Autor Thema: 2021-10-10 Kleine Zeitung Graz Marathon - AppleCakeRunner  (Gelesen 9082 mal)

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Datum: 2021-10-10
Event: Kleine Zeitung Graz Marathon
Distanz: 42,195 km

Ersteller: AppleCakeRunner

Offline AppleCakeRunner

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Antw:2021-10-10 Kleine Zeitung Graz Marathon - AppleCakeRunner
« Antwort #1 am: 13.10.2021, 09:04:11 »

Aufgrund der Corona Krise wurde der Graz Marathon 2020 abgesagt. Unter dem Motto aufgeschoben ist nicht aufgehoben, hatte ich mich entschieden heuer meinen zweiten Marathon in Angriff zu nehmen; anschließend mein Graz Marathon 2021 Bericht.

Nach dem wir außerhalb von Graz genächtigt hatten, fuhren wir nach dem Frühstück Richtung Technische Universität Graz, wo wir ziemlich zentral einen Parkplatz fanden. Leider wurde es am Weg zum Startbereich immer kälter und es begann zu regnen. Nach kurzem Einlaufen begab ich mich in den Marathonstartblock. Rund zwei Minuten vor dem Start hatte der Regen aufgehört.


Der Start begann pünktlich um 10 Uhr und ich war bereits nach 27 Sekunden über der Startlinie was mir wegen der Kälte sehr entgegen kam. Meine Tempodauerläufe bin ich in der Regel in einer 5:20er Pace gelaufen aber irgendwie war der Respekt so groß, dass ich „sicherheitshalber“ in der Pacemaker Gruppe 4:00 startete. Aufgrund der Kälte lief ich die ersten beiden Kilometer mit einem Poncho. Auf den ersten fünf Kilometer versuchte ich meinen Rhythmus zu bekommen und immer hinter Christian (4:00 Pacemaker) zu bleiben. Aufgrund seiner roten Haarfarbe war er unter den ganzen Läufern sehr gut erkennbar. Meine Strategie war bis zum Halbmarathon in der 4:00 Marathongruppe zu bleiben und danach zu spüren ob mein Körper heute mehr konnte. Auf den Kilometer 5 bis 8 bemerkte ich keinen Wind, dafür einen noch immer etwas zu hohen Puls für diese Geschwindigkeit. Beim Kunsthaus sah ich meine Frau zum ersten Mal. Ich hatte den Eindruck, dass ihr deutlich kälter war wie mir. Bis zur Nordwende bei KM 15 war die Gruppe relativ konstant – nur die Staffelläufer brachten etwas Unruhe herein. Die Verpflegungsstellen steuerte ich wie geplant an: entweder Iso oder Wasser & Gel.  Erst nach Kilometer 18 kam der gefühlte erste Anstieg. In der Herrengasse kam dann die Abbiegung in die zweite Runde, wobei der Veranstalter die Streckenteilung für meine Verhältnisse ziemlich spät angezeigt hatte. Zum Glück brauchte ich nur dem Pacemaker folgen. Irgendwie war das Tempo einfach und ich spürte keinerlei Zwicken in den Beinen und mir war bewusst, dass das Rennen eigentlich erst jetzt begann.

Bei Kilometer 23 fiel mir plötzlich auf, dass ich alleine lief. Innerhalb weniger Minuten hatte ich mich um rund 300 Meter von der Pacemaker Gruppe unbeabsichtigt entfernt. Ich entschied meinem Körpergefühl zu folgen und versuchte nun das etwas höhere Tempo zu halten. Auf der Conrad-von-Hötzendorf-Straße kam leider nach der südlichen Wende ein Nordwind entgegen und ich versuchte mich mehr auf mich zu konzentrieren; für solche Fälle war ich ja mit meinem Mantra vorbereitet. Bis dato lief ich beim Trinken bei den Versorgungsposten aber ab Posten KM27 ging ich jeweils 100 Meter, weil das Wasser zum Trinken immer kälter wurde und ich es vorher "aufwärmen" musste. Meine Frau sah ich auf der zweiten Runde einige male. Bei Kilometer 31 verlor ich bei einer Gelaufnahme meinen Magneten (Halterung für die Starnummer), versuchte den kleinen Knopf mit kalten Fingern wieder aufzuheben und zu montieren, was mir zwar gelang mich aber völlig aus dem Rhythmus brachte. Wie das passieren konnte? Ich weiß es nicht, ich denke die Finger waren schwer beweglich wegen der Kälte geworden. Ich nahm mein vorher trainiertes Mantra und versuchte bei abwärts Passagen zu rollen, was mir nur bedingt half, weil meine beiden Kniebeuger immer weniger geschmiert waren; der kalte Wind bei 8 Grad wirkte bereits enorm.

Ich hatte also jetzt nur ein Ziel, nämlich bis zum nächsten Versorgungsposten meinen Oberkörper wieder etwas aufzurichten. Ich erhielt bei KM 35 auch zwei Becher, konnte sie aber kaum trinken. Das Wasser und das Iso waren so kalt, dass mir der Hals fror. Nach der nördlichen Wende waren es immer weniger Zuschauer, was mich aber gar nicht so störte und mir wurde bewusst, dass eine weitere Beschleunigung um auf eine 3:50er Endzeit zu kommen viel zu riskant war, weil ich langsam aber sicher spürte wie ich in eine Dehydrierung hineinlief. Noch schneller zu laufen für die letzten fünf bis sechs Kilometer war also viel zu riskant. Ich nahm wieder mein Mantra und versuchte den Körper zu entspannen und vor allem den Atem zu beruhigen. Ich spürte den Wassermangel immer stärker aber ich wusste ich könnte nicht nur eine PB schaffen, sondern mir auch meinen zweiten Titel holen (ambitionierter Läufer für sub 4 Marathonläufer). Die Dehydrierung drängte sich immer mehr in den Vordergrund aber ich hatte gute Gegenargumente: Trainingskilometer der letzten 12 Wochen, Erinnerungen an schwierige Einheiten etc. Ich war also mit meinem Kopf so beschäftigt, dass ich den Mann mit dem Hammer wieder nicht kennenlernte. Bei der Schwalbennestkurve bei Kilometer 40 bekam ich dann einen emotionalen Schub, weil ich merkte, ja ich kann sub 4 schaffen. Der plötzliche Blitz war extrem überraschend und ich dachte diesen gäbe es nur beim Premierenmarathon. Als mich eine Läuferin aus dem Außerfern überholte, hing ich mich in ihren Windschatten und lief gefühlt immer schneller; sogar die Kopfsteinpflaster in der Herrengasse störten mich nicht mehr. Ich bog in die Zielgerade ein, sah und hörte meine Frau wie sie lautstark mich motivierte doch endlich mal Vollgas zu geben. Ich fand dass nach über 40 Kilometer irgendwie witzig jetzt an einen Zielsprint zu denken.


Was soll ich sagen: Ja ich erreichte die Ziellinie in 3:56 und dachte mir: Was für ein tolles Laufgefühl meinen zweiten Marathon mit einer neuen PB und als "Ambitionierter Marathonläufer inklusive Negativsplit absolviert zu haben. Nachdem meine Frau zwar sportlich ist, aber mit Laufen nix anfangen kann, bin ich froh, dass sie mir die vielen Trainingszeiten auch ermöglicht hatte. Was kann ich daraus lernen und für die Zukunft mitnehmen? Darüber werde ich mir jetzt in der Off-Season Gedanken machen.

Offline Pizzipeter

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Antw:2021-10-10 Kleine Zeitung Graz Marathon - AppleCakeRunner
« Antwort #2 am: 13.10.2021, 10:26:14 »
Danke für deinen Bericht!
Ist alles sehr gut gelaufen - die Temperatur könnte besser sein  ;) .
Ich sehe auf jeden Fall noch Luft nach oben von der Zeit her  ;D  - ist die Frage, ob du das willst.
Mit diesem Ergebnis kannst du auf jeden Fall sehr zufrieden sein.  :good:
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Offline AppleCakeRunner

