Der Weg zur Zielzeit, oder auch 'Pfeif auf Greif'Hallo allerseits,
spät aber doch ein paar Worte zum LCC Frühjahrsmarathon und vor allem auch zum Weg dorthin.
Wie schon der alternative Titel "Der Weg zur Zielzeit, oder auch 'Pfeif auf Greif'"
schon vermuten lässt
habe ich schon seit längerem eine etwas zwiespältige Beziehung zu den Excellisten aus Seesen.
Wie es dazu kommt was daraus wurde und warum die Zeit manchmal nicht einmal so wichtig ist, dazu muss ich etwas ausholen.
Ende Dezember 2012 nach knapp 2400 Trainingskilometern in diesem Jahr beschloss ich - "Ein Marathon muss her!"
Gesagt getan, ab 30.12. kein Bier, rein in die Laufschuhe und auf geht's Richtung VCM.
Als klares Ziel: 3:15 trainieren, unter 3:30 laufen! Das muss drin sein!
Naja, kurz gesagt - war es auch, nur bin ich Jan/Feb/März je 356, 400, 510km gelaufen, wobei 8 Wochen nach Greif Countdown dabei waren. Beim VCM war ich eigentlich weich wie Wackelpudding und bin
trotzdem mit 3:23 so halbwegs über die Runden gekommen. Im Aufbau der HM mit 1:29 noch ganz positiv, waren die 3 Wochen vor dem Marathon einfach zu intensiv!
Na egal, meine Schuld, habe entgegen aller Empfehlungen ja auch für den ersten Marathon schon den Countdown verwendet...
Erkenntnis: Auch wenn man sich im Training abschießt und durchbeisst kann man einen Marathon laufen!
Es kommt der Herbst 2013! Fleißig Kilometer gesammelt, auf zum Graz Marathon! Ziel 3:10 trainieren, 3:15 laufen!
Gleiches Theater, die Kilometer rascheln nur so herunter, allerdings ist schon nach er dritten Woche Schluß!
Null Bock, einfach leer! Halbmarathon ins Auge gefasst, vergiß es, so wird das nix! In den schönsten Herbstmonaten September und Oktober praktisch Laufpause.
Erkenntnis: Für den ersten Marathon beißt man mehr als für den zweiten!
"Die Motivationskrise muss mit einem Ziel durchbrochen werden!" Nur wie, ahja, Silvesterlauf!
Mal' kurz und knackig! Die ersten Tausenderintervalle im November bei knapp unter 4min fühlen sich schrecklich an, mann das kann doch nicht alles weg sein (nicht dass ich jemals einen Zehner
gelaufen wäre, aber es ging schon wesentlich leichter!)
Egal, Augen zu und Tempo, nicht zu intensiv da eben Winter aber doch einmal Intervall, einmal Tempolauf und siehe da,
in der Woche vor Silvester ein 7er Testlauf im Training mit ca. 90% in für mich schon guten 3:57 Schnitt!
Geht ja, besser gesagt wärs ja ganz gut gegangen, zwei Tage vor dem 31. hat mich eine ordentliche Erkältung nieder gestreckt
Erkenntnis: Im Winter ist's kalt und man erkältet sich leicht!
So, nach ca. 3.660 Trainingskilometern 2013 nähere ich mich dem Frühjahr 2014, sprich, der VCM muss her, und zwar in einer vernünftigen Zeit!
Nachdem das Tempo schon recht flott von er Hand geht und ich wohl genügend Kilometer in den Beinen habe muss 3:10
drinnen sein, aber fix! "Diesmal gehst' kein Risiko ein!!" schwöre ich mir und bestelle einen 12 Wochenplan
bei Herrn Greif.
Kaum in Händen denke ich mir in folgender Reihenfolge:
1) na da is' ja ordentlich was durcheinander gekommen! Die Kolleg(inn)en haben die Mailadressaten vertauscht!
2) na des wiad a Spaß!
zu 1)
Nach kurzer Überprüfung folgte ungläubiges Staunen, das Ganze ist ernst gemeint! (Sie haben sogar das YI in meinem Namen richtig geschrieben
Die Kollegen haben meine aktuelle 10km Steuerzeit um mehr als eine Minute runter gesetzt!
zu 2)
Es kann nicht vernünftig sein solche Belastungen auf Basis eines Trainingsplans einzugehen, welcher nach
einer handvoll Angaben zur Person erstellt wurde.
