VCM2007 - Das erste Mal und es tat nicht wehEine kurze Vorgeschichte.
2003 kam ich nach Wien, 2004 sagte ich im neuen Job locker zu, bei der VCM2004 Staffel 9,5km zu laufen. Meinem damaligen Kampfgewicht von 103kg zum trotz begann ich also mühevoll mich im Prater zu quälen. Dann die Staffel - geniale zeit und das erste Mal dann am heldenplatz als Zuschauer im Zielbereich - GEIL, DAS WILL ICH AUCH EINMAL MACHEN...
2005 war ich im Ausland
2006 begann das Vorhaben VCM2007
2007 im Frühjahr: Lerne ein geniales Forum kennen, sehr nette Leute, super Tips, leider nie Zeit gehabt bei einem gemeinsamen Lauf jemanden persönlich kennen zu lernen.
2007, 29.April, 09:00 Ich beginne zu laufen. Mit Bani und Elisabeth und Luxemburger vom Forum. Irgendjemand hat mich vor dem Start noch gefragt, ob ich nicht aufgeregt sei. Nein, war ich wirklich nicht. Es war wie wenn ich einen Film anschaue, so irreal - wie, ICH laufe einen Marathon?
Reichsbrücke:
Wahnsinn, nur Läufer auf der Straße vor uns, es wuselt gleich so und ich bin Teil davon! Ich war dann froh, dass ich im Prater noch meine eigene Flasche hatte, so ersparte ich mir die Drängerei bei der ersten Verpflegungsstelle.
Kurz vor der Oper:
Ich meinte noch zu Elisabeth, dss wir in ca. 3 Stunden und ein paar zerquetschte nochmals hier mit Gänsehaut laufen werden. IRRTUM! Gleich darauf das erste Mal bei der Oper vorbei und da war sie die Gänsehaut...
Wienzeile:
Hier sollte ich doch meinen Schatz das erste Mal treffen. Wo ist er nur der Herzballon, denn ich Ihr extra mit Helium füllen ließ? Ah da war sie, gutes Gefühl, aber einen km viel zu schnell gelaufen... Wieder zurückgefallen auf den perfekten pace vorgegeben von Bani. Geniale Betreuung, super Pace von Anfang an, man merkt seine Routine und ich lass mich mitreißen. Auch wie er sich um Elisabeth kümmert. Ich versuche ihm ein bisschen zur hand zu gehen, als kleines Dankeschön, dass ich mich dranhängen durfte.
Mariahilferstrasse:
Wahnsinn, wir sind bei km 17 und ich habe das Gefühl, als wäre ich gerade gestartet. Der Puls genial niedrig, hätte ich mir nie gedacht. Jetzt einfach rollen lassen, so wie es Ulrich geschrieben hat.
Halbmarathon:
1:59:55 wahnsinn, super eingeteilt von Bani. Aber Moment mal, das heißt, damit ich sub 4 schaffe muss ich ja fast schneller sein in der 2. Hälfte - also negativ Split. Ob ich das schaffe? Na egal in 2 Stunden weiß ich es. Wo ist mein Schatz, wir sagten doch beim parlament? Ah hier weht der Herzballon. Schön und mein Getränk hat sie auch mit, sie ist wirklich die Beste. Das motiviert.
Schüttelstraße:
Wahnsinn jetzt haben wir schon 27km vorbei, soviel lief ich noch nie im Wettkampf und ich bin noch soo genial drauf. Kann auch noch mit Tina tratschen. Denke mir noch, dass das eben so ist, wenn man gut vorbereitet ist. Der Hammermann kommt bestimmt noch. Frage kurz mal nach bei Elisabeth, wie es ihr geht. Wirkt noch frisch, aber konentriert und fokkusiert - also alles bestens. 1-2km später spüre ich mal ein bisschen die Beine und denke mir noch "aha, jetzt geht der Marathon also langsam los"
Prater:
Rein in den Prater, Hirn ausschalten, die Beine kennen die Strecke auswendig und sollen bitte sehr alleine laufen. Laufe jetzt ein bisschen schneller als der Rest, aber sie sind ja noch ein paar Meter hinter mir. Sollte ich nicht besser bei Ihnen bleiben. Viel spricht dafür:
a) Der Bani kann das Tempo sicherlich besser einteilen und ist auch auf sub 4 ausgerichtet
b) Ist doch irgendwie unhöflich. Ich nutze die Gruppe bis hierher aus und dann lauf ich davon
c) Naja wenn ich sage ich laufe alleine weiter und dann holen Sie mich ein, dann is auch irgendwie peinlich. Der kleine Unerfahrene hat wohl geglaubt, er kann bei km 30 davonlaufen...
Komm denk nicht und lauf. Wenn ich wirklich eingehe, holen sie mich wieder ein und nehmen mich mit, also denk nicht - lauf.
