Da ich diesen Frühling einen Freund in Montana besuchte wollte ich die Gelegenheit nutzen auch gleich in der Gegend einen Lauf zu machen. Da der Flug über Seattle ging war die Gegend dann doch etwas weiter und ich fand einen kleinen Lauf auf Vashon Island, welche direkt vor Seattle im Puget Sound gelegen ist. Da ich das alles bereits letztes Jahr plante und organisierte entschied ich mich damals für einen 50k Trail, der mir machbar erschien. Leider hat dann im Winter die Arbeit und anderes überhand genommen und ich kam bis direkt vor dem Lauf im gesamten Jahr 2018 nur auf knapp 200 Trainingskilometer, was nicht unbedingt ideale Startvoraussetzung war.
Nichts desto trotz war die Anreise entspannt und die Nacht im Zelt, das ich gleich im Startbereich aufstellen durfte, auch durchaus erholsam. Danach packte ich alles in meinen Rucksack und begab mich mal zum Start, dort war ich neben den Organisatoren einer der ersten und so stand ich in der Gegend rum, half ein wenig den Start und Zielraum aufzubauen, trank einen Kaffee und kostete den köstlichen Kaffeekuchen, alles war sehr liebevoll und mit großem Einsatz von allen Organisatoren und Helfern hergerichtet. Bruce der Organisator hat diesen Lauf zum 9ten Mal ausgerichtet und das mit neuem Teilnehmer Rekord von 166 Läufer die den Lauf beendeten (47 für die 50km und 119 für die 10 Meilen).
Es wurden 2 Rennen veranstaltet um 08:30 starteten die 50 km Läufer auf einen Rundkurs, der 3 Mal durchlaufen werden musste, ein wenig später kamen dann die 10 Meilen Läufer an die Reihe, welche dieselbe Runde nur einmal laufen mussten, damit das mit den 50 km auch genau stimmt, wurde für diese Läufer nach der 3ten Runde noch eine kleine Extrarunde angehängt.
Nachdem alle ihre Startnummer geholt hatten gab es 10 Minuten vor dem Lauf noch das Briefing in dem die Spielregeln genau erklärt wurden, besonders wichtig ist der Abschluss, nach drei Runden erhält man ein Armband, welches dann berechtigt in die kleine Abschlussrunde zu starten, wer das nicht herzeigt muss noch eine vierte Runde laufen, soll schon passiert sein. Des weiteren wurde die Markierungen erklärt sowie alle möglichen Probleme erläutert. Eines wunderte mich jedoch ein wenig, scheinbar waren die Abzweigungen mit Pfeilen aus Blumen markiert … eigenartig aber sicher hübsch.
Der Lauf selbst war echt super, nach den ersten paar Metern ging es rasch in den Wald und ich verstand, dass eigentlich Mehl gemeint war (flower / flour), eine super Idee und voll biologisch abbaubar. Ich möchte allerdings nicht wissen wie viele Kilo Mehl da am Waldboden landeten. Jede Kreuzung war nicht nur mit Pfeilen sondern auch mit Linien und „X“en gekennzeichnet wo man nicht laufen durfte. Der Weg selbst war zu großen Teilen Single Trail und wunderschön, Farne, bemooste Bäume, dichtes Unterholz, in Mitten eines State Parks, also echte Natur. Um die einzelnen Teile zusammenzuhängen gab es 2 Asphaltstücke von ca. 400 und 100 Metern und ein paar Stückchen Forststraßen rundeten die STrecke ab. Alles in allem wirklich super schön, auch die Tatsache, dass wir die selbe Runde 3 mal laufen mußten, tat dem keinen Abbruch und ich entdeckte auf jeder Runde wieder was Neues. Etwas gewöhningsbedürftig war die Kurssetzung, die sehr viele Richtungsänderungen hatte, um auf dem kleinen Gebiet eine schöne Laufstrecke zu schaffen. Es gab 2 Verpflegungsstellen bei 5/15/25 und 10/20/30 Meilen, somit ca. alle 8 km. Zusätztlich gab es noch eine „wilde“ Verpflegungsstelle, die Anreiner bei ca. 3,5/13,5/23,5 Meilen aufgebaut hatten. Diese war etwas weniger abwechslungsreich ausgestattet aber die anderen hatten alles was man sich wünschen kann (Gummibärchen, saure Gummibärchen, Wraps mit Peanutbutter, Wraps mit Peanutbutter and Jelly, Kartoffeln, Salz, Vitamintabletten, Energiegels in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen, Energieriegel, Cola, Mountain Dew (Almdudler ähnliches Getränk), Isotonische Getränke, Wasser, … und vermutlich noch 100 andere Sachen, zu denen ich gar nicht gekommen bin) trotz 6 Verpflegungspausen, konnte ich nicht alles kosten
