Herbstlauf in Liesing, der Letzte:
Herbstlauf in Liesing, der Letzte: Es gibt drei Gründe beim Liesinger Herbstlauf mitzumachen:
1) Ich möchte zum dritten Mal die sub 25 knacken, alles was drei Mal passiert, das zählt
2) meine Tochter kommt mich anfeuern, das ist in etwa so häufig wie ein Meteoriten-Einschlag
3) die Strecke ist flach und ein schneller Rundkurs
Nachdem ich mit Richy schon beim Tempolauf die sub 25 geknackt habe, bin ich allerdings mäßig motiviert. Wir starten in der Meischlgasse vor dem Fußballplatz des ASK Erlaa. Bei der Anmeldung treffe ich Christian K., spät aber doch trudelt Richy samt Familie ein. Als ich am Start stehe, höre ich, wie zwei Männer angestrengt überlegen, was das Wort „Hobette in HobettenSusi“ bedeuten könnte. Ja, ja ich habe diese Laufhose an… „Was heißt Hobette“? „Vielleicht kommt das von Staffete, also eine Staffelläuferin?“ Nein, das heißt was anders und schau nicht so auffällig hin“. Ich hau mich ab, löse das Rätsel auf und sie entschuldigen sich, dass sie sich eh bemüht hätten, nicht „so auffällig hinzuschauen“.
Dann fällt der Startschuss, wir laufen unter der U6-Trasse durch direkt hinein in ein Stück landschaftlich trübes Liesing. Die Strecke ist trotz einiger Kurven schnell, leider gibt es einige Möglichkeiten zum Abkürzen, wobei ich zwei davon nutze, weil ich nicht weiß, was hinter der nächsten Kurve kommt und dem Vordermann nachlaufe. Eine Abkürzung nehme ich bewusst, weil ich sonst in ein geparktes Auto krachen würde. Auf den ersten zwei Kilometern dieses Rundkurses wird mir klar, was man in Wien so unter Stadtplanung versteht. Ein bunter Mix aus modernem Wohnen zwischen Feldern fern der Kulturpflege eingebettet in Industrie- und Gewerbe-Containern. Dieses Trauma geht auch vorüber und als wir entlang der Schlossmauer Alt Erlaa laufen, wird es sogar noch recht nett ländlich. Was mir wirklich fehlt, ist aber nicht so sehr eine beschauliche Gegend, sondern die schönen Tafeln mit den km-Markern, die gibt es nämlich nicht und das macht mich immer ein bisserl gaga.
Während des Laufes merke ich, dass mir die Lauferei wirklich keine Freude mehr macht. Es tut mir nichts weh, ich komme gut zurecht und es nervt mich trotzdem. Als ich den letzten km erreiche, wir laufen nun entlang der U6-Trasse, wird mir klar, dass das heute mein letzter Bewerb ist. Nicht für heuer, sondern für sehr lange Zeit, möglicherweise, was die Lauferei betrifft, für immer. 2013 habe ich in jedem Fall Bewerb-Auszeit, denn ich spüre, dass der Körper diese wirklich braucht. Ich habe 12 verletzungsfreie Jahre hinter mir und so soll es auch bleiben. Ich möchte keine Pläne mehr sehen, dieses Einheiten-Korsett ausziehen, am Sonntagvormittag ausschlafen, frühstücken und nichts tun und keine Lauf-Intervalle mehr machen „müssen“. Jene, die mich besser kennen, wissen, dass ich keine Spaßläuferin bin, entweder g´scheit oder gar nicht (mehr).
Mit diesen Gedanken erreiche ich die letzten 500m. Da ich die Strecke nicht kenne, bin ich vorsichtig. Wie oft dachte ich: „Jetzt geht’s in die Zielgerade“ – und dann kam noch irgendeine dämliche Schleife aus dem Nichts. Leider sehe ich die anderen Läufer vor mir nicht, denn die Stelle, wo ich die Zielgerade oder die gemeine Zusatz-Schleife vermute, ist nicht einsehbar. Da ich weiß, dass ich mental den Boden küsse, wenn ich auf den Zieleinlauf hoffe und es dann doch noch ganz anders weitergeht, nehme ich ein bisserl das Tempo heraus. Als aber nach weiteren 150m klar wird, dass es tatsächlich Richtung Zieleinlauf geht, habe ich nichts mehr zu verlieren. Meine Tochter wartet im Ziel, Michael fotografiert sich weg und ich laufe erschöpft über die Zielmatte in 0:24:20 und damit mit einer neuen 5-er-Bestzeit. Ein schöner Abschluss nach dieser richtig guten Tri- und Laufsaison 2012.
Richy und ich, wir kommen zum Schluss, dass bei diesem Lauf das Preis-Leistungsverhältnis wirklich stimmt: 7 Euronen, ein Sackerl mit drei Stück gutem Gebäck, Trinken, Bananen, Dusch- und Umziehmöglichkeit und eine exakt ausgemessene Strecke. Was aber jetzt wirklich vorrangig ist: Michael kauft mir einen Schaumbecher, diese herrlichen mit Schnee gefüllten Dinger mit Schokohaube, etwas, was ich mir selten gönne. Ich glaube, so gut hat mir der noch nie geschmeckt.
Falls jemand wissen möchte, ob ich jetzt in Sport-Pension gehe. Nein, natürlich nicht. Denn ich bin in diesem blöden Alter, wo ich ohne Sport auseinandergehen würde wie eine Packung Toni Kaisers Riesen-Germknödel. Das will ich nicht. In diesem Sinn werde ich ordentlich Brustschwimmen lernen und vor allem so gut es mir noch möglich ist meine Butterfly-Künste verfeinern. 4-Lagen-Schwimmen, ohne dass es peinlich ist, das hat was. Außerdem möchte ich unendlich viele Radkilometer absolvieren, nicht für einen Wettkampf, sondern, weil es mir Spaß macht. Ach ja und Laufen? Einmal die Woche, denn nur Laufen gibt - kalorientechnisch betrachtet - dem Riesen-Germknödel keine Chance.