Lusthaus:
Wo ist der Hammermann. Hab ihn noch nicht gesehen, na der wird schon noch kommen. Jetzt sinds also noch so in etwa 8km also eine lockere Praterrunde, des geht schon noch.
Schüttelstraße:
Nachdem ich von meinem Schatz noch ein Gel bekam - das erste hab ich verloren bei einer Wasserstation - gehts wieder super weiter. Jetzt noch 5km. Jetzt beginnen die 5km auf die ich ein halbes Jahr 4mal die Woche konsequent trainiert habe. Geniesse jedes stechen und jeden schwachen Moment. All das wird mich in 25Minuten unsterblich machen
Franzensbrücke:
Ulrich hat geschrieben, dass ich hier gehen darf, aber warum ich kann ja auch langsam laufen. Wie lange noch? Oh, das könnte sich glaub ich ausgehen. Hätte ich mir doch Durchgangszeiten auf die Hand geschrieben, Rechnen funktioniert nicht mehr so gut.
Wo bin ich hier eigentlich, habe keine Ahnung, wo ich hier laufe. Hier war ich noch nie.
Letzte Versorgungsstation:
Soll ich nochwas nehem oder nicht. Eigentlich fühlre ich mich gut, keine Krämpfe, nicht durstig, naja Cola soll ja super wirken, aber zuvor noch die Kohlensäure rausschütteln - hat Ulrich geschrieben.
Jetzt müssten mich bald bani und Elisabeth einholen - oder? Aber zum Umdrehen fehlt die Motivation.
Rein in den Ring:
So jetzt langsam aber sicher schneller werden, eben waren es noch 2,2km und 12 Minuten zeit. Wenn ich also die letzten 100m geniessen will, dann sollte ich verdammt nochmal einen Zahn zulegen.
He vor mir ein Kenianer, den schnapp ich mir. Ca. 1 Meter hinter ihm her, konzentriere Dich nur auf sein Leibchen und renn verdammt nochmal.
Genial hier, die Musik hat einen guten Rhytmus, denn sollte ich mit den Schritten halten.
Schwarzenbergplatz:
Noch schnell einen Kollegen getroffen, der mich mit einem legeren "Wos is Gröbi, zah aun" anfeuerte. Komm ejtzt noch ein wenig bergauf und dann kommt der Moment, auf den Du Dich seit 3 Jahren freust...
Zielsprint am Ring.
Verdammt eng hier, Alle 5 Schritte "Tschuldigung" brüllen, damit man durchkommt... irgendwie anstrengend. Hee da ist ja der Helium-Herz Ballon. Hier habe ich mit meinem Schatz ja gar nicht gerechnet. Komm ein bisschen schneller noch - für Sie und unser Baby (im 7. Monat...)
Kurve zum Heldentor:
Hallo warum bekomm ich keine Luft? Ah das ist also Hyperventilieren, mal sehen wie es mit ein paar langsameren Schritten wäre - besser ich kan weiteratmen.
Durchs Heldentor, kurzer Blick auf die Uhr, noch 1,5 Minuten und 100m: Unglaublich, den Sieg kann mir keiner mehr nehmen. Die Hände zur Faust geballt und jetzt genieß du Idiot, genieße diese 100m. Hee, auf der Absperrung ein Kollege mit ausgestreckten Armen. Ihm sag ich es als ersten, 70m vorm Ziel. Die Hände nach oben gerissen: "Peda, unter 4 Stund, es geht si aus!!!"
Rein ins Ziel
Abgestoppt, weiterlaufen und gehen nich stehen bleiben haben sie gesagt.... So noch 40 Sekunden, dann kommt auch Elisabeth und Bani und Tina... noch 20 Sekunden... noch 10... verdammt ich sehe sie nicht. Oh nein, mir schwant fürchterliches. Die arme Elisabeth... ich hätte mich sooo sehr für sie gefreut.
Und so warte ich einige Minuten im Zielbereich. Jetzt brauche ich aber was zum Trinken, der Kreislauf meldet sich. Wasser holen und zurück!
Hier sind sie, hoffentlich ist niemand böse, dass ich ohne mich zu verabschieden davongelaufen bin. Im Gegenteil. Alle freuen sich für mich. Somit die ersten Leute im Ziel, denn ich die frohe Botschaft verkünden kann. Erste Emotionen und die Freudenstränen gerade noch unterdrückt
Die haben echt Größe, eigenes Ziel zwar knapp verpasst aber von herzen für mich gefreut: Danke You made my Day...
Der Tag danach:
Verdammt was mach ich nun? Der Muskelkater ist eigentlich nur ein kleiner und ich bin trotzdem leer. Ich brauche neue Ziele. Na Gott sei dank da kenne ich ein nettes Forum, ich frag dort einfach mal nach...