. Die erste Verpflegungsstelle hatte noch das Thema „Saturday Night Fever“ oder "Disco", die Mädels waren alle in Kostüm gut gelaunt und versuchten die Läufer zum Tanzen zu motivieren, hat bei mir nicht ganz funktioniert aber alle Achtung gute Stimmung konnten sie verbreiten. Die zweite Station war nicht minder gut gelaunt, alle waren super freundlich und motivierten jeden einzelnen Läufer als ob es um Olympiagold gehen würde. Überhaupt waren gefühlt fast so viele Helfer wie Läufer im Einsatz, jede Straßenkreuzung war mit 2-3 Helfern mit Stoppschildern und Fahnen bemannt, so mussten die Autos und nicht die Läufer warten. Auch im Wald an kritischen Stellen waren in der ersten Runde noch Helfer positioniert, obwohl die Markierungen wirklich mehr als ausreichend waren und super vorbildlich, der Eco Trail in Paris, kann sich da mal anschauen wie man das macht
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Nun zu meinem persönlichen Lauferlebnis, in der ersten Runde habe ich mich bewusst eher zurückgehalten, da ich ja eine Woche vorher noch eine Bronchitis diagnostiziert bekommen habe, ich war extra bei der Ärztin um eine gute Ausrede am Start zu haben. Die letzte Woche in Montana war jedoch so heilend, dass ich nichts davon spürte, also dachte ich mir die zweite Runde in der selben Zeit angehen zu wollen, leider lief vor mir jemand, der leicht schneller war und mein Ego war nicht in der Lage zurückzustecke, daher war ich zur Mitte der zweiten Runde fix und fertig, obwohl ich laut meiner Uhr gleich schnell wie in der ersten Runde war, also klar zu schnell begonnen. Hilft nix, es muss wohl etwas langsamer sein, so hatte ich die zweite Runde mit 5 Minuten mehr noch halbwegs vernünftig beendet. Hier will ich noch hinterfragen ob der Rennmodus ideal ist, denn in der zweiten Runde musste ich doch einige Läufer des 10 Meilen Bewerbs überholen, die teilweise mit Kopfhörern dann erschrocken sind wenn ich trotz Ankündigung, die manchmal nicht gehört wurde, überholte. Alle waren aber super freundlich und haben sich gegenseitig angefeuert, eine sehr konstruktive und freundliche Atmosphäre aber den Rythmus durchbricht das doch ziemlich. Wobei das schöne daran ist ja genau, dass LäuferInnen unterschiedlicher Geschwindigkeit und Ausdauer miteinander einen Bewerb bestreiten. Sollten in den nächsten Jahren mehr 50k Läufer kommen dann wäre ein anderer Modus vielleicht besser. Die dritte Runde hingegen war mehr ein Spaziergang, nach Wolfgangs Ultralaufregel bergauf gehen und dann gerade und bergab laufen, als ich diese Quälerei in einer gefühlten Unendlichkeit hinter mich gebracht habe sagte meine Uhr, dass die letzte Runde noch 7-8 km lang sein würde. Das war keine gute Aussicht, da in der Zwischenzeit auch die Sonne so heiß herunterbrannte, dass ich beim Laufen bewusst den Schatten suchte. Ich war total überrascht, als mir die Jungs an der 30 Meilen Verpflegungsstation sagten nur noch eine Meile, soviel zu GPS, also nahm ich alle meine Kraft zusammen, streifte mir das heiß ersehnte Armband für die letzte Runde um und lief leider großteils in der Sonne die letzte Meile. Im Ziel angekommen war ich sehr zufrieden es gut hinter mich gebracht zu haben. Das Ziel selbst war auch wieder super organisiert. Es gab Linsensuppe, Käseburritos mit Guacamole, verschiedenste Craft Biere, und noch viel mehr aber ich war leider schon zu satt um richtig zu zuschlagen. Ein wirklich wunderschöner Lauf. An der Stelle auch nochmals vielen Dank an Bruce und sein Team Top Organisation mit Liebe zum Detail. Ich würde gerne wieder kommen, wenn die Anreise nicht so lang wäre.
Da ich ja vorort mein Zelt aufgeschlagen hatte war ich anschließend für die angekündigte Dusche sehr dankbar, witziges Detail am Rande die Dusche war mitten am Parkplatz ohne irgendwelche optische Abschottung und das im prüden Amerika, hat sich aber niemand beschwert, auch wenn ich vermutlich der einzige war, der sie genutzt hat.