Kärnten Läuft und Staatsmeisterschaften im Halbmarathon! Kärnten Läuft! Mein liebster Lauf in Österreich!
Seit ich wusste, dass dort die StM stattfinden würden, freute ich mich darauf ... Im Vorjahr musste ich leider passen, 2017 hatte ich einen ziemlich guten Lauf, auch 2016 musste ich leider auslassen und von der Staatsmeisterschaft 2015 bei Kärnten Läuft hatte ich damit noch eine Rechnung offen. Meinem elften Antreten am Wörther See sah ich also mit Spannung entgegen.
Auf Einladung von Veranstalter Michael Kummerer ging es schon am Freitag Richtung Süden. Das Programm ging los mit Abendessen für Sponsoren und Elite Athleten in der Running City, für mich schon das erste Wiedersehen mit Freunden. Kärnten Läuft ist für mich wie ein Klassentreffen - man trifft einfach "alle". Nicht nur, dass die gesamte Wiener Laufszene an dem Wochenende an den Wörther See übersiedelte, ich treffe dort auch meine Kärntner Lauf-Buddies, die ich ja selten sehe, Ex-Kollegen sind vor Ort und natürlich auch die Freunde aus Deutschland, mit denen mich zum Teil die gemeinsame Asics-Vergangenheit verbindet.
Samstag, nach einem Morgenläufchen von Krumpendorf, wo ich Quartier hatte, nach Klagenfurt zum Ziel und wieder retour ging das große Wiedersehen weiter. Meine Vereinskollegen kamen an und langsam fragte ich, ob es nicht doch zu viel des Guten (besser gesagt des Socializing) gewesen wäre.
Kurz Ruhen ging sich jedoch noch aus, bis Abendessen und Startnummernausgabe anstanden. Inzwischen machte es das Wetter spannend. Während des Frauenlaufs Samstag Abend, bei dem ich kurz zusah, begann der Regen, der sich bald in ein ordentliches Gewitter entwickelte. Aus den allgegenwärtigen Wetterdiskussionen hielt ich dennoch raus. Ganz einfach, weil ich mich wirklich stark und für jedes Wetter gerüstet fühlte. Diesen Sommer hatte ich ja sogar bei Schwüle gute Leistungen erbracht. Ziemlich durchnässt ging der Abend zu Ende. Die Vorbereitungen für den nächsten Morgen waren schnell erledigt. Etwas Zeit um nach dem Trubel "runterzukommen" brauchte ich ohnehin. Bei der einzig kritischen Frage, welche Sockenfarbe die richtige wäre, hätte ich zum Glück dank Flo kompetente lokale Unterstützung.
Sonntag Morgen ging es dann bei Regen mit dem Bus nach Velden - ich bestimmt die langsamste im "Elitebus" - davon ließ ich mich aber nicht beirren.
In Velden ging das Wiedersehen weiter - alle, die ich bis dahin noch nicht getroffen hatte, waren jetzt da.
Die Wetterdiskussionen gingen weiter. Wird's warm oder nicht? Kommt die Sonne raus oder nicht? Mich interessierte eigentlich nur, ob ich Sonnenbrille brauchen würde oder nicht, aber auch da hielt ich mich an die Empfehlung des einheimischen Experten Christian.
Im Startbereich musterte ich die Anwesenden. Die Nennliste hatte ich ja weitgehend verinnerlicht, insbesondere in "meinem Bereich" - so wusste ich gut, auf wen ich achten müsste. Dann ging's auch schon los! Der etwas enge Start und die erste Kurve klappten gut und ich kam sofort gut ins Rollen. Sehr bald fand ich mich, wie eigentlich auch erwartet, in einer Gruppe mit meinen Vereinskollegen (NYCM)Peter und Ali. Durch den welligen Streckeverlauf zu Beginn war die Pace nicht ganz leicht einzuschätzen, aber unter 3:50 schien mir doch zu weit von den eigentlich geplanten 3:57 entfernt, so ließ ich mich bald etwas zurückfallen. Allein zu laufen war aber, in Abwesenheit von Gegenwind, kein Problem. Nach vier Kilometern fand ich auch wieder eine Gruppe, aber auch diese blieb nicht lange zusammen. Waren die Leute rund um mich so unruhig unterwegs oder war es ich? Egal was es war, ich fühlte mich gut, und das Tempo schien "gemütlich" genug, um es länger durchzuhalten.
Ein Stück lief ich hier mit Tina gemeinsam, nachdem ich sie eingeholt hatte. Eigentlich wollte ich ein Weilchen bei ihr bleiben, aber dann zog mich irgendetwas nach vorne weg.
Mit ihrer Anfeuerung ("Die da vorn holst dir!") machte es allerdings auch Spaß, wieder ein wenig Gas zu geben.