Zusammengefasst - genau das Richtige für mich!
Nun gut, die ersten vier Wochen vergehen wie im Flug, nur bringen mich die Greifschen Ansagen schon wieder komplett von der Rolle. Originaltext für den 25.1.:
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20 - 35 km regenerativer - extensiver Dauerlauf in 5:15 - 4:57 min/km. Pulsbereich 116 -
129.
Dies wird deine wahrscheinlich schwerste Einheit, denn wir werden versuchen, sie ganz
schnell bis auf 35 km auszudehnen, wenn du sie bisher noch nicht laufen kannst. Du
kannst heute auch langsamer laufen, Hauptsache du kommst weit.
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Mann, natürlich kann ich 35km laufen, aber das kann ich doch nicht bis Mitte April durchziehen, da habe ich ja platte Haxen!
Also, getreu meines Vorsatzes "Verheitze dich nicht!" beginne ich an diesem Tag mit moderaten 30km, naja, hügelig bis bergig teilweise im Schneematsch im 5:40er Tempo - wie auch immer!
So gehts natürlich weiter mit dreimal Qualität in der Woche, der nächste Lange ist schon 33 bei 5:26, der nächste ebenso und dann kommt natürlich
wieder der unvermeidliche Ausrutscher.
Der nächste Lange steht am 15.2. auf dem Programm und was lese ich hier im Forum? Richtig, ein VOLLMONDLAUF steht an!
Nachmittags ein Blick aus dem Fenster, tatsächlich, klarer Himmel, moderate Temperaturen, etwa 3-9° und ganz schlimm!! - Die Beine fühlen
sich toll und flüstern dem Ding zwischen Schultern zu - nimm' heute doch mal zwei Gels mit und noch 'ne Flasche zusätzlich!
Schrecklich, losgelaufen und vorbei war's. Die Beine super leicht, prima Stimmung, klasses Wetter und in der Dämmerung den Waldviertler Hügeln entgegen!
Genau zu Mondaufgang nach ca. 19km mitten in den Hügeln, überhaupt nicht kalt, keine Ahnung wo ich war und nur auf Verdacht einer beleuchteten Kirch entgegen gelaufen -
was soll ich sagen, so ein Hoch habe ich noch nie erlebt! Leicht bergab ca. im 5er Schnitt praktisch geflogen! Tolle Musik dabei, überhaupt keine Beschwerden....
Der Weg nach Hause war nach erreichen der Ortschaft natürlich kein Problem, nur war ebenso natürlich bei 35km nicht Schluß.
Nach der Marathondistanz dachte ich mir, dass der Trainingsaufbau sowieso schon wieder vorbei ist und habe kurz damit spekuliert einen 50er zu laufen damit es sich wenigstens auszahlt -
ich war aber dann doch vernünftig (haha) und nach etwas mehr als 43km war Schluß. Mein mit Abstand absolut schönster Lauf - bis heute!!
http://www.outdooractive.com/de/wanderung/waldviertel/trainingsmarathon150214/101802081/#fu=1 (nö, war keine Wanderung, 5:30 Schnitt
So nun ist den meisten Lesern (Gratulation an alle die noch durchgehalten haben
wohl klar, warum ich einen Bericht zum LCC und nicht zum VCM schreibe!
Richtig, noch drei Wochen intensiv Training habe ich durch gehalten und dann die Böcke ins Eck geschmissen!
Im Februar noch 404km, im März nur noch schlappe 181, vorbei war der VCM, allerdings raffte ich mich auf und beschloss den Halbmarathon zu versuchen.
Nach 20/50/39/16(!) Wochenkilometern eine mit 87km und zumindest 8km Tempo in 4:06 und 5 Tage vor dem HM 3x3000 in 4:06 Schnitt
Nachdem ich eigentlich nur an den Start ging um die Meldung nicht verfallen zu lassen fühlte ich mich am Renntag doch sehr gut und stellte mich in den ehemals roten Block
(habe mir den Sponsor nicht gemerkt) und siehe da, das Tempo läuft ja wirklich prima! Weiß der Kuckuck, ab km16 bin ich laut meinem 910er die letzten
5km doch glatt in 3:58 Schnitt gelaufen!
