Erstversuch Marathon: Die zweite Meinung
Spät, aber doch folgt jetzt auch noch mein Bericht:
Nach 24 Wochen Trainingsplan ist die letzte Woche vor Tag X recht entspannt. Nach so vielen Wochen Training muss der Marathon einfach gelingen. Georg ist da schon etwas nervöser, aber ich versuche mich nicht allzu sehr anstecken zu lassen. Die Nacht vor dem Marathon ist zwar eher schlaflos, allerdings wurde das durch das ausgiebige Nachmittagsnickerchen am Tag davor ganz gut ausgeglichen worden.
Um 6 Uhr klingelt dann endlich der Wecker. Gefühlt genau in dem Moment, wo man so richtig schön ins Schlafen eingeschlafen wäre, aber wurscht! Es ist Marathontag! Es wird schnell gefrühstückt, schnell in die Laufmontur geschlüpft, die letzten Vorbereitungen getroffen und auf geht‘s Richtung Treffpunkt beim Donauzentrum. Die Laune ist gut und die Sonne lacht vom Himmel (zumindest empfinde ich das jetzt noch so). Auf dem Weg zum Start kommt kurz die Startblockdiskussion auf – blauer, roter, gelber, violetter, orangefarbener oder doch schwarzer Startblock? Im Endeffekt erinnere ich mich nicht mehr, wo wir eigentlich genau gestartet sind. Ich weiß nur noch, dass es überraschenderweise sehr wenig Gedränge gibt und freies Laufen sofort möglich ist.
Geplant ist, dass ich zumindest den ersten Halbmarathon mit Ulrich und seinem Freund Hubert laufe, Heidi war ebenfalls mit von der Partie. Tempomäßig liegen die ersten Kilometer bei 5:45/km, Puls gut, ansonsten auch alles wunderbar. Bei der ersten Labestelle im Prater ist zischt uns Heidi davon und so geht‘s zu dritt weiter auf die Schüttelstraße und den Ring.
Richtung Schönbrunn macht sich dann die „Hitze“ bei mir bemerkbar. Es wird alles viel zu früh viel zu anstrengend und auch mein Puls ist recht hoch (Georg wird an dieser Stelle sicher widersprechen). Nach der ersten Geleinnahme habe ich dann endgültig das Gefühl, dass das so nicht mehr weitergeht. Entweder ich versuch das Tempo zu halten und steige bei KM 25 aus oder ich nehme ein wenig zurück, pfeif auf die Zeit und laufe Marathon. Ich entscheide mich für den Marathon und verabschiede mich von Ulrich – der mir bis dahin ein sehr aufmerksamer und unterhaltsamer Pacemaker gewesen ist – und seinem Freund.
Bei der Labe kurz vor (?) der Halbmarathonmatte treffe ich wieder auf Heidi und beschließe mit ihr gemeinsam zu laufen. Die folgenden Kilometer rollen schön bergab dahin. Auf dem Weg zurück in den Prater zeigt uns die Sonne, was sie kann. Ich versuche bei den Laben (offiziellen und inoffiziellen in Form von Georgs Mutter bei KM 29 und 37) viel zu trinken und schütte mir regelmäßig Wasser über den Kopf. Die Prater Hauptallee ist zäh, aber die Beine wollen noch. Wir begegnen Jean-Marie beim Gegenverkehrsstück, er wird uns wohl noch vor dem Ziel einholen.
Bei KM 35 schickt mich Heidi allein weiter auf die Reise. Ich laufe raus aus dem Prater, hinauf auf den Berg, den ich im Training fast tagtäglich gelaufen bin und ein bisschen Stolz kommt auf. Ich bin auf den letzten Kilometern und das große Leiden bleibt noch aus. Auch die Schüttelstraße tut gar nicht so weh, wie befürchtet. Schon liegt die Franzensbrücke hinter mir und ich weiß, jetzt ist es wirklich nicht mehr weit. Bei KM 40 holt mich Jean-Marie ein und begleitet mich die letzten 2 Kilometer über den Ring ins Ziel. Vielleicht gibt es gegenteilige Beweisfotos, aber ich bin nur noch am Grinsen. Noch 500m! Vorbei an Julie und Georg, rein zum Heldentor, rauf auf den roten Teppich und über die Ziellinie drüber. Jean-Marie klatscht schon auf meinen letzten Metern und gratuliert mir im Ziel. Ein Blick auf die Uhr verrät: 4:18:05!
Es war ein sehr schöner und schmerzfreier erster Marathon, bei dem ich in Summe keine 10 Kilometer alleine gelaufen bin. Danke an Ulrich, Heidi und Jean-Marie für die Begleitung und danke an alle, die am Streckenrand gestanden sind und mich angefeuert haben.