Autor Thema: 2018-06-30 32. Veitscher Grenzstaffellauf - Ulrich  (Gelesen 3122 mal)

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Datum: 2018-06-30
Event: 32. Veitscher Grenzstaffellauf
Distanz: 54,000 km

Ersteller: Ulrich

Offline Ulrich

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2018-06-30 32. Veitscher Grenzstaffellauf - Ulrich
« Antwort #1 am: 01.07.2018, 20:11:28 »
 Grenzstaffellauf 2018

Herzensanliegen

Die Veitsch ist mir ein Herzensanliegen. Ich mag diesen Lauf einfach. Nicht weil ich ihn "kann" , schon gar nicht, weil ich hier jemals schnell sein werde, sondern einfach, weil ich die Stimmung liebe. Ich habe das Glück, mehr oder weniger problemlos an den Cut-off-Zeiten durchzukommen, und kenne die Strecke schon gut genug, um mir den letzten Teil ein wenig einzuteilen. Ich kenn jetzt schon recht viele Teilnehmer, freue mich immer wieder über die kleinen Unterhaltungen, die sich ergeben. Man ist hier unter sich, einfach nur begeisterte Läufer, die einander leben lassen und gerne auch unterstützen.
Meine eigene Vorbereitung verlief unauffällig, was nicht selbstverständlich war. Im Vergleich zu den letzten Jahren hielten sich die Verletzungen (vor allem Dank meiner genialen Osteopatin) zurück, ich konnte meine Läufe in Vorfreude auf die einzelnen Passagen zwischen Rotsohlalm und dem Mirlbauer runterlaufen und hatte dabei keine Probleme. Schön so. Schließlich möchte ich auch jeden einzelnen Lauf zwischen den Startnummernläufen genießen können. Insbesondere unsere neu erfundenen Höhenmeterintervalle hinterm Haus in Wolfsberg sollten sich trainingstechnisch bewähren.
Ein gelungener Veitsch-Tag beginnt entweder mit einer ruhigen Nacht vor Ort oder einer Mitfahrgelegenheit zum Start. Heuer hatten wir das große Glück, dass Byron uns mehr oder weniger an der nächsten Straßenecke abholte und wir so entspannt und gut gelaunt gemeinsam mit Dodo und Nasmorn am Veitscher Sportplatz einlangten.
Erfreulicherweise.. wieder ein Leiberl statt des Rucksacks, diesmal auch ein gut gelungenes. Auch das Wetter scheint heuer auf der läuferfreundlichen Seite zu sein. Oben auf der Hohen Veitsch scheinbar starker Wind, aber kühle Temperaturen, daher kein Hitzestress. Ich habe mich für heuer entschieden, einmal ohne Laufrucksack zu laufen, ohne Windjacke etc. 2 Riegel und etwas Zucker für die kurzzeitige Überbrückung von Tiefs habe ich gemeinsam mit dem mp3-Player eingesteckt.

Auf geht´s! Schau´n wir uns das an.
Locker durch den Ort, Knie tun nicht weh, sonst auch nix, passt!
 Der lange Forstweg beginnt wie immer mit einer Handvoll Laufschritten, die aber sehr schnell in flottes Gehen übergehen. Ein paar nette Plaudereien begleiten diesen Abschnitt.
 Auch die ersten kurzen Downhills bringen nichts Neues, meine Knie melden "alles OK", Wetter scheint uns weiterhin wohl gesonnen zu sein. Ok, ich hab das Gefühl, ich mach heut nur kleine Schritte, etwas kürzer als sonst, aber.. trotzdem überhole ich andere bzw. laufe immer wieder auf andere Gruppen auf. So schlimm wird´s schon nicht sein.
 Je höher wir kommen, umso mehr macht sich auch der relativ tiefe Boden bemerkbar. Scheinbar hat es bis gestern viele Tage mehr oder weniger durchgeregnet (so zumindest die Schilderung eines Kollegen), wir haben großes Wetterglück. Besser Gatsch als Dauerregen..
Ich unterhalte mich eine Zeit lang mit einem Kollegen, der sein letztes Mal hier im Jahre 2007 gelaufen ist, die Zeit seit damals primär mit Kajak und Wanderungen verbracht hat. Ein netter Plauderer, wir trotten einige KM's gemeinsam bis zur ersten Wechselstelle. Knapp vorher laufen wir auf eine Staffelläuferin auf, die wir noch zu einem Endspurt motivieren können.
Es gibt ja auf der Veitsch einige Passagen, auf denen ich testen kann, wie es mir heute geht. Kann ich die leicht wurzelige Passage trittsicher und locker laufen, so gilt mir das als gutes Zeichen. Heute .. kein Problem, das kenn ich auch ganz anders. Mir geht´s heut gut! Wär spannend, wie ich im Vergleich zu sonst in der Zeit liege, aber....... nein, das macht nur Stress. Wird schon nicht so übel sein.

