Barcelona im Schnee......und wie ich in der Badehose liefAm 07.03. war es endlich wieder mal so weit. Ich durfte das Glück genießen wieder mal 42,195 km durch einer der fantastischsten Städte Spaniens laufend zu bewältigen.
Nachdem der Flug nach Barcelona mehr als angenehm und leider viel zu schnell verging landeten wir bei strahlendem Sonnenschein in der zweitgrößten Stadt Spaniens.
Um ca 15.00 Uhr kommen wir in unserem Hotel an und nach einer kurzen Kaffeepause geht es sogleich zur Expo um die Startunterlagen abzuholen. Da die Expo direkt im Start/Zielbereich sich befindet kann man gleich mal einen ersten Eindruck sammeln was einem morgen erwarten wird. Sehr viele Leute sind hektisch unterwegs die versuchen schnellstmöglich von einem Punkt zum andern zu gelangen.
Ich mit meiner Marathon Erfahrung gehe es eher relaxet an und schau das ich zu meinem Startsackerl komme. In weniger als 5 Minuten habe ich ein nettes T-Shirt in meinen Händen und den Chip musste man auch testen lassen. Das alles ging wie gesagt ruckizucki und dann ab zur Nudelparty wo aber bereits fast alles zusammengeräumt wurde weil es seit Mittag keine Nudeln mehr gab. Da bin ich dann zu ersten Mal sauer geworden. Da haben sich ca 12.000 Läufer angemeldet und dann gibt es bereits zur Mittagszeit keine Nudeln mehr. Etwas mehr Organisationsgeschick und viel Ärger hätte man sich da seitens der Läufer ersparen können.
Sauer und mit leerem Magen suche ich durch die paar Standeln die in der riesigen Messehalle aufgebaut wurden das weite und stürme gleich zum erstbesten Würstelstand um wenigstens etwas zum Essen zu ergattern.
Danach mache ich vom wohl schönsten Marathonstartplatz Europas ein paar Fotos um die Eindrücke halbwegs einfangen zu können. Dieses Gesamtensemble: Oben der Olympiaberg, dann das Nationalmuseum, dann der magische Springbrunnen, und dann die majästetische Avenida de la Reina Marie Christina mit den mächtigen, dennoch eleganten venetianischen Türmen sind der absolute Hammer und lassen viel Vorfreude aufkommen.
Danach fahre ich ins Hotel suche mir ein nettes Tapas-Lokal , trinke ein paar Bier und Sangria und leicht beschwipst geht es um 22.00 Uhr ins Bettchen.
07.03.
Bereits um 06.00 Uhr läutet der Wecker, denn der Start ist bereits um 08.30 Uhr. Rasch will ich mich in meine Laufklamotten schmeißen als ich feststellen muß das ich keine Unterwäsche mitgenommen habe. Kurz denke ich nach in meiner Verzweiflung was ich tun soll als mir die Idee kommt doch mit der Badehose den Marathon zu laufen. Eine andere Alternative hatte ich eh nicht, denn nackt wollte ich auch nicht laufen
Nachdem sich die Aufregung um die vergessene Unterwäsche gelegt hat, versuche ich ein paar Bissen runter zu bringen und mit der U-Bahn bin ich rasch am Startgelände angelangt.
Das Umziehen in der Halle, Gepäckaufbewahrung und Startaufstellung klappt hervorragend, ohne Gedränge und ist in 2 Minuten Fußmarsch von der Startlinie entfernt. Da es A...kalt ist in Barcelona (gute entscheidung nicht nackig unter der Laufhose zu laufen) bleibe ich bis 5 Minuten vor dem Start in der Expo und gehe locker entspannt in meinen Startbereich der streng kontrolliert wird das nur wirklich jene Läufer eintreten die für den Leistungsbereich vorgesehen sind.