Im Ziel tatsächlich eine 1:27, wobei ich eigentlich vom Start weg konstant schneller geworden bin!
Nicht_zu_fassen! Pfeif auf Greif, dachte ich mir da im Ziel, wobei ich nicht einmal komplett fertig war!
Erkenntnis: Keine! Jegliche intelektuelle Verarbeitung dieses Resultats wurde vermieden, da haut's einem sonst die Batterie 'raus!
Aber jetzt! Mit diesem HM Ergebnis kann ich noch ruhig einen Marathon probieren! Gedacht getan, eben der LCC bietet sich an!
Noch eine Woche mit ruhigen 111km, eine mit 82km und schon ist der Marathon da, wobei ich in der Marathonwoche gedenk meines Aussetzers im Frühjahr nur das notwendigste
Jogging, ca. 20km, absolviert habe! Wie auch immer, mit der HM Zeit beschließe ich auf knapp unter 3:10 an zu laufen und gegebenenfalls ab der Hälfte zu reduzieren.
Nun zum eigentlich Laufbericht
Mist, der Wetterbericht stimmt, seit dem Wien Energie HM vor einem Jahr kann ich Wind absolut nicht mehr leiden, aber was soll's, "Marathon ist,
freu dich gefälligst darauf!" diszipliniere ich mich morgens! Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen dass ich mich in ein paar Stunden bei km35 quäle, eigentlich ist mir so gar nicht danach!
Egal, Augen zu und durch! Ich platziere noch meine Drinks und Gels (Danke an DonTango für den Hinweis auf Essen vor ca. einem Jahr! Beim ersten Marathon hat' ich's damit ja noch nicht so unbedingt
und ab zur Startlinie. Ein Rundkurs sagt mir ja eigentlich schon zu, meine Familie, Frau und zwei Töchter müssen auch nicht quer durch Wien hetzen um mich 2x zu sehen, prima,
die Stimmung wird etwas besser. Dann der start, keiner will so wirklich in die erste Reihe
aber nach SuSanne Ps Aufforderung wird's ja doch etwas, 3,2,1, los geht's!!! Mannomann, waren beim HM
die Beine leicht wie Federn,
so waren sie nun wie aus Blei! Na das kann's aber ned' sein! Na egal, mit dem ersten km in 4:15 obligat zu schnell begonnen und sofort langsamer geworden. Ich warte dass die Beine leichter werden,
naja, ich kanns vorweg nehmen, wurden sie nicht. Die erste Runde in 4:27 Schnitt war natürlich kein Problem und ich beschloss mal bis zum Halbmarathon etwa dieses Tempo zu gehen!
Hm, etwas einsam, gut dass ich Musik dabei habe, irgendwie dachte ich mir schon dass der Lauf etwas wenig Unterhaltung bieten wird. Siehe da, in der dritten Runde stoße ich zu drei Kollegen, welche
etwa mein Tempo laufen, prima! Nachdem ich mangels Stimmung ja dem Sprecher bei Start/Ziel gut zugehört habe weiß ich, dass die Marathonnummern mit "3" beginnen. Im Seitenblick erhasche ich die
Startnummer meines gleichlaufenden Kollegens, prima, 'ne 3 vorne, na da halte ich mich wohl mal ohne viel Worte weiter in ihrer Nähe auf! Pflichtbewußt mache ich ab etwa der Hälfte der dritten
Runde den Windschatten, siehe da, schon bin ich wieder bei 4:16! So nicht, ich schieß mich nicht ab! Nun gut, ich werd langsamer und die Kollegen schneller, drei Kilometer später weiß ich auch
warum. Fröhlich tratschend stehen sie im Zieleinlauf, sie haben beim HM offensichtlich Schluß gemacht. Nojo, gut, weiter geht's. Zwischenzeitlich laufe ich auf einen Kollegen auf welcher
augenscheinlich bis jetzt ziehmlich weit vorne zu finden war. Offensichtlich hat er Schwierigkeiten. Wie auch immer, ich laufe vorbei. In der Zwischenzeit habe ich mangels leichter Beine auf 4:35
Schnitt reduziert aber was solls. Hm, da sehe ich 'nen Biker vor mir! Nachdem ich ihn eingeholt habe frage ich: "Na sog nur dass du der Führungsfahrer bist!" Er drauf:"Wo kummst du denn her?"