 Zum ersten Mal sehe ich vorne die Hohe Veitsch, ahne den Teufelssteig. Das Hochplateau ahne ich auch nur, es ist in dunklen Wolken versteckt. Hoffe... das ändert sich noch. Ein wenig Zeit haben wir ja noch. Ich unterhalte mich mit dem Kajaker, er hat auch weit mehr Bergerfahrung als ich. Unser "Job" ist es zu beeinflussen, was wir in der Haben. Wir können nur laufen. Wenn wir dann oben sind schauen wir weiter. Das ist halt Traillauf. Laufen und ein Mindestmaß an Vertrauen auf´s Glück.
Schneller als in meiner Erinnerung taucht die Rotsohlalm auf. Ein paar Bissen, eine kurze Plauderei mit einem Erststarter, der mir bis hier lange Zeit als Pacemaker gedient hat. Jetzt kann ich ihm ein wenig helfen. "Beginn erst recht defensiv, es wird noch steil genug". Ich weiß nicht, ob es was geholfen hat, ich treffe ihn im weiteren Verlauf nicht mehr....
 Der erste Teil, der Anstieg im Wald ist etwas gatschig, jedoch nicht wirklich herausragend. Erst als wir dann über die Wiese stampfen wechseln Kuhfladen mit tiefen Matschlöchern. Im Zweifel laufe ich hier über das niedergetrampelte Gras und schaffe es so, nicht im Gatsch zu versinken. Selbst wenn ich hie und da in ein Loch steige, bleiben meine Füße irgendwie trocken.
 Der Teufelssteig ist heuer irgendwie anders. Nicht nur, dass ich von einer Kuh, die unmittelbar am Wegesrand grast abgeschleckt werde, irgendwie geht´s heuer leichter als sonst. Meine Inov-8 XTalon ermöglichen mir heute eine Trittsicherheit, die offenbar viele nicht finden. Ich überhole alleine zwischen Rotsohl und Graf-Meran Haus ca. 6 Leute, kann statt diverser Kehren die Direttissima nehmen. Als ich ca. 30 Höhenmeter unter dem Ende des Steiges einem Kollegen helfe, dessen Wadlkrampf recht schmerzvoll zu sein scheint, überholt mich zwar einer kurzfristig zurück, doch... eben nur kurzfristig ^^.

 Schnell finde ich auch am Plateau am Weg zum Graf-Meran Haus meinen Schritt. Wetter scheint auch zu halten, mehr noch.. wir haben Rückenwind. Ich versuch möglichst viel zu laufen und genieße meine heutige Trittsicherheit. Bis auf einen Kollegen, ein geschätzter Mitt60er, der mir bisher aufgrund seines betont lockeren Bergauf-Stils (Hände am Rücken verschränkt). Der Typ hat einen dermaßen lockeren Stil, dass ich nicht den Funken einer Chance habe, ihn begleiten zu können. Nun, vielleicht nerve ich ihn auch  mit meiner Plauderei, weswegen er auf´s Tempo drückt (kann auch sein ;) )
Die von mir nicht sonderlich geschätzte neue Schotter"Autobahn" zieht sich wie eine hässliche Wunde über das Plateau. Ich habe zwar gehofft, dass die Witterung die groben Steine ein wenig in den Boden eingearbeitet haben könnte, nix da. Nur meine Schuhe machen heut den Unterschied, ich kann im Gegensatz zum letzten Jahr heuer dennoch ganz gut rollen und laufe so auf einen Kollegen auf, den ich schon länger erst am Horizont, dann immer näher von hinten gesehen habe.

