Mein zweiter Marathon - Erfolg auf ganzer (Ziel)linie
Mein Bericht aus meinem Blog vom 30.04.2007:
Über 26.000 Läufer sind gestern hier in Wien gestartet. Rund 1400 davon aus Deutschland. Und einer war ich... Am Freitag kam die Aufregung langsam hoch, als ich mit Sylvia im Prater Riesenrad gefahren bin und sie mir aus luftiger Höhe einige Abschnitte der Strecke gezeigt hat. Dann sind wir zur Marathonmesse, unsere Startunterlagen abholen. Die blaue Startertüte (Startsackerl hier in Wien, hab ich gelernt... ) umgehängt, war's amtlich: am Sonntag laufe ich hier Marathon! Am Samstag die Kaiserschmarrnparty war ein tolles Erlebnis. Zum einen, weil ich die ganzen Foris, die ich letztes Jahr schon kennengelernt habe, wiedergesehen habe und noch ein paar neue Gesichter kennenlernen konnte, zum zweiten wegen der Atmosphäre im großen Festsaal des Wiener Rathauses.
Sylvia hat an diesem Abend bei mir übernachtet, und gemeinsam machten wir uns am Sonntag morgen in aller Früh auf zum Stephansplatz, wo wir die anderen Foris treffen wollten. Mit einer Riesen-Läufertruppe zogen wir dann los zum Start. Hier verschwand jeder in seinen Startblock, auch ich reihte mich im schwarzen Startblock ein. Tobias aus dem Forum blieb bei mir, er wollte HM laufen und wir wollten zusammen laufen. Ein Physiotherapeut, was ich im Hinblick auf meine lädierten Knie sehr beruhigend fand... Nach dem Startschuss ging's eigentlich trotz hinterletztem Startblock recht zügig. Der Strauss-Walzer und Falco sorgten für Gänsehaut-Feeling, und nach rund 10 min. waren wir über die Ziellinie und liefen an. Über die Reichsbrücke ging noch nicht viel mit eigenem Tempo, es staute sich doch arg, aber wurscht. In der Hauptallee, nach ungefähr 3 km, verabschiedete Tobias sich dann doch, er wollte in einem 6er-Schnitt laufen, was mir entschieden zu schnell war für einen ganzen Marathon. Also schmiss ich meinen MP3-Player an und lief alleine weiter. Ich musste mich schon arg bremsen, weil's so gut ging, dass ich nicht zu schnell laufe und nachher nichts mehr drin war... Bei km 5 standen Ulrich und Manu am Rand und erkannten mich schon, bevor ich sie sah. Juhu, im fernen Wien ein paar bekannte Gesichter am Straßenrand... Die HM-Strecke kannte ich schon vom letzten Jahr, ich war gespannt, wo's nach dem HM langging. Das Laufen ging eigentlich prima. Bei ungefähr km 15 bekam ich aber die Quittung dafür, dass ich doch eigentlich zu schnell lief - mir wurde schlecht... Ich nahm ein bisschen Tempo raus und hoffte, nicht nach dem HM raus zu müssen. Zu der Zeit war ich laut SMS-Dienst auf Platz 6.508. Mein Kreislauf beruhigte sich nach ein paar km aber wieder, auf der Mariahilfer Straße in Richtung Ziel konnte ich wieder richtig laufen lassen. Dani stand am Rand, ich musste kräftig nach ihr brüllen, dass sie mich sah. Und dann erschien schon Manfred mit seinem großen Luftballon und geleitete mich an der Fori-Filmkamera vorbei. Und schon erschien das Ziel. Aber nein, dieses Jahr "musste" ich dran vorbeilaufen und konnte nicht abbiegen. Die HM-Marke überquerte ich nach 2:19:59 h, was der SMS-Dienst schrieb. Zu der Zeit war ich auf Platz 5.743 und lief im Schnitt 6:40 min/km. War okay, fand ich. Nach der HM-Marke wurde es schlagartig leerer auf der Strecke und teilweise auch am Straßenrand einsamer.