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Antw:2021-10-10 Kleine Zeitung Graz Marathon - AppleCakeRunner
« Antwort #3 am: 13.10.2021, 10:34:11 »
Danke für deinen Bericht!
Ist alles sehr gut gelaufen - die Temperatur könnte besser sein  ;) .
Ich sehe auf jeden Fall noch Luft nach oben von der Zeit her  ;D  - ist die Frage, ob du das willst.
Mit diesem Ergebnis kannst du auf jeden Fall sehr zufrieden sein.  :good:
Danke dir.
Was die Pro und Contra in der Nachbetrachtung sind und wohin die Reise führt, darüber werde ich mir jetzt in den nächsten Tagen Gedanken machen.

Offline Pizzipeter

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Antw:2021-10-10 Kleine Zeitung Graz Marathon - AppleCakeRunner
« Antwort #4 am: 13.10.2021, 10:59:45 »
Danke für deinen Bericht!
Ist alles sehr gut gelaufen - die Temperatur könnte besser sein  ;) .
Ich sehe auf jeden Fall noch Luft nach oben von der Zeit her  ;D  - ist die Frage, ob du das willst.
Mit diesem Ergebnis kannst du auf jeden Fall sehr zufrieden sein.  :good:
Danke dir.
Was die Pro und Contra in der Nachbetrachtung sind und wohin die Reise führt, darüber werde ich mir jetzt in den nächsten Tagen Gedanken machen.


Bitte, gern  :) .
Eins noch, den Mann mit dem Hammer muss man eh nicht kennen  ;)
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Offline Lemonhead1978

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Antw:2021-10-10 Kleine Zeitung Graz Marathon - AppleCakeRunner
« Antwort #5 am: 13.10.2021, 11:10:13 »
Uns Läufern kann man es auch nicht recht machen...einmal zu warm, dann wieder zu kalt :-)

Abgesehen von den Kälteproblemen klingt das alles aber nach einem sehr gelungenen Lauf. Insofern hast du es definitiv besser gemacht als ich, da du dich deinem persönlichen Limit von der vorsichtigen Seite her genähert hast und es nicht unbedingt gleich mit einer Punktlandung versucht hast. Da ist die Sensibilität gegenüber Störfaktoren dann nicht ganz so groß.

Ich wünsche dir jedenfalls eine gute Erholung und eine erfolgreiche Kontemplation hinsichtlich deiner Ziele für nächstes Jahr.

Offline MartinRa

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Antw:2021-10-10 Kleine Zeitung Graz Marathon - AppleCakeRunner
« Antwort #6 am: 13.10.2021, 13:51:50 »
Schöner Bericht, aber mit dem Wetter übertreibst. Die schönste Landeshauptstadt Österreichs zeigt sich immer von der besten Seite  :P :pfeifer:

Offline Ulrich

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Antw:2021-10-10 Kleine Zeitung Graz Marathon - AppleCakeRunner
« Antwort #7 am: 13.10.2021, 15:31:15 »
Gratuliere erstmal zum Feeling, das ja gut rüberkommt. Wie kalt war es denn nun eigentlich wirklich? Die Geschichte mit den kalten Händen läßt sich durch Handschuhe leicht lösen, das mit dem Trinken.... nun, es gehen zwar ein paar Sekunden drauf, aber dann hält man das Getränk halt ein paar Sekunden im Mund
Ich wünsch Dir aber jedenfalls, dass Du diese Erfahrungswerte schlicht nicht mehr oft brauchen wirst, weil ab sofort nur noch Schönwettermarathons kommen  :good:
Weil 42 die Antwort ist und 130 der Sinn

Offline AppleCakeRunner

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Antw:2021-10-10 Kleine Zeitung Graz Marathon - AppleCakeRunner
« Antwort #8 am: 13.10.2021, 16:06:45 »
Uns Läufern kann man es auch nicht recht machen...einmal zu warm, dann wieder zu kalt :-)

Abgesehen von den Kälteproblemen klingt das alles aber nach einem sehr gelungenen Lauf. Insofern hast du es definitiv besser gemacht als ich, da du dich deinem persönlichen Limit von der vorsichtigen Seite her genähert hast und es nicht unbedingt gleich mit einer Punktlandung versucht hast. Da ist die Sensibilität gegenüber Störfaktoren dann nicht ganz so groß.

