Autor Thema: 2018-02-25 Malta-Marathon - shiloh  (Gelesen 2825 mal)

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2018-02-25 Malta-Marathon - shiloh
« am: 18.03.2018, 13:01:49 »
Datum: 2018-02-25
Event: Malta-Marathon
Distanz: 42,195 km

Ersteller: shiloh

Offline shiloh

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Antw:2018-02-25 Malta-Marathon - shiloh
« Antwort #1 am: 18.03.2018, 13:03:46 »
Der Marathon in Malta hat mich immer schon interessiert und der Wunsch, daran teilzunehmen, ist nach einem Kurzurlaub dort im Jahr 2015 noch größer geworden.
Der Termin dieser Laufveranstaltung ist traditionell immer am letzten Februar- oder ersten März-Wochenende. Das bedeutet Marathontraining im Winter – etwas, das mir immer weniger taugt bzw wofür die Lust inzwischen recht gering ist.
Nun hatte ich aber schon den ganzen Herbst für die Lanzarote-42km Anfang Dezember trainiert – was lag also näher als mich nach einem Monat reduzierten Trainings  im Jänner wieder aufzuraffen und noch ein paar Longjogs und auch kürzere Läufe zu machen, und zu hoffen, daß das Herbst-Training noch wirkt  – kurzum, um die Gelegenheit beim Schopf zu packen und in Malta zu starten.

Also anmelden, Quartier und Mietauto organisieren und am 22. Februar ab in den Süden. Regnerisches Wetter empfängt uns und Temperaturen wie in Österreich, nur mit einem Plus statt einem Minus.
Nach 12 Jahren wieder mal im Linksverkehr unterwegs, aber ich gewöhne mich rasch daran und wir kommen bald nach der Landung in unserer Unterkunft in Rabat an.
Rabat könnte als „Neustadt“ von Mdina bezeichnet werden, einer kleinen Festungsstadt, die früher mal Hauptstadt von Malta war. Hier ist auch am Sonntag um 7h30 der Start und um mir einen frühmorgendlichen Bustransfer von den Hotels in Zielnähe zu ersparen, wollte ich ein Zimmer gleich beim Start. Wir wohnen in beeindruckendem Ambiente: das Gästehaus „Villa Vittoria“ ist aus dem 17. Jh. und besteht wie so viele Häuser auf Malta aus Kalkstein. Dazu beeindruckendes  Interieur aus Marmor, Holz und vielen alten Einrichtungsgegenständen. Wohl einziger Nachteil ist, daß solche Räume/Gebäude in der kalten Jahreszeit schwer zu beheizen sind und der Heizstrahler  in unserem Zimmer schaltet sich erst ab 19h ein – Strom ist teuer hier.

Am Abend schaffe ich es noch, mir nach einer mühsamen Autofahrt die Startunterlagen abzuholen. Es gibt neben der Startnummer einen Gepäckbeutel, ein Funktions-T-Shirt, ein Programmheft und einen Fitness-Riegel. Keine Aussteller-Messe und keine Sponsoren-Goodies – alles angenehm einfach und auf`s Wesentliche reduziert.
Der Marathon hier ist in seinen 33 Jahren zwar ordentlich gewachsen, aber dennoch eine kleine und familiäre Veranstaltung geblieben. Heuer sind rund 900 Läufer am Start, die meisten aus dem Ausland.
Als Laufstrecke würde sich ja eine Inseldurchquerung vom nordwestlichsten zum südöstlichsten Punkt anbieten – das wäre dann ein äußerst hügeliger Lauf und sind beinahe 42 KM.
Der Start ist aber schon seit Jahren vorm großen Stadttor von Mdina, führt dann bergab in den Bereich Ta`Qali bzw Attard, wo drei Schleifen gelaufen werden. Eben geht`s dann Richtung Osten, bei Km 26 deutlich bergab, später ein leichtes Auf und Ab, zum Teil auch über Brücken. Bei der vor Valletta gelegenen Stadt Floriana erreichen die Läufer nach rund 38km das Meer und vorbei an Manoel Island wird in Sliema bei den Fähren der Zielbogen durchlaufen.
Die Luftlinie zwischen Anfangs- und Endpunkt beträgt ungefähr 11km.
Vom Start bis ins Ziel gibt es ein Gefälle von rund 200m, somit theoretisch schnell, aber ich habe den Kurs nicht als einfach empfunden. Immer wieder kurze Anstiege und schlechter und buckliger Asphalt.