Ich konzentrierte mich, möglichst gut mit dem leicht welligen Gelände mitzugleiten. Bergauf möglichst ökonomisch, ohne viel Kraft zu verlieren, steil bergab sanft rollen, und die Beine nicht zerstören. In Pörtschach geht es bei ca. Kilometer 10 auf eine kleine Halbinsel im See, ein relativ neuer Streckenabschnitt. Dort sah ich schon einige wieder, die mir vorher enteilt waren. Ich lief erst auf Ali, dann auf Peter auf und dann war auch schon die nächste Frau in der Staatsmeisterschaftswertung vor mir. Ich konnte sie erst ein- und dann überholen, aber noch nicht ohne viel Aufwand klar distanzieren. So ging ich bei km 11 etwas vom Gas und lief normales Tempo weiter - sie knapp hinter mir. Um nicht, wie so oft schon, für andere "die Arbeit" zu machen, bremste ich mich nach einiger Zeit nochmals ein, um sie vorzulassen. Außer uns beiden war zu diesem Zeitpunkt niemand da. So ging es ein Weilchen dahin, einmal gesellte sich ein Mann zu uns, bis es bei ca. Kilometer 15, kurz vor Krumpendorf, wieder interessant wurde ... Vor uns tauchte die nächste der Staatsmeisterschaftswertung, zu diesem Zeitpunkt auf Rang vier liegend, auf. Deutlich langsamer. Da gab es kein langes Überlegen und unser Dreiergrüppchen zog entschlossen vorbei. Schnell war auch der Beginn von Krumpendorf erreicht, ab wo es mit der tollen Stimmung losging. In Krumpendorf hatte mir auch Flo versprochen zu stehen. Wo? "Du wirst mich sehen! Und hören!"
Ja, gleich bei der Abzweigung zur "Krumpendorfer Schleife", die jetzt (ich sage: leider) kürzer ist als früher stand er gemeinsam mit Sylvie, und beide feuerten mich enthusiastisch an. Das war der richtige Zeitpunkt für einige schnellere Schritte, und ich konnte mich von meiner unmittelbaren Konkurrenz ein Stückchen absetzen. Bald darauf kam auch schon wieder das Ende der Schleife, wo es ein paar Meter von Straßenniveau auf den Radweg hinunter geht. Wieder feuerten Sylvie und, jetzt noch lauter, Flo an, und ich nützte das Bergabstück für die nächste Tempoverschärfung. Da war die Lücke schon sichtbar größer. Vor mir waren zwei Männer unterwegs, in deren Windschatten wollte ich mich kurz ausruhen. So ganz einig waren wir uns jedoch nicht, denn anstatt mit mir mitzukommen, feuerte mich der eine an: "Go go goooo!!! You look strong!!" Nett, aber ... das hatte ich mir eigentlich anders vorgestellt.
Außerdem war Kilometer 16 zwar gut für eine Attacke um die Plazierungsfrage zu klären
, aber doch zu früh für Vollgas. So versuchte ich doch noch, sie zu motivieren, mitzukommen, aber ich war wohl nicht überzeugend genug, also musste ich allein weiter.
Ab Kilometer 18, in dem Teil, den ich so liebe, gab es jedoch kein Halten mehr. Ich wusste ja, da geht es nur mehr flach dahin, keine bösen Überraschungen warten mehr, sondern nur mehr die grandiose Stimmung am Metnitzstrand.
Dass eine 23er Zeit drin wäre, war schon länger klar, aber jetzt traute ich mich langsam, an eine 22er Zeit zu denken.
Auf dem Weg zum Strand stand Maria, die ich bisher nur von Ergebnislisten und aus der Ferne vom Sehen gekannt habe (und die den Viertelmarathon gelaufen war), und feuerte an. Und wie!!! Länger als eine halbe Minute kann sie das unmöglich durchgehalten haben ... Auch (Forums-)Uschi war da, auch sie erkannte ich.
Bevor es auf die Uferpromenade ging, sah ich niemanden vor mir. Wäre an der Abzweigung nicht ein Streckenposten gestanden, der mich mit sehr deutlichen Signalen hinwies, ich wäre etwas verloren gewesen.
Dann: Rechts zum See, gleich links den See entlang. Wie großartig sich dieses Stück anfühlt, wenn man gut drauf ist! Augen zu und fliegen!
Sehr lang hätte ich es aber trotzdem nicht geschafft.
Dann nochmal links und ins Ziel. Mit der Zielrampe habe ich mich ja inzwischen angefreundet, eine Herausforderung war sie trotzdem.
Überglücklich mit der Zeit - 1:22:47- und der Platzierung - 4. der Staatsmeisterschaft, hinter drei Athletinnen in einer ganz andere Liga - fiel ich erst Michael, dann Running Schritti Werner und dann Peter, der kurz hinter mir ins Ziel kam, um den Hals. In dem Moment konnte ich nicht anders.
Der Lauf bedeutete Rang 12 im Halbmarathon insgesamt, Rang 3 in der Österreicherwertung, Rang 4 in der Staatsmeisterschaft Einzel und, was mich wirklich wahnsinnig freute, die Silbermedaille in der Staatsmeisterschaft Teamwertung gemeinsam mit meinen Kolleginnen Eva und Silke. Der Teamgeist an diesem Wochende hat uns zum Erfolg geführt, denn von der "Papierform" her wären wir nicht auf Medaillenkurs gewesen, aber gute bis sehr gute Läufe jeder einzelnen (auch unserer Vierten und Fünften Katja und Olimpia!) haben das fast Unmögliche möglich gemacht!
Außerdem, als "Frau im besten Alter" gewann ich die Altersklasse in der offenen Halbmarathon-Wertung sowie die Goldmedaille in der Österreichischen Meisterschaft der Masters.
Mein zweitschnellster Halbmarathon.
Ahja, und da ich es nicht wirklich deutlich erwähnt hatte: Ich mag die Strecke am Wörther See.