Punktlandung 3:30:00
Da ich Tschitschi die ersten 35 km begleitet habe, mache ich es mir leicht und schreibe nur von den paar km die ich ohne ihn gelaufen bin.
Ein paar allgemeine Sachen muss ich aber vorher noch zusätzlich berichten:
Da wäre erstens mal von der blöden Muskelverhärtung zu berichten die ich schon vor km 10 gehabt habe. Ganz komisch, habe ich noch nie gehabt, hat mich aber gsd überhaupt nicht gebremst. Die 15 Sekunden wo Tschitschi seine Schuhbandel bei km 10 gebunden hat, habe ich den Muskel ein wenig massiert. Auf jeden Fall war der Schmerz nach 7-8 km wieder weg.
Am Vortag haben wir im Restaurant den Siegendorfer und Siggi kennen gelernt. Siegendorfer sitzt mir gegenüber am Tisch, und wir haben 2 Stunden lang super unterhalten. Wieso ich das jetzt hier erzähl : Bei km 18 überholt uns einer, und ich schau mir den Mann von hinten an und denke mir, dass der Laufschritt nur Siegendorfer sein kann. Keine Ahnung wieso. Ich habe ihn noch nie vorher laufen gesehen. Ich erzähle gleich dem Tschitschi und er glaubt nicht dass es der Siegendorfer ist. Trotzdem ruft er einfach mal laut nach vorne: Hans…. Und tatsächlich zeigt er auch gleich auf. Ich scheine eine Begabung für „Wetten dass“ zu haben: 2 Stunden mit einem Fremden reden und ihn dann am Laufschritt von hinten zu erkennen :-)
Sonst gab es bei meinen ersten 35km nichts weiter spezielles zu erzählen. Auf jeden Fall habe ich bei km 35 dann doch mal wieder den Hammermann kennen gelernt. Wir haben uns 5 km lang unterhalten. Anfangs dachte ich noch, was denn wieder mit Tschitschi los sei, dass er schon wieder einen Sprint einlegt, aber tatsächlich bin ich plötzlich einfach viel langsamer geworden , obwohl ich mich mittlerweile sehr anstrengte. Bis dahin war der Lauf absolut angenehm, aber jetzt ….das laufen fiel mir sehr schwer. Die 5 km zogen sich ewig dahin, der Schnitt war anstatt die geplanten 4:49 immer 5:20 bis 5:30. Ich lief wie in Trance weiter, bin immer wieder ein paar Meter mit geschlossenen Augen gelaufen weil ich es nicht schaffte die Umgebung klar wahrzunehmen. Der Hammermann hämmerte weiter… aber die Muskeln taten nicht weh, und ich überredete mich immer wieder nicht stehen zu bleiben. Meine Wunschzeit hatte ich eh schon längst aufgegeben. Schon im Start hat mir Tschitschi gesagt, dass ,falls es schwierig werden sollte, wir und das Olympiastadion visualisieren werde (Wir sind beide Fans von der Architektur von Frei Otto) So habe ich mir vorgestellt wie Bani mit seinen Fußballschuhen im Stadion auf mich wartet. Schneller macht mich da nicht, aber es hält mich am laufen. :-)
Irgendwann höre ich, wie ein Zuschauer französisch mit wem auf der Strecke redet. Da kam ich dann auch gleich ins Gespräch mit dem Läufer der schon länger neben mir herläuft… nei es war nicht der Hammermann… es war ein Pariser (der Mann war aus Paris ;-) ) , und ich beginne mit ihm zu reden. Nach ein paar Geschichten über den Parismarathon erzähl ich ihm ein bisschen vom Wienmarathon, und dabei kann ich dann plötzlich wieder klare Gedanken fassen, und denke mir dass wenn ich meinem Gehirn angestaubte Französischkenntnisse entlocken kann, dann kann es mir doch gar nicht sooo schlecht gehen. Und tatsächlich beginne ich wieder in mein geplantes Lauftempo zu kommen. Aber da sind´s eh nur mehr 2,195 km… und der Zieleinlauf war dann auch wieder OK. In der letzten Kurve höre ich noch Elisabeth, Bani und Manfred schreien, hebe kurz den Arm zum winken und probier noch jede SEKUNDE zu retten , die möglich ist. ;-) Leider habe ich dann vergessen die Stoppuhr zu drücken, und weiß dann leider meine genaue Zeit nicht. Die sollte ich dann erst am Abend erfahren, nämlich genau 3:30:00.
Im Zielbereich wartet auch schon Tschitschi auf mich, und sieht wie schlecht es mir geht. Zur Stärkung holt er mir ein Bier. So ein Bier im Ziel ist schon was feines und weckt die Lebensgeister ! Das sollte auch nicht das letzte Bier an dem Tag bleiben :-)))
Heute, 2 Tage nach dem Marathon, habe ich meine Pulskurve auf den Computer übertragen und habe festgestellt dass sich mein Einbruch eigentlich schon 8km vorher angekündigt hat. Da ist der Puls nämlich sprunghaft angestiegen, obwohl unser Schnitt da schon ein wenig langsamer wurde. Da ich aber kein einziges Mal auf die Pulsuhr geschaut habe, war ich mir dessen nicht bewusst. Ich hätte wahrscheinlich mit einem Gel vorsorgen können. Ich habe welche dabei gehabt , aber kein einziges Gel verwendet. Beim nächsten Marathon werde ich mich nicht mehr alleine aufs Gefühl verlassen , sondern doch ab und zu wieder meinen Puls kontrollieren.
Auf jeden Fall war es ein sehr schöne Marathon. Sicher nicht der einfachste, aber auch nicht der schwierigste….Abgesehen vom reinen Laufen muss ich noch erwähnen dass es wirklich super war in der Gruppe unterwegs zu sein. Das hat vieles einfacher und einzigartiger gemacht. Natürlich war auch das Anfeuern von unseren Streckenposten Elisabeth, Bani, Beate und Manfred ganz toll. Ohne euch wäre ich sicher nicht in der Zeit ins Ziel gekommen. Und es hat ja jede Sekunde gezählt :-)
Das allerbeste an diesem Marathon war aber das Training dazu . Zum einen wurde ich super von Bani beraten. Danke noch mal ! Und außerdem war es absolut genial mit Tschitschi zusammen zu trainieren. Auch dir ein großes Danke ! Nächstes Jahr schaffen wir es sicher, zusammen ins Ziel zu kommen…