch...{Emotic(grin)} Aber Ihr glaubt es nicht, als ich aus dem Dixie wieder raus kam, stand er da und wartete... Ups! Ich bedankte mich tausend Mal und lief meiner Wege. Nach 5 km kam die erste Verpflegungsstation, und dann ging das Auf und Ab der Strecke los. Ein paar Steigungen mit anschließendem Gefälle liegen auf der Strecke, aber die sind noch recht moderat. Auf der anderen Seite kann man nun prima den Start- und Zielort sehen, aber es war noch weit bis dahin... Es folgte monotones vor-mich-hinlaufen, ich schaute nicht rechts und nicht links und lief einfach, zurück konnte ich eh nicht mehr. Und bis zur Scholastika (dem Schiffsanleger in Achenkirch) musste ich ja auf jeden Fall, da wartete ja Thomas. Irgendwann sprach mich von rechts ein junger Mann an, ein Wiener, der bei dem Lauf nicht angemeldet war und nur spaßeshalber mal mitlief, um zu schauen, wie weit er kam. Der lief ungefähr mein Tempo, alleine wäre ich allerdings einen Tick langsamer gelaufen. Wir unterhielten uns ganz gut, wobei er mich schon ab und zu mal prüfend von der Seite anschaute und irgendwann auch fragte, ob es mir gut ginge, weil meine Atmung so schwer ging. Das bin ich schon gewohnt, die geht manchmal wirklich schlimmer als bei einem Asthmakranken... Ja, es ging mir einigermaßen gut, wobei es mir im letzten Jahr an der Stelle deutlich besser ging, das muss ich schon sagen. Wir sahen irgendwann auf der anderen Seeseite die ersten Läufer Richtung Ziel rennen. Wow! Wir hatten noch nicht mal die Hälfte geschafft... Irgendwann erreichten wir Achenkirch, Thomas machte ein paar Fotos und lief dann mit mir mit. Er hätte mich allerdings etwas freundlicher begrüßen können, finde ich, sein erster Satz war "Du siehst aber nicht so gut aus!" Der Wiener lief vor und wir ließen ihn ziehen, mit ihm mithalten schaffte ich nicht mehr. In Achenkirch liefen wir durch die Zuschauermenge, dann die Steigung hoch, in den Wald, über den Bauernhof, wo die Verpflegungsstelle war, und dann ging es auf der anderen Seeseite zurück. Und jetzt wurde es richtig haarig. Das erste Stück ging noch über einen breiten Waldweg, aber dann begann der schmale Steig in die Berge. Es geht zum Teil steil bergauf über Felsenstufen, der Weg ist so schmal, dass immer nur einer laufen kann und überholen so gut wie gar nicht möglich ist. Überall stehen Rettungskräfte von der Bergwacht, falls jemand abstürzt, was Gott sei Dank meines Wissens noch nie jemand getan hat. Auch im See schwimmen Boote von der Wasserwacht neben den Läufern her. Falls die einem dann noch was nutzen, es geht schon ganz schön tief runter in den See... Bergauf und bergab über diesen Steig zog sich der Läuferwurm, oft wurde nur gegangen, weil der erste in der Schlange nicht mehr laufen mochte/konnte und der Rest dahinter dann auch nicht kann... Dann wurde wieder gelaufen und ich musste mit, auch wenn ich längst nicht mehr konnte. Thomas hüpfte munter vor mir her und dokumentierte mein Leiden mit meiner Digitalkamera hinreichend, mir wird noch immer übel, wenn ich die Fotos anschaue... Mir war schlecht von dem Corny-Riegel-Stück an der letzten Verpflegungsstelle und dem Iso-Getränk, ich bekam keine Luft mehr und atmete sehr laut, mit meinem Kreislauf kämpfte ich auch. Egal, wenn ich jetzt ging, musste der ganze Wurm hinter mir auch gehen... Thomas rechnete mir immer vor, dass es nicht mehr weit sei bis zum Ziel - für mich allerdings noch zu weit... 8 km, 7 km, 6 km... Irgendwann kamen wir an der Gaisalm an, dem Ende des Steiges. Jetzt ging es über Waldwege mit Wurzeln an der Erde und Geröllfeldern weiter. Aber immerhin oft breit genug, um wieder zu überholen. Wenn ich das noch gekonnt hätte... Ich rang stark nach Luft und ich hatte das Gefühl, dass mir irgendwas die Brust zudrückte. Meine Nase hatte auch angefangen zu laufen, weiß der Henker, wo das jetzt herkam. Noch 5 km. Meine Güte, noch so lang und keine Möglichkeit, auszusteigen... Irgendwann kippte ich mal kurz weg und fand mich in den Armen eines hinter mir laufenden Läufers wieder, der sofort meinte, ich solle mich hinsetzen, er holt die Sanitäter. Nee, den Rest schaffte ich schon irgendwie, wie hätten Sanitäter mich denn hier wegkriegen sollen? Thomas und ich gingen ein Stück, bis ich wieder Luft bekam. Dann kam eine Verpflegungsstelle, ich trank Wasser und lief dann langsam wieder an. Mit der Luft ging es jetzt einigermaßen, dafür machte mein rechtes Bein komplett zu und ich kämpfte darum, jetzt keinen Krampf zu bekommen. Thomas lief langsam neben mir her und fragte immer wieder, ob es ging... Ja, ging schon. Und es half mir sehr, dass er bei mir war, so hatte ich immer das Gefühl, dass jemand da ist, der sich kümmert, wenn ich doch noch umkippe. Die letzten 500 m lief er dann vor, um mich im Ziel beim Ein"laufen" fotografieren zu können, und ich schleppte mich allein ins Ziel. Was ich letztlich nach 2:41 h erreichte. Die Zeit war mir aber völlig egal, ich war froh, dass ich angekommen war...
Wir aßen etwas im Verpflegungszelt und tranken etwas, dann gingen wir uns erstmal trocken anziehen. Ich hatte den Eindruck, dass es mir wieder einigermaßen gutging. Aber nach einer Portion Nudeln mit Hackfleischsoße und einem kleinen Weizenbier war's endgültig vorbei, mir wurde ziemlich übel und wir sahen zu, dass wir zur Pension zurückkamen.
Okay, es war immerhin eine zeitliche Verbesserung zum letzten Jahr, als ich erst nach 3 Stunden das Ziel erreichte, aber mir ging es dieses Jahr deutlich schlechter. Mit dem Achenseelauf hab ich meinen Frieden noch nicht gemacht, der ist irgendwann nochmal dran...
Und wie geht's mir jetzt? Gesundheitlich nicht so gut, ich habe wohl irgendwas auf den Bronchien sitzen und versuche das mit Schleimlösern und Wick Vaporub am Abend loszuwerden. Noch ist dieses Ding in meiner Brust stärker, es sitzt knüppelfest, es kommt nichts raus und ich hoffe, ich werde das vor dem Köln-Marathon noch los. Ansonsten bin ich ehrlich gesagt sehr demoralisiert und unmotiviert, weil das Laufen derzeit so schlecht klappt und somit mein Zeitziel für den Köln-Marathon, unter 4:30 h zu kommen, erstmal in weite Ferne rückt... Mal sehen, was die letzten Wochen noch bringen...
23,2 km
2:41:38 h
6:58 min/km