Der Karwendelmarsch ist mir wegen der Ahornböden in den Sinn gekommen; die wollte ich - als stilechte Läuferin - in diesem Rahmen anschauen. Mit den Vorbereitungs“wettkämpfen“ in Maria Alm und in der Silvretta habe ich gelernt, dass die Herangehensweise für derartige Läufe völlig anders ist. Außerdem war mir die Achtsamkeit während des Laufes wichtiger als eine schnelle Zeit.
Der Start war um 6:00 morgens. Da ich in Pertisau (Zielort) nächtigte, hieß es mit dem Shuttlebus kurz nach 3:00 zum Start nach Scharnitz zu fahren. Für‘s Frühstück habe ich mir was zum Essen mitgenommen; das Gasthaus am Startgelände hatte schon geöffnet und somit konnte ich auch meinen gewohnten Morgenkaffee genießen.
Der Karwendelmarsch hat eigene Kategorien für Läufer und Marschierer bzw über 35 km oder 52 km. Kurz vor dem Start habe ich Wolfgang (Tigerhalter), Sonja und Markus (Marcon) getroffen –alle gut gelaunt und vollfit. Angesichts der kommenden Herausforderungen sind wir sehr ruhig gestartet; ich war erstaunt über die Hektik und den Druck, der sich da gleich entladen hat. Viele Marschierer und auch Läufer mit Walking-Stöcken sind losgehirscht und haben um jeden Platz gekämpft. Anfangs ging es gut 15 km auf einer Forststraße flach bzw. leicht bergauf dahin und es war gut zu laufen, dann wurde es etwas steiler und ich wollte einen zu hohen Puls vermeiden und bin ins Gehen gewechselt. Bei km 20 war der 1. „Gipfel“ erreicht, dann ging es wieder - gut laufbar – die Forststraße runter. Da war das Feld schon ruhiger und – zumindest in meinem Umfeld – sind alle mit Bedacht runter gelaufen, da der nächste Anstieg schon wieder bald bevorstand.
Die Verpflegung ließ keine Wünsche offen; ich habe einen Trockenfrüchteriegel (“Zelten“) gefunden, der mir köstlich geschmeckt hat und der neben Obst und Tomaten meine Hauptnahrung auf der Strecke war. In der Zwischenzeit hat die angenehme Morgenkühle der Sonne weichen müssen, es wurde wärmer. Nach dem 2.“Gipfel“ (ein “M“ zwischen km 30 und 32) ging es dann runter nach Eng – für einige das Ziel. Das merkte man auch am Höllentempo, mit dem viele runter gerast sind. Für die letzten 17 km fühlte ich mich noch fit genug, daher habe ich auch keinen Gedanken an ein frühzeitiges Beenden verschwendet. Es waren nicht wenige Marschierer (an der schwarzen Startnummer erkennbar), die mich laufend überholt haben. Da habe ich mich an den jungen Mann vor dem Start erinnert, der mit seinen Schwestern marschieren wollte und sich geärgert hat, dass manche Marschierer so schnelle Zeiten und gute Platzierungen erreichen, die geherisch kaum möglich sind.
Von Ulrich war ich vor dem letzten Anstieg vorgewarnt, daher habe ich mich auch vorher „geschont“ und nicht alle Kräfte verbraucht. Di e letzten 10 km nach Pertisau waren flach und zunehmend auf Asphalt. Es war inzwischen schon gut warm geworden und ich hatte zu kämpfen. Nachdem das GPS angekündigt hat dass der Akku schwach ist, wurde ich etwas hektisch – leider haben meine Beine das flottere Tempo nicht so goutiert und ich musste – auch mithilfe von Gehpassagen – wieder auf das lockere Dauerlauftempo umschalten.
Im Ziel gab es dann – neben der üblichen Verpflegung - das lang ersehnte Bier. Sehr nett habe ich das Finishersackerl mit lokalen Tiroler Steinölprodukten gefunden.
Die Muskeln sind etwas müde, der Muskelkater hält sich aber in Grenzen; lediglich an beiden Fußknöcheln habe ich mir - selbst verschuldet - Steine raufgeworfen und habe jetzt blaue Flecken. Jetzt habe ich am eigenen Leib verspürt, wie empfindlich die Knöchelzone ist.
So gut die Tiroler Zelten mich während des Laufes versorgt haben, hat mich die leicht abführende Wirkung der Trockenfrüchte am Nachmittag beschäftigt – aber das war kein großes Drama.
Fazit: eine äußerst empfehlenswerte Veranstaltung bei Traumwetter-Bedingungen. Nur, wer -wie ich -die Ahornböden sehen möchte, sollte eine andere Gelegenheit suchen; ich habe von denen während des Laufs gar nichts mitbekommen.