Mein weitwandernder Kollege, der mich schon zum "Burgenland Extrem" überredet hatte, erzählte mir letzten Frühling, dass er sich für den Trailway Hatscher von Gloggnitz nach Mürzzuschlag angemeldet hatte, und dass es da auch einen Laufbewerb gibt. Kurzerhand meldete ich mich an.
Lange Zeit wusste ich nicht viel mehr, als dass die Route entlang des Semmering Bahnwanderwegs verläuft.
http://www.semmeringbahn.at/bahnwanderweg.phpDie Zeit verging und langsam machte ich mir Gedanken zur Ausrüstung - Trail- oder Strassenlaufschuhe? Laufstöcke? Als Entscheidungshilfe veranstaltete ich eine Familienwanderung auf dem entscheidenden Streckenabschnitt von Klamm nach Semmering. Es hat uns allen gut gefallen und ich entschied mich danach für Strassenschuhe und Stöcke.
Erst 5 Tage vor dem Start kamen nähere Informationen per E-Mail: Etwas enttäuschen: Kein Kleidertransport, nicht einmal ein gesichertes Depot, keine Duschen und kein organisierter Transfer.
Für mich viel mehr überraschend war aber die Information, dass die Checkpoints nur bei den Bahnstationen sein werden. Zur Erklärung: Es war bereits bekannt, dass es keine Streckenmarkierungen oder Streckenposten vom Veranstalter gibt, es wird nur Checkpoints geben und sonst sollte man den Bahnwanderweg-Markierungen folgen. Es wurde auch als Orientierungslauf (mit niedrigen Anforderungen) tituliert. Überraschend war nun, dass zwischen Breitenstein und Semmering kein Checkpoint sein wird, obwohl der Weg hier 2 weite Schleifen zum Kalte-Rinne-Viadukt und zur Doppelreiterwarte macht. Was das bedeutet, weiss man, wenn man auf die Karte schaut. Wer dafür jetzt keine Zeit hat: Es wäre so, als wenn man beim VCM zwar sagt, dass man vom Praterstern Zum Stadion und zum Lusthaus laufen soll, Zeitmatten gibt es aber nur am Anfang der Hauptallee und dann erst auf der Franzensbrücke und eigentlich reicht es, wenn man diese Matten überquert. Ich war also im Zweifel, ob ich mich an die Angabe "Entlang des Bahnwanderwegs" oder an dem Prinzip Orientierungslauf halten sollte. Letztlich speicherte ich beide möglichen Routen auf meiner Uhr.
So begab ich mich mit der Bahn nach Gloggnitz und nutzte die 2 Kilometer vom Bahnhof zum Startbereich im Schlosspark zum Aufwärmen. Dort wurde ich auch recht freundlich Empfangen, bekam meine Startnummer, einen Chip mit Velcro-Band für das Fußgelenk. Weiters angeboten wurde eine Trinkflasche auf die ich verzichtete, weil viel zu groß für meinen Laufrucksack. Dass auf allen angebotenen Energieriegeln "Low Carb" prangte, fand ich auch etwas seltsam - egal, ich hatte schon selbst vorgesorgt. Ich fragte auch nochmal, wie das mit der Strecke und den Checkpoints zu verstehen ist und mir wurde bestätigt, dass man die Route frei wählen kann und nur die Checkpoints passiert werden müssen - alles klar. Schliesslich erhielt ich noch ein A5-Kärtchen, auf dem die "Geheimen Nummern" der Checkpoints einzutragen sind. Zeitmatten gab es nämlich nur in den beiden Zielen auf dem Semmering und in Mürzzuschalg, bei den anderen Checkpoints war einfach eine Nummer von einem Taferl abzuschreiben.
Bald fand ich mich in einer überschaubaren Startergruppe und eine Organisatorin beschrieb uns noch die genaue Position der Checkpoint-Taferln und ein paar kritische Stellen an der Strecke, wo man sich leicht verhauen kann. Dann ging es auch schon los - und alle liefen auf der Straße in eine andere Richtung, als ich auf meiner Karte hatte. Ich vertraute aber auf meine Planung und folgte hier tatsächlich dem Bahnwanderweg und nciht der Straße. Wie ich später herausfand, war es ziemlich egal, mein Weg war etwas kürzer, aber hatte ein paar Höhenmeter mehr. Ich war also sofort ganz alleine unterwegs. Nach einiger Zeit überholte ich ein paar Wanderer, die wahrscheinlich wie mein Freund keine Zeitnehmung gebucht hatten und schon früher gestartet waren. So kam ich bald nahe zum ersten Checkpoint in Klamm. Kurz davor kam mir ein Läufer entgegen, der mir bestätigte, dass der Weg richtig ist, er ist schon nach dem Checkpoint. Ich erinnerte mich, dass der offizielle Wanderweg sich kurz vor Klamm in 2 Varianten aufteilte, der Läufer lief also zurück zur Abzweigung über den vorderen Kreuzberg. Ich lief aber auf der anderen Variante über die Weinzettelwand, wieder ein bisschen kürzer, dafür mehr Höhenmeter. Hier wurde es manchmal schon richtig steil, die Stöcke waren nun sehr hilfreich. Schon bald kam ich zum nächsten Checkpoint nach Breitenstein.