Er: "Servus, bist Du nicht der XY?"
 ich." Nein, das muss einer meiner Doppelgänger sein"
 Er:"ich glaub ich kenn Dich"
 Ich:"ich heiß Ulrich Wanderer"
 Er."Bist Du der, der so viel schreibt?"
 Ich. "wahrscheinlich"
 Er:" Du hat ja auch in Maxfun geschrieben"
 Ich: "ja, ist eine Zeit her"
 Er: "ich bin Christian Kleber" (einer der Stammautoren von MaxFun)
Servus Christian!
Nun wir lachen über unser Treffen und laufen auf nun ein paar Kilometer gemeinsam. Christian dürfte heute leider einen etwas suboptimalen Tag haben, dennoch freut mich unsere Plauderei, es macht Spaß, hier nicht allein rennen zu müssen. Wieder freue ich mich, wie genial meine Schuhe halten, ich rutsche nur ein einziges Mal über eine nasse Wurzel, habe sonst im tiefen Matsch besten Halt.
 Als ich dann einem Mädl, helfe, nachdem sie überknöchelt hat verliere ich Christian kurz aus den Augen und sehe ihn erst knapp vor der Wechselstelle wieder, wo er dann seinen heutigen Lauftag ausklingen lässt. Ich stärke mich ein wenig und laufe mit erstaunlich frischen Haxen in den letzten Abschnitt ein.
 Gerade der nun folgende Teil ist ja nix für müde Beine. Heute daher genau meins. Hinter mir kommt ein läuferischer D-Zug angebraust. Ich versuche eine Zeit lang vor ihnen zu bleiben, doch mag ich diesen Stress nicht und lasse die Gruppe vor. Unter anderem ist auch der vorher erwähnte Kajak-fahrer dabei. Sie bauen am dem folgenden Anstieg den Vorsprung ein wenig aus, doch schaffe ich es plötzlich, am nächsten Downhill meine Handbremse zu lösen und ziehe an ihnen vorbei.
Ich schalte meinen mp3-Spieler ein und erlebe ein einstündiges Runners High. Die Waldpassagen machen Spaß, die Downhills Freude. Rauf gehe ich, so komme ich über die Runden.
Ein Kollege dessen Ultra-Schritt ich viele Kilometer insbesondere dann bewundere, wenn er vor mir sämtliche Anstiege hinaufrennt taucht immer wieder auf. Ich kann´s zwar nicht nachvollziehen, weil ich den Eindruck habe, gegen ihn nicht den Funken einer Chance zu haben, doch... irgendwie geht es sich scheinbar bergab immer wieder aus, dass ich ihn nicht ganz verliere. Nun... je länger die Strecke jetzt wird, umso müder werde ich. Irgendwie endet mein Runners High langsam, macht aber nix, ich kenn´s auch noch ganz anders. Ich hab den Lauf bisher sehr genossen, da darf ein wenig Eingehen auch noch sein. Ich schleppe mich bis zu den nächsten Laben, versuche die Downhills noch zu nutzen und lasse mich ab sofort von Kollegen motivieren (Danke Euch!!). irgendwann dann die vorletzte Labe, die letzte vor dem Mirlbauer-Bier...

 einmal noch rauf in den Wald, ein wenig runter, dann noch einmal steil rauf, quer durch den Wald und dann .... nach einem kurzen Zwischenstopp an der Mirlbauer-Labe (incl. dem schon traditionellen Schluck Bier) geht´s endlich wieder in meine Lieblingspassage. 3 KM Downhill. Ich schalte den mp3-Player auf laut, brülle mir Mut zu und lasse die Handbremse ein letztes Mal los.
Mein Streckenabschnittspartner verschwindet bald hinter mir, jener Kollege, den ich vorher ob seines Bergaufstils bewundert habe, taucht vor mir auf. Nach 2 Kurven habe ich auch ihn ein- und überholt. Keine Ahnung wieso, aber runter ist meins. Meine Knie, meine Oberschenkel machen keinerlei Probleme, ich genieße diesen Abschnitt unglaublich. Vor mir taucht noch ein Kollege auf, der sich scheinbar noch ein wenig bemüht, dass ich ihn nicht einhole. Dem Laufstil nach auch ein Ultra-Viech, ich kann ihn im Ort noch einholen, ebenso wie sogar noch einen weiteren Kollegen, der sich wohl auch schon auf das Bier im Ziel freut.
Meine Zeit von 6:54 übertrifft meine prä-Veitsch Erwartungen, doch überrascht sie mich angesichts meines guten Gefühls. Ach... ich mag den Lauf einfach unabhängig von der  Zeit, da sind die Leut einfach herrlich entspannt..
 
Sollt man glauben......
 Als Heidi dann dem Ziel entgegen strebt, freue ich mich natürlich, doch fällt mir die Lad runter, als sie mir folgendes erzählt:
Sie wurde bei der Kleinveitsch trotz kurzer Überschreitung der Cut-off Zeit durchgelassen (es ging ihr einfach zu gut um auszusteigen), in weiterer Folge aber von einem Begleitungsradler (nein, das ist nicht das Äquivalent zu meinem Mirlbauer-Bier) gemeinsam mit ihren MitläuferInnen mit den Worten bedacht.. "die Cut Off Zeiten sollten noch kürzer werden, damit so etwas wie ihr nicht mehr mitläuft"...
 Nun, danke für die Info, irgendwie tut sowas schon weh zu hören.
 
Weil 42 die Antwort ist und 130 der Sinn

Offline Pizzipeter

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Antw:2018-06-30 32. Veitscher Grenzstaffellauf - Ulrich
« Antwort #2 am: 02.07.2018, 09:11:54 »
Danke für deinen - wie immer - sehr unterhaltsamen Bericht!!!
Jedes Mal denk ich mir dann, ok nächstes Jahr dann...  ;)

Der Vorfall mit Heidi - sowas geht gar nicht - ich finde das...nein, ich hab dafür keine Worte - es ist unter jeder Kritik so eine Äußerung - das muss ein Nachspiel haben.
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Offline Josefstädter

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Antw:2018-06-30 32. Veitscher Grenzstaffellauf - Ulrich
« Antwort #3 am: 02.07.2018, 17:57:57 »
Gratuliere  :welle1:   

Ein feiner Bericht. Ich wünsche euch einen schönen 33. Grenzstaffellauf! 

Und glaube mir, dem Begleitradfahrer brennen bereits die Backen von den vielen virtuellen Watschen, die er erhalten hat  >:D 

 

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