Und dann der Start ..... absolut genial gemacht mit Tausenden Papierschlangen und Konfetti die auf die scharrende Läuferschar herabregnet. Dieses Bild ist einfach genial und mein Herz jubelt. Und endlich geht es los. Ich weiß nicht wirklich wie ich laufen soll, kam ich doch seit meiner Operation an meinem Fuß im Dezember und 2 heftigen und langwierigen Grippeerkrankungen in den letzten 3 Monaten zu fast keinem Laufen, geschweige denn zu einem Training. Aber mir ist das alles egal und will einfach genießen. Das Läuferfeld ist dicht aber es rollt schön dahin und man kann frei laufen. Keine Kurve, kein Bordstein, keine Absperrung behindert den Läuferstrom, sehr angenehmes Laufen. Kurz nach dem Start geht es schon realtiv deutlich bergauf ehe man bei km 5 schon die ersten Wasserflaschen gerreicht bekommt. Und das ist wirklich genial. Überall wurden einem 0,35 l Wasserflaschen gerreicht, das liebe ich im Gegensatz zu den Bechern kann man gemütlich trinken bei vollem Tempo.
Es geht wieder zurück zum Placa Espanya. Sehr gute Stimmung hier, viele Zuschauer und mein Schatz ist auch ganz unerwartet unter den frenetischen Zuschauern.
Schnurgerade gibt es immer wieder Steigungen und Gefälle ingesamt haben ein A-Kollege und ich ca 160 HM gemessen. Der Veranstalter gibt ca 120 HM an. Die Wahrheit wird wohl irgendwo in der Mitte liegen und sicher nicht leicht wenn man hier Bestzeit laufen will.
Ich bin aber eher zum genießen hier und so trappe ich gemütlich kontrolliertes Tempo vor mir hin. Denn der schwierigste Teil kommt jetzt, die Meridiana. 5 km geht es leicht bergauf. Auf der Gegenseite lassen es die schnelleren Läufer schon wieder rollen und im nu habe ich die HM Marke passiert. Nach einigen KM gelange ich zum Hafen und ein Stück laufen wir dem Meer entlang. So was taugt mir unheimlich, ich liebe es Stundenlang am Starnd zu sitzen und einfach nur aufs Meer hinaus zu sehen. Leider habe ich aber heute nicht ganz so viel Zeit und viel zu schnell geht es wieder weg von der Meeresseite wieder zurück in Stadtzentrum als ich einen Mann, der auf Krücken den Marathon läuft überhole. Die Menschenmenge ist begeistert und feuert den Helden lautstark an. Wie der vor mir sein kann in dem Tempo ist mir ein Rätsel aber wurscht, überholt habe ich ihn und ich renn unbeirrt meinen Weg. Mittlerweile tu ich mich aber schon ein bisserl schwer weil ich ja in den letzten 3 Monaten „nur“ einen LJ mit 30 KM zusammengebracht habe und das rächt sich halt doch ein bisserl. Klugerweise bin ich das ganze Rennen langsam angegangen und so hat der Mann mit dem Hammer keine Chance mich zu erwischen. Schließlich geht es ab KM 38 nur mehr bis zum Ziel leicht bergauf was schon ein bisserl verdammt hart war. Aber ich meistere auch dieses Stück mit Bravur und ab KM 41 geht die Post ab. Das Läuferfeld ist dicht. Links, rechts, Endspurt ist angesagt. In vollem Lauf genieße ich die brüllenden Zuschauermassen als ich mit 03:25:21 durch den Zielbogen, das Nationalmuseum vor Augen durchhusche. Die Zielverpflegung ist alles andere als toll, gibt es doch dort glatt das selbe wie auf der Strecke. Ein Bier wäre mir lieber gewesen. Da es doch verdammt kalt und auch sehr windig ist suche ich schnell das weite und lass mich bei der Massage verwöhnen. Da die Duschen sich ganz wo anders befinden und da einen Busshuttle eingerichtet hat, verzichte ich darauf und fahre ungeduscht in Hotel und lege dort eine halbstündige Siesta in der warmen Badewanne ein.
Dort lasse ich meinem Lauf Revue passieren und denke schon wieder nach wo ich wohl als nächstes einen Marathon finishen könnte.