Nach einem kurzen Stück hinunter auf den Grund des Adlitzgabens zweigte ich vom Bahnwanderweg auf einen anderen markierten Wanderweg ab, der mich direkter zum Bahnhof Semmering führen sollte. Der Anstieg war steil, ich wechselte auf gehen und wuchtete mich mit mehr oder weniger kraftvollen Stockeinsatz 200m hinauf zum Bahnhof Wolfsbergkogel. Damit hatte ich zwar kaum Höhenmeter, aber gut 7km Strecke gespart. Nun ging es wieder flott auf dem Originalweg richtung Semmering Bahnhof. Der Zielbereich dort sah noch recht vereinsamt aus, nur ein paar Betreuer waren da. Wie ich später rekonstruierte, war ich hier wohl an 2. Stelle, der spätere Sieger weit vor mir, aber vor der Führungsgruppe der Kurzstrecke, die erst 10 Minuten nach mir ihren Lauf hier benden sollten. Ich füllte meine Flasche mit Wasser und lehnte den angebotenen Schnaps ab - man merkt, es ist eher eine Veranstaltung für "zünftige" Wanderer.
Nun ging es noch ein paar Meter bergauf zum höchsten Steckenpunkt im Ort Semmering. Dort packte ich meine Stöcke in den Rucksack und ließ es die alte Reichsstraße hinunter so richtig rollen, froh über meine Schuhwahl, sie waren bergauf nie zu "ungriffig" gewesen und nun war ich mit der Dämpfung eindeutig besser dran. Beim Bahnhof Steinhaus suchte ich kurz nach dem Checkpoint und erinnerte mich zum Glück, dass die Orga am Start etwas von Kabeltrommeln erzählt hatte. Tatsächlich entdeckte ich ganz am Ende des Stationsbereichs hinter Kabeltrommeln den Checkpoint und einen weiterführenden Pfad. Als ich die Nummer auf dem Kärtchen notiert und gearde loslief, hörte ich hinter mir eine Gruppe von Läufern. Kurz daauf musste ich den weiterführenden Weg suchen und wurde von der Dreiergruppe eingeholt. Sie waren aus der Gegend und kannten sich aus. Sie hatten sich entschieden, entlang der Bundesstraße zu laufen. Ich folgte ihnen eine Zeitlang, entschied mich dann aber doch, dem Wanderweg zu folgen. Bis nach Spital a. Semmering war das kein großer Nachteil, beim Checkpoint konnte ich sie noch sehen. Von dort hätte ihnen besser auf dem Radweg nach Mürzzuschlag folgen sollen. Ich blieb aber auf dem Wanderweg, der mir eine etwas längere Strecke und noch dazu noch einige Höhenmeter bescherte. Schließlich verpasste ich noch eine Abzweigung von der Forststraße auf einen schmalen Pfad und weil diese eine Zeitlang fast parallel verliefen, merkte ich erst nach 300m meinen Fehler. Etwas frustriert war ich unkonzentriert und stolperte prompt über eine Wurzel und holte mir ein blutiges Knie, das hats wieder gebraucht. Nun leider sicher, dass ich die 3 nicht mehr einholen würde, lief ich etwas vorsichtiger, bis ich bei Edlach wieder zurück auf der Straße war. Noch ein paar Kilometer weiter ging es nochmal etwas den Hang hinauf in den Wald, hier war es aber goldrichtig, weil am Ende ein kurzer schmaler Pfad hinunter zum Südbahnmuseum und dem Ziel führte. Wenn ich hier auf der Straße gebliben wäre, hätte ich um den ganzen Bahnhof herumlaufen müssen.
So kam ich schließlich doch zufrieden und glücklich ins Ziel. Nach etwas Verschnaufpause, Wundversorgung und Kleiderwechsel nahm ich hier das angebotene Bier gerne an. Alle waren sehr nett, neben der Finisher Medaillie bekam ich noch ein hübsches Funktionsshirt.
Aus den angekündigten 40km (die auch auf dem Originalweg etwas übertrieben waren) wurden für mich 32.7km, die 1200hm stimmten recht gut mit meinen Aufzeichnungen zusammen. Meine Zeit war 3:41, 5. Platz von 17 Teilnehmern, 2. in meiner Altersklasse.
Alles in allem ein netter Event in schöner Landschaft, wenn es in den Trainingskalender passt, werde ich wohl nächstes Jahr wieder dabei sein.
LG Alexander