Ich wünsche dir jedenfalls eine gute Erholung und eine erfolgreiche Kontemplation hinsichtlich deiner Ziele für nächstes Jahr.
Mein "Kontemplation" Ergebnis wird demnächst im Blog veröffentlicht.

Offline AppleCakeRunner

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Antw:2021-10-10 Kleine Zeitung Graz Marathon - AppleCakeRunner
« Antwort #9 am: 13.10.2021, 16:08:46 »
Gratuliere erstmal zum Feeling, das ja gut rüberkommt. Wie kalt war es denn nun eigentlich wirklich? Die Geschichte mit den kalten Händen läßt sich durch Handschuhe leicht lösen, das mit dem Trinken.... nun, es gehen zwar ein paar Sekunden drauf, aber dann hält man das Getränk halt ein paar Sekunden im Mund
Ich wünsch Dir aber jedenfalls, dass Du diese Erfahrungswerte schlicht nicht mehr oft brauchen wirst, weil ab sofort nur noch Schönwettermarathons kommen  :good:
Nach zwei "kalten" Antritten wird es hoffentlich beim nächsten Marathon besser werden. Es ist halt ein Outdoor-sport und dann muss nicht immer alles optimal verlaufen. So gesehen, ich bin trotzdem sehr zufrieden.

Offline heitzko

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Antw:2021-10-10 Kleine Zeitung Graz Marathon - AppleCakeRunner
« Antwort #10 am: 13.10.2021, 18:34:43 »

Danke für den Bericht, super, dass Du Dich nicht von der Kälte besiegen hast lassen! Ich kenne das mit den fast eingefrorenen Fingern auch gut - für den Fall des Falles dünne Handschuhe mitnehmen. Die haben kein Gewicht können aber helfen.

Offline AppleCakeRunner

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« Antwort #11 am: 13.10.2021, 21:06:34 »

Danke für den Bericht, super, dass Du Dich nicht von der Kälte besiegen hast lassen! Ich kenne das mit den fast eingefrorenen Fingern auch gut - für den Fall des Falles dünne Handschuhe mitnehmen. Die haben kein Gewicht können aber helfen.
Wenn im Kopf nach den Hitzewochen der Herbstmarathon kommt wäre ich nie auf die Idee von Handschuhen gekommen. So lernt man eben wieder ein Stückchen dazu.

Offline nasmorn

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« Antwort #12 am: 14.10.2021, 16:25:08 »
Ich hab Raidlight wasserdichte Fäustlinge die haben nur 2x10g.

Offline Ulrich

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Antw:2021-10-10 Kleine Zeitung Graz Marathon - AppleCakeRunner
« Antwort #13 am: 14.10.2021, 17:30:58 »
Ich hab Raidlight wasserdichte Fäustlinge die haben nur 2x10g.
Wann kommen die denn zum Einsatz?
Weil 42 die Antwort ist und 130 der Sinn

Online ambergimwald

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Antw:2021-10-10 Kleine Zeitung Graz Marathon - AppleCakeRunner
« Antwort #14 am: 14.10.2021, 17:39:00 »

Danke für den Bericht, super, dass Du Dich nicht von der Kälte besiegen hast lassen! Ich kenne das mit den fast eingefrorenen Fingern auch gut - für den Fall des Falles dünne Handschuhe mitnehmen. Die haben kein Gewicht können aber helfen.


ich glaub es ist dabei ganz wichtig zu erkennen, wo einem kalt wird - kommt es wirklich über die Finger (da helfen dann nur Handschuhe)?

Ich hatte lange Zeit mit kalten Händen zu kämpfen und bin erst sehr spät draufgekommen, dass es bei mir an den Handgelenken und Handrücken liegt, dh ich verwende gern abgeschnittene Socken, mit denen der Bereich Handrücken und Handgelenk geschützt wird
Die Uhr trag ich auch nicht auf der Haut sondern über der Jacke







 

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