Irgendwann erreichte ich wieder eine Strecke, auf der mir die Marathonis, die den Prater schon durchquert hatten, entgegen kamen. Ich hielt fleißig nach anderen Foris Ausschau, sah aber keinen. Aber ich wurde gesehen - von Mihi69 aus unserem Forum, der mir abends erzählte, dass das das einzige Highlight des Tages für ihn war, weil er sich dachte, dass ich noch durch den Prater müsste, ich arme Socke, und er hatte es hinter sich... Jetzt ging's wieder in den Prater. Km 30 erreichte ich nach 3:19:28 h, das war zu der Zeit Platz 5.542. Nett, dieser SMS-Dienst... So langsam kam ich doch ans Kämpfen, aber die letzten km wollte ich jetzt auch noch durchhalten. Nach einer kurzen Pippipause im Gebüsch lief ich neben einem anderen Läufer, der mich irgendwann auch ansprach. Wir nahmen beide einen Ohrstöpsel runter, um uns unterhalten zu können. War ganz prima, er zog mich kräftig mit. Und bei jedem Kilometer zählte er die km, die wir jetzt nur noch vor uns hatten, runter. Herbert hieß er, kam aus der Steiermark und lief heute seinen ersten Marathon hier. Bei km 34 an der Verpflegungsstelle tat das Anlaufen nach dem Trinken zum ersten Mal richtig weh und ich beschloss, die restlichen Verpflegungsstände zu ignorieren und meinen Eistee aus der Trinkflasche zu nehmen. Km 35 erreichten wir nach 3:52:15, das war bei mir Platz 5.432. Kurz hinter der 35-km-Marke wartete verabredungsgemäß Manfred, der mich ins Ziel geleitete. Jetzt hatte ich rechts und links einen Zugläufer neben mir, da konnte ja nichts mehr schiefgehen. Ich bekam irgendwann arge Seitenstiche und Manfred nahm mir meinen Trinkgurt ab, was mir sehr half. Zwischendurch bekam ich die Trinkflasche vorgehalten, ansonsten konnte ich einfach nur laufen. Was ich auch tat, das Hirn hatte ich eh längst ausgeschaltet. War ja nicht mehr weit, das musste jetzt auch noch zu schaffen sein... Km 40 erreichten wir nach 4:25:43. Manfred meinte, da wären jetzt 4:35 h drin. Netter Versuch, aber rechnen konnte ich dann doch noch... Aber vielleicht unter 4:40 h? Naja, abwarten. Dann kam km 41 und es war wirklich nur noch einer bis zum Ziel. Irgendwie - fragt mich nicht, wo sie herkamen - kamen die Kräfte wieder und ich zog das Tempo an. Manfred immer bei mir, Herbert rief uns irgendwann nach, dass wir bitte im Ziel warten sollten. Ich lief und lief und legte auf den letzten 500 m noch einen Endspurt hin, um noch unter 4:40 h ins Ziel zu kommen. Und es gelang!! Nach 4:39:36 h erreichte ich das Ziel! Ich hätte heulen können, so schön war das! Geplant waren 4:45 h. Ich bekam meine Medaille, wir warteten auf Herbert, und dann gab's endlich ein Finisher-Bier beim Forums-Treffpunkt. Und ich hatte es tatsächlich geschafft!!!
Heute, einen Tag später, geht's mir auch erstaunlich gut. Das linke Knie schmerzt, dem rechten geht's hervorragend, der Muskelkater hält sich aber in Grenzen. Ich war eben auch schon eine Stunde in den Weinbergen spazieren. Und ich strahle immer noch und freue mich...
An dieser Stelle wieder der obligatorische Dank: zuerst mal an alle die, die mir in den letzten Monaten mit Trainingsplänen, Trainingsbegleitung, guten Tipps und Antworten auf meine Fragen geholfen haben. An die, die gestern an mich gedacht haben. An Manfred und Herbert für die Begleitung auf den letzten schwierigen Kilometern. Und an alle die, die ich jetzt vergessen habe...
Und jetzt das amtliche Ergebnis:
4:39:36 h
1. HM 2:19:59 h
2. HM 2:19:36 h
Platz 5.043
W 35: 133
9,1 km/h und 6:38 min/km