Ich darauf: "Na renna tua I!" Gut, wir haben sofort einen Draht zueinander gefunden und er vertschüsst sich mit den Worten "Prima, daun doa ma wos!" sofort ca. in gute 10m Abstand vor mich um ja
jeden Verdacht des Windschattengebens auszuschließen. Meine Gedanken:" Na ned schlecht, mit a bißerl Glück hab' ich den jetzt noch schön lang vor mir...." Siehe da, der von mir überholte Kollege
rundet sich zurück!
Hoppala, denke ich, ist das ernst gemeint? Tatsächlich, ich laufe gleichmäßig mein Tempo und trotzdem überhole ich ihn ca. 4x, immer wieder fällt er zurück und beißt sich
wieder nach vor!
Hm, mit einem Marathon in den Beinen steht mir nicht zu etwas zu sagen - denke ich - und halte auch meinen Mund. Auf einmal ist der Führungsfahrer wieder da! "He, supa, a Duö, des gfoit ma!"
spätestens da weiß ich dass ich mich an diesen Lauf wohl länger erinnern werde!
Diplomatisch antworte ich darauf:" Naja, is halt schon noch a bißerl weit dafür..." Keine Reaktion... Wie auch
immer, nach einigen km spricht mich mein Kollege doch an und wir unterhalten uns kurz, es war sein erster Marathon!
Nachdem er sich praktisch knapp nach dem HM schon auf die Oberschenkel klopfte wollte ich schon sagen: "Nimms Tempo raus, geh ein paar hundert Meter und schau dass du ins Ziel kommst" - tat ich
aber nicht, woher denn auch! Egal, kurz darauf war ich wieder alleine unterwegs, will sagen ich und der (verlängerte) Rücken des Führungsfahrers. In der Pentek Liste bin ich übrigens
eine Runde länger als 2. geführt, kann auch sein, eventuell hat der Führungsfahrer halt einfach übersehen etwas mit wem anderen zu tun.... wie auch immer....
So, wie ging's denn weiter? Beim Kreuzungspunkt rief ich meiner Frau zu "Wasser!!!" - nach der Pendelstrecke auf der HA bekam ich zielsicher ein Orangengetränk gereicht welches ich natürlich nicht besonders höflich ablehnte. Jedenfalls hatte das Publikum kurz was zu lachen - wie ich erfuhr sagte der Zuschauerkollege neben meiner Frau zu ihr: "Mocht nix, das passiert mir auch immer!
" Naja, etwa bei km32 lief ich so rund um 4:40 auch abhängig vom verflixten Wind. Spätestens jetzt war der Zeitpunkt wo ich mich
von 3:10 endgültig verabschiedete. Nachdem ich nochmals kurz für einen km 4:20 probiert habe verwarf ich alle Ambitionen und auch ein ganz bösartiger Gedanke machte sich so ab km 35 breit.
Irgendwie wurde mir bewußt, dass ich in diesem Rennen, welches nun ja 'relativ' bald aus war, in Führung lag! Auf der Hauptallee im Gegenverkehrsbereich konnte ich zwar niemand hinter mir
ausmachen, aber der Gedanke dass nun noch wer im Schweinsgalopp aufholte und ich keine Reserven mehr hätte gefiel mir überhaupt nicht! Unvermittelt schoß mir der Gedanke "Der Max läuft auf Sieg!"
durch den Kopf und ich musste wirklich lachen! Spätestens da dachte sich wohl der Führungsfahrer bei dem stimmt wirklich was ned! Ich will die letzte Runde nicht schön reden, ein Marathon ist eben
ein Marathon, aber ich bin ziehmlich kontrolliert ins Ziel gelaufen, kein Einbruch, keine aussergewöhnlichen Schmerzen, alles im grünen Bereich! Realistisch besehen wäre die eine oder andere Minute
durchaus drinnen gewesen, aber wer bekommt schon die Chance bei einem Marathon auf Sieg zu laufen?
Komplett irre!
Ach ja, die Zeit: 3:14:08 -
nebensächlich
Erkenntnis: Gut, dass ich mich bis jetzt immer rechtzeitig daran erinnere, dass ich einfach gerne Laufe! Es zahlt sich wirklich aus, da erlebt man was!
Oiso! Doa ma wos!!
