Quebec, warum nicht?
Bei der Marathonplanung 2012 stieß ich zufällig auf den Quebec-Marathon (26.08.). Mein erster Gedanke: Ende August ist es sehr heiß, das ist nicht mein (Lauf-)Wetter; mein 2. Gedanke: heuer geht es nicht ums „Kratzen an der Bestzeit“; mein 3. Gedanke: Ende August ist eine gute Urlaubszeit für mich. Gesagt, getan: ich habe meinen üblichen Herbstmarathon auf Ende August vorverlegt mit der Idee, mit einem lockerem Laut der erwarteten Hitