Leipziger Allerlei
Leipzig feiert gerade 1000 Jahre der ersten urkundlichen Erwähnung und in der Stadt ist viel Geschichte zu finden (von J.S. Bach bis zur Nikolaikirche). Ein guter Grund, dort Marathon zu laufen.
Nachdem in der Letztvorbereitung die Wehwehchen stärker wurden, war nur klar, dass ich nach Leipzig fahre und versuchen werde zu laufen. Es sollte die Tagesverfassung über das Tempo entscheiden. Dieser erwartungsfreie Zustand gefällt mir sehr gut, ich genieße richtig, es einfach laufen zu lassen. Keine Spur von Marathonfeeling/-anspannung am Vortag und am Morgen.
Wie im Osten Deutschlands üblich ist die Veranstaltung – jedenfalls aus Sportlersicht - gut organisiert, das Sportforum-Gelände bietet den Rahmen mit (kleiner) Marathonmesse, Umkleideräumen/Duschen, Toiletten und Kleideraufbewahrung in den Räumen der Leipziger Universität.
Um 9:40 starten die Inlandskater, danach die Rollstuhlfahrer, um 10:00 der Marathon, 12:45 der Halbmarathon und zum Abschluss um 13:45 die 10 km-Läufer. Zum Marathonstart sind 800 Teilnehmer angekündigt (tatsächlich gefinisht haben 531 Männer und 86 Frauen), bis auf 2 Läufer aus der Partnerstadt in Äthiopien gab es keine „eingekauften“ Läufer. Bei diesem kleineren Rahmen war von Anfang an ein ungestörtes Laufen möglich. Dank meiner (nicht so guten) Graz-Erfahrungen lasse ich die 3:14-Pacer ziehen. Für die Läufer waren durchgehend 2 Fahrspuren reserviert, die Zuschauer standen über die ganze Strecke verteilt und haben immer wieder angefeuert (eine große Leistung, wenn sich die Veranstaltung so in die Länge zieht). Nur die Bewohner eines Seniorenheims, die im Rollstuhl an der Strecke standen, wurden von den Läufern begrüßt. Alle 3 km Wasser/Iso/Tee und alle 10 km Verpflegungsstellen. Mit einer Temperatur im ein- bzw. niedrigen zweistelligen Bereich und etwas Wind war trotz strahlender Sonne angenehm. Ich habe es genossen (zumindest in der 1. Runde), frei und entspannt zu laufen, es haben sich manchmal kleiner Grüppchen gebildet, mal war man allein aber in Sichtweite zu anderen Läufern. Beim Übergang in die 2. Runde hat mich der Sprecher informiert, dass ich 4. Frau bin und die 3. („könnte die Tochter sein“) noch zu holen wäre. Das ist einfacher gesagt als getan, zumal ich zu diesem Zeitpunkt mehr bestrebt war, km um km abzulaufen und nicht weiter zu denken. Wider Erwarten überhole ich sie noch (sie ist noch mieser drauf als ich ich) und rette mich die letzten km irgendwie ins Ziel. Beim Zieleinlauf ist große Stimmung (angeheizt durch den Moderator, damit ich „in Österreich drüber berichten kann“).
Den fehlenden Goodie-Bag habe ich nicht vermisst, die Nachzielverpflegung (Wasser, Apfelsaft, Obst und alkoholfreies Bier) im geräumigen Start-Ziel-Bereich war mehr als ausreichend. Für wohlfeile 30€ Startgeld bin ich mehr als auf meine Kosten gekommen, sodass ich die Prämie für den 3.Platz dem dortigen Spendenprojekt überlassen konnte.
Alles in allem ein kleiner, feiner Marathon zum Weiterempfehlen.