Marathon in Vilnius
Warum Vilnius? Weil der Marathon im Herbst stattfindet, Litauen seit 2015 den Euro als Währung hat und ich noch nie dort war. Mein Kollege, der vor einiger Zeit im Baltikum war, meinte kurz und bündig: „Eine kleine Stadt, aber für einen Marathon reicht’s.“
In den Tagen vor dem Marathon habe ich auch noch ein paar Mails vom Veranstalter bekommen (in litauisch und englisch gehalten) mit Infos zur Startnummernabholung (von Mittwoch-Samstags ganztags und Sonntag bis kurz vor dem Marathon) und was im Goodie-Bag ist.
Ich bin Freitag Mittag (Direktflug von Wien) angekommen und habe dann am Nachmittag gleich die Startnummern geholt. 5 min Fußmarsch vom Hotel; wenig los, alle sehr freundlich (naja, die sonstigen Bereiche der Marathonmesse waren erst im Aufbau begriffen). Die restliche Zeit bis zum Sonntag im Schongang die Altstadt erkundet, hauptsächlich Kirchen (war ganz erstaunt, wie viele Menschen die Messen – ob Freitag abends oder Samstag früh – besuchen) und Museen (Genozidmuseum – da bekommt man einen Einblick in die jüngere Geschichte) angeschaut.
Durch die Sommerhitze bin ich völlig außer Tritt gekommen und habe den Marathon fast „verdrängt“ und war nicht in Marathon-Stimmung. Aber nachdem ich jetzt extra nach Vilnius gekommen bin und auch lauffähig war, musste ich wohl an den Start gehen. Ich hatte ja auch nur einen kleinen Teil der Stadt bislang gesehen; das Sightseeing musste ja fortgesetzt werden. Die Strecke sollte überdies einiges bieten: laut Beschreibung werden die schönsten und beeindruckendsten Plätze der Altstadt passiert, der Vingius-Park und das Parlament, 4 Brücken, 6 schöne Kirchen und Subacius hill mit dem besten Blick auf die Stadt. Die Runde war 2x zu laufen.
Wir starteten gemeinsam mit den Halbmarathon-Läufern um 9:00, in Laufblöcke bis 3:00, bis 3:30, bis 4:00,.. eingeteilt (Selbstkontrolle, aber die Läufer waren da wirklich diszipliniert!). Die Hügel, vor denen ich Spundus hatte (steilster Anstieg +9%, steilster Abhang -12%), entpuppten sich als nicht so schlimm (die +9% waren absolut 25 Höhenmeter) – wäre wahrscheinlich besser gewesen, das Streckenprofil vorher gar nicht anzuschauen. Die Straßen waren wegen Unebenheiten und unterschiedlichem Belag etwas schwer zu laufen (nur nicht unachtsam sein). Schön war der Vingius-Park, der hat ein bisschen an den Lainzer Tiergarten erinnert, der Baumbestand ist halt nordischer. Die erste Hälfte war das Feld dichter, aber genug Platz zum laufen; die 2. Runde war dann deutlich weniger los. Auf der Strecke gab es wenige Zuschauer, die vielen freiwilligen Helfer haben aber beim Anfeuern ihr Bestes gegeben (bei manchen hatte ich Zweifel, ob sie mit ihrem Ganzkörpereinsatz in der 2. Runde noch durchhalten); die Musikgruppen waren gut verteilt. Wasser und Iso gab es alle 2,5 km und alle 5 km auch Obst. Das Wasser war ein Mineralwasser aus Spanien (!) – Solan de Cabras – vom Geschmack her gut. Im Goodie-Bag war auch ein Folder dazu und ich habe mich nur mehr dran erinnert, dass das Wasser die Fertilität von Frauen steigert. Da bemüht man sich offensichtlich längerfristig um zukünftige Läufer. Im Ziel das übliche Programm (Massage, Sanitäter, Fotoprint,..), aber auch ein Hans-Grohe-Dusch-Truck (so konnte man gleich im Zielgelände duschen). Neben dem spanischen Wasser gab es im Ziel auch – unangekündigt – alkoholfreies Bier; nach meinem Standard also nichts auszusetzen. Das Wetter war mir ebenfalls gnädig, bedeckter Himmel, 12-14° und teilweise leichter Wind. Kein Wunder, dass ich den Lauf einfach genossen habe (habe erst im Ziel auf die Zeit geschaut; ich wollte mir die Stimmung nicht verderben).
Noch ein paar (statistische) Daten: Startgebühr 30 € (inkl. Funktionsshirt), rund 800 Marathonläufer; der Großteil natürlich Halbmarathon, dazu noch – mit gesonderter Startzeit - 10 km und andere kleinere Laufbewerbe. Alles in allem sehr gut und bemüht organisiert und bedingt auch durch die Freundlichkeit der Läufer ein stressfreier Lauf.