Marathonpremiere geschafft!
Ich werde also heute meinen ersten Marathon laufen! Im Startblock ist eine gewisse Anspannung spürbar, doch die Zweifel der letzten Tage ob die 42,2 km zu schaffen sind, sind verflogen - der Respekt vor der Länge der Strecke bleibt.
In den letzten beiden Jahren bin ich hier den Halbmarathon gelaufen, meine Beine kennen also bereits das Gefühl die erste Hälfte laufend zurückzulegen – ich habe mir den Verlauf der 2. Hälfte eingeprägt um unangenehme emotionale Überraschungen wie unerwartete Schleifen zu vermeiden.
Ich habe 8 Plastikflachen Eigenverpflegung abgegeben - ist auch nur Powerade drinnen, die es an den Verpflegungsständen auch aus Bechern gibt – aber ich trinke im Laufen aus Sportflaschen wesentlich leichter als aus Plastikbechern.
Ich stehe vorne im Startblock 3, wir starten 10 Minuten nach den ersten beiden Startblöcken was gleich ein angenehmes Laufen ermöglicht. Ich nehme mir vor die ersten 2 km mit einer Pace von 5:30 pro Minute zu laufen und dann je nach Pulsfrequenz zu korrigieren. Nach 2 km ist der Puls noch immer zu hoch, gefühlt laufe ich aber eher mit angezogener Handbremse, ich laufe also im selben Tempo weiter – nach weiteren 2 km ist auch die Pulsfrequenz im erwarteten Bereich und wird bis km 26 auch dort bleiben – anschließend wird sie etwas steigen was auch bei den langen Trainingsläufen so war. Auf der Schüttaustraße (ca. km 7) fühle ich mich als könnte ich Bäume ausreißen – wenn es so etwas wie ein Runners High gibt dann ist es das – jetzt nur nicht schneller werden. 10km Durchgangszeit von 55 Minuten – wie geplant – mit dieser Pace wird das auch weitergehen bis ca. km 34.
Da ich auch gleichzeitig Startläufer einer Staffel bin, wartet Eva bei km 16 auf mich. Da ich sie nicht sehe mache ich mich durch lautes Rufen bemerkbar und schon ist sie da. Ich esse die erste Hälfte eines Powerriegels – die 2. Hälfte werde ich kurz darauf verlieren – was aber kein großes Problem ist, da ich noch drei Powergels mithabe, die ich bei km 20, 30 und 35 zu mir nehmen werde – schmeckt alles nicht besonders gut, hilft aber und ein Marathon ist eben kein Gourmetfestival.
Die Wienzeile raus und die Mariahilferstraße wieder rein zum Ring verlaufen problemlos. Halbmarathonzwischenzeit knapp über 1:56 – wenn es so weitergeht sollte die Endzeit unter 4 Stunden machbar sein. Die letzten beiden Jahre bin ich hier ins Ziel gelaufen und habe die Marathonläufer bewundert, die dieselbe Entfernung nochmal laufen. Jetzt wird auch das Läuferfeld deutlich dünner – in Wien laufen eben deutlich mehr Leute Halbmarathon als Marathon und diese sind jetzt nicht mehr auf der Straße. Bei der Verpflegungsstelle bei km 25 finde ich meine Flasche nicht – also Alternativprogramm und aus den angebotenen Bechern trinken, dasselbe wird mir auch bei km 35 wieder passieren.
Bei km 30 feuern mich meine Frau und meine Kinder an – ich freu mich schon sie am Heldenplatz wiederzusehen. Weiter geht’s die Prater Hauptallee hinaus zum Lusthaus, dort wohnt angeblich der Mann mit dem Hammer der einmal im Jahr Jagd auf Marathonläufer macht. Meine Beine werden ab km 34 zwar etwas schwerer und ich muss das Tempo etwas zurücknehmen (Pace von ca. 6:00 statt 5:30 vorher) – doch ich versuche dem Mann mit dem Hammer davonzulaufen, was letztlich auch gelingt. Die nächsten 5 km bis zum Ring sind etwas zäh, ich habe aber außer schweren Beinen keine Probleme.
Der Versuch auf den letzten 2 km am Ring wieder zu beschleunigen misslingt – meine Stimmung ist aber hervorragend, denn langsam aber sicher stellt sich das Gefühl ein es geschafft zu haben. Mit diesem Gefühl laufe ich überglücklich mit einer Zeit von 03:57:33 ins Ziel – ich habe den ersten Marathon geschafft und bin unter 4 Stunden geblieben. Ob ich es wieder mache – kann schon sein.