Warum muss Roman W. nur PB laufen?
Eigentlich war noch bei all meinen Wettkämpfen wunderbares Wetter. Nachdem es am Samstag noch kalt war und Dauerregen herrschte, hatte ich eine gewisse Hoffnung, einmal was Neues kennen zu lernen. Der Blick aus dem Fenster am Sonntag in der Früh sagte mir, dass daraus nichts werden würde – wieder blauer Himmel!
Den Wien Energie Halbmarathon laufe ich jetzt schon das vierte Mal, kein Wunder, startet er doch praktischer Weise fast vor meiner Haustür. Mit der Zeit vom letzten Mal war ich eigentlich schon recht zufrieden. Was sollte ich mir also vornehmen? Zumindest ein paar Sekunden schneller werden, denn wenn ich trotz bravem Training nicht mehr schneller werden kann, muss ich wohl aufhören, denk ich. Marschtabelle war also 4:45 pro km, dann könnte sich sub 1:40 ausgehen. Ein zweites Ziel war, nicht überrundet zu werden.
Um 9:30 war Forumstreffpunkt. Es war nett ein paar neue Gesichter kennen zu lernen und ein bisschen zu plaudern. Kurz vor 10 lief ich, um meine Jacke noch los zu werden, zu meinem extra zu diesem Zweck in der Nähe geparkten Auto. Das war gleichzeitig das Aufwärmen. Als ich merkte, dass mir ohne Jacke immer noch warm war, entschied ich mich in letzter Sekunde für kurz/kurz und zog mich um. Dann rannte ich zurück zum Start, Küsschen-Küsschen mit meiner Frau (sie lief die 7km) und drängte mich von hinten so weit es ging durch die Starter nach vorne, was nahtlos in den durch den Startschuss ausgelösten Sog überging.
Ein bisschen musste ich noch hin- und herhüpfen und überholen, aber nach 500m konnte ich schon unbehindert laufen. Ich versuchte ein flottes aber lockeres Laufen und hoffte, dass ich damit für den ersten Kilometer zumindest nicht mehr als 4:45 brauchen würde. Nachdem es dann 4:30 waren, war ich beruhigt und genoss den weiteren Lauf. Die weiteren Kilometer pendelten sich so zwischen 4:35 und 4:40 ein. Ende 2003, bei meinem ersten Wettkampf über 4km war das gerade mein Renntempo, das ich mit Hängen und Würgen schaffte. Ein bisschen was bringt es also schon, das Training.
Gegen Ende meiner 2. Runde hörte ich dann schon die Hupen hinter mir, offensichtlich kam der Führende. Mit dem zweiten Ziel, nicht überrundet zu werden, würde es wohl nichts werden. Auf der Zielgeraden zischte Roman Weger dann an mir vorbei. Es war lässig, so unter dem Jubel der Leute zu laufen, den Zieleinlauf erste Reihe fußfrei mitzuerleben, vom Platzsprecher seine neue PB zu erfahren und auch gleich, 3 Sekunden nach dem Zieleinlauf das erste Interview zu hören (muss der Mann atmen eigentlich auch?). Naja, wäre ich rechtzeitig am Start gewesen und er nicht PB gelaufen wäre sich das mit dem nicht überrunden ausgegangen ...
In weiterer Folge sah ich ein Kind, das quer über beide Richtungsfahrbahnen der Läufer offensichtlich als Mutprobe hin und her lief. Später sah ich einen anderen Läufer der absichtlich durch alle Lacken lief. Unverständlich, das einzige, was ich beim Laufen nicht mag sind nass Füße.
In der 3. Runde wollte ich dann noch ein bisschen angasen. Viel ging aber nicht mehr, offensichtlich war mein Tempo schon recht gut gewählt. Ein paar überholten mich noch. Ich begann mich ein bisschen mit Windschattenlaufen zu spielen und versuchte mich an andere anzuhängen und ziehen zu lassen. Ich kam mir wie ein richtiger Läufer vor. Im Ziel war ich dann in 1:37:17, PB und um 3,5 min schneller als das letzte Mal, womit ich natürlich sehr zufrieden war. Jetzt muss ich den Marathon wohl auch noch ein bisschen schneller laufen!
Stefan
PS: Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, ich gönne Roman W. seine PB natürlich aus vollem Herzen!