Wunder und Frust liegen oft Nahe beieinander
Es geschehen wirklich Wunder, gut so.
Ich trainiere seit November so vor mich hin, kalt ist es, dunkel auch, keine Form, wenig Lust, wenig Eisen lt. Befund, dafür viel Hunger lt. Magen, 3x die Woche laufen, für Sprints liegt mir zu viel Schnee, der Winterspeck hat sich auch noch nicht verflüchtigt, wovon auch……eigentlich spricht genau nix für einen flotten HM.
Vor 3 Wochen bekomm ich meinen Trainingsplan und darauf stand der erste VCM-HM mit folgendem Originalbeitext: „VCM-HM, kein Maximallauf nötig, 4:45min/km reichen“, ich komme mir gefrotzelt vor, frag mich ob mich der Trainer verwechselt hat, sich vertippt hat (5:45 passert wesentlich besser zu meiner Form) oder im Rest-Rotwein-Taumel meinen Plan schreibt.
Ich geh trotzdem an den Start. Vor dem Start frag ich noch beim Trainer nach, ob das echt ernst gemeint ist und überlege mir heimlich wozu ich einen Trainer brauche. Seine ernüchternde Antwort: „Zeit ist egal, einfach nur angenehm schnell laufen“. Problem: die Worte „angenehm“ und „schnell“ haben in der Verbindung mit laufen genau nichts miteinander zu tun, bei mir halt nicht. Hmmmmm?
Start: erster km zu schnell, zweiter auch, alle eigentlich, es lauft gut und rund, bei km 5 überlege ich mir meine „Wunsch-Rundenzeiten“, lt. Plan 33,15min, lt. Gefühl 36min, lt. Traum: 33min. Erste Runde 31:34, puhhh, super, aber wie soll das weitergehen. 200m vor mir ein Bekannter, der mich letztes Jahr beim einem 10km ordentlich abgehängt hat.
Da kommt der Ehrgeiz, jetzt schau ma einmal, ob ich den Bekannten nicht einholen kann, meldet meine innere Wettkampfstimme, und die Haxerln folgen, ich bin Passagier. Hab den Bekannten dann genau 3x eingeholt und einmal überholt. Wie geht das ? Ganz einfach, nach 4km (=km11) hab ich ihn eingeholt, leider mit einem offenem Schuhband, Mist, stehenbleiben, bücken, Bandl binden, fluchen, weiter, er hat wieder ca. 40m Vorsprung, ok noch einmal das Ganze, bei Start und Ziel bin ich wieder bei Ihm, jetzt muss ich aber ein Gel nehmen und ein bisserl was trinken, hab ich in der ersten Runde eh ausgelassen. Und? Er kann im Laufen trinken, ich weis schon, wie mein Sommertraining aussieht.
Wieder ist er etwa 40m vor mir. Dafür war die Runde wieder flott, 31:55, bin mehr als zufrieden und will es jetzt einfach wissen. Halte ich das Tempo durch ? nach wieder 2km (km 16) ist er wieder eingeholt, jetzt aber auch überholt, ich fliege…mein Puls auch…ich schau einfach nicht mehr.
Dann, auf den letzten 2 km fand ich noch einen „Motivator“, 10m vor mir, der nicht und nicht einzuholen war, verflixt. Irgendwann resigniere ich werde langsamer, dreht sich der Motivator unvermittelt um und feuert mich an, ich solle doch dran bleiben und wird einen Hauch langsamer. So wetze ich in 31:55 die dritte Runde zu Ende, zum Zielspurt reicht es heute nicht mehr, aber zu 1:35:49, meine neue Bestzeit, neuer höchster Durchschnittspuls, ich lebe auch noch – ein echtes Wunder. Ich hab den besten Trainer der Welt!
Im Ziel finde ich meinen Motivator wieder und bedanke mich für die unvermittelte Hilfestellung, „war doch nicht nötig auf mich zu warten“ etc. Er: hoffe das Tempo war so in Ordnung. Ich: warum tust du das? Danke nochmals. Er: kein Problem, war nur ein Trainingslauf, bin verletzt!
Der Frust sitzt jetzt aber tief……. Trainer, du hast noch viel zu tun…