Als es am Sonntag endlich losgeht, ist es deutlich wärmer als in den vorangegangenen regnerischen Tagen, auch die Sonne ist schon heraußen.
Die ersten 5km führen auf einer Schleife durch Rabat, dann bergab an Mtarfa vorbei zum ehemaligen Flugplatz Ta`Qali. Hier befindet sich das National-Stadion (am Samstag habe ich mir hier noch ein Fußballspiel der Malta Premier League angesehen), Künstlerwerkstätten, diverse Locations für Sport und Erholung und hier haben die Läufer auch schon die Hälfte der Höhe verloren. Meine Beine sind schwer, ich trotte im Hauptfeld vor mich hin. Ein kurzes Austreten nach 8km enthebt mich vom Zwang, den Marathon durchlaufen zu „müssen“. Vom Grünbereich hier führt die Strecke in die Städte Attard und Mosta, beide bilden den westlichen Rand des Siedlungskonglomerats in Maltas Osten. Wir laufen fast immer auf öffentlichen Straßen und meist ist nur ein Fahrstreifen für die Läufer vom Autoverkehr abgesperrt. Die Sicherungsmaßnahmen sind aber gut und Polizei und Streckenposten zahlreich vertreten.
 
Den Halbmarathon, der nicht extra gekennzeichnet ist, passiere ich in 1h35 und bin damit sehr zufrieden.
Ab km 27 befinden wir uns ausschließlich in Stadtgebiet, unzählige Bands (angeblich 33) stehen am Straßenrand und es macht trotz der Strapazen Spaß, hier zu sein.
Bei Km 28 streife ich die Armlinge ab und stecke sie ein, inzwischen hetzen auch schon die führenden Halbmarathonis vorbei. Wieder fällt die Straße deutlich zum Meer ab und es ist schon sehr warm.
Schön langsam wird`s zur Qual für mich. Wir sind zwar schon ziemlich weit unten, fast auf Meeresniveau, dennoch ist es kaum über längere Zeit eben.
Einmal noch heftig zwei, drei Kurven bergab und ich bin am Meer. Es folgen noch vier Kilometer entlang der dicht verbauten Uferzone – auch das geht vorbei. Auf der anderen Seite der Bucht ist der Zielbogen sichtbar und kurz davor schaue ich zum zweiten mal auf die Uhr: 3h15 –  eine angenehme Überraschung, schließlich haben sich die Beine nie wirklich leicht und flott angefühlt.
Meine Endzeit von 3h16,07 brutto (Netto 19 sec. schneller) beschert mir den 101. Platz (von 882) – auch ohne das Gefälle wäre es wohl eine für mich gute und zufriedenstellende Zeit geworden. Ich bin auch deswegen stolz, weil ich nach dem Stop bei KM8 keine weiteren Gehpausen bei der Verpflegungseinnahme mehr gemacht habe. Im Ziel gibt`s Medaille, Folie, Banane, Riegel, Wasser und Powerade, dann hole ich mir den Bekleidungsack und fahre mit dem Autobus zurück in die Unterkunft.

Seit Jahren dominieren beim Malta-Marathon Läufer aus Marokko (Siegerzeit heuer 2h18). Den Halbmarathon beenden 3400 Starter, es gibt auch einen Walkathlon, allerdings ohne Wertung. Heuer waren 2000 Malteser und 2900 Ausländer (37 aus A) am Start, Tendenz steigend. Malta ist immer eine Reise wert und 2018 um so mehr, ist doch Valletta eine von zwei „Europäische Kulturhauptstädten“ mit einem dichten Veranstaltungsprogramm auf beiden Inseln.
It`s good to have an end to journey toward, but it`s the journey that matters, in the end. (Ernest Hemingway)

Offline Ulrich

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Antw:2018-02-25 Malta-Marathon - shiloh
« Antwort #2 am: 18.03.2018, 16:18:01 »
Gratuliere!
Meiner Erinnerung nach ist ja die Srecke nicht unbedingt bestzeittauglich, sondern eher eine wundervolle Sightseeingtour. Deine Schilderung hat sehr schöne Erinnerungen wachgerufen, danke Dafür!
Weil 42 die Antwort ist und 130 der Sinn

Online Pizzipeter

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Antw:2018-02-25 Malta-Marathon - shiloh
« Antwort #3 am: 19.03.2018, 06:28:44 »
Sehr schöner detaillierter Bericht!
Gratuliere zum Ergebnis!
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Offline Josefstädter

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Antw:2018-02-25 Malta-Marathon - shiloh
« Antwort #4 am: 19.03.2018, 11:50:36 »
Danke für den Bericht. Macht Lust darauf. Ich habe es notiert als weitere Möglichkeit dem Winter zu entfliehen. Heuer bin ich eine Stunde nach dir in Sevilla gestartet. Auch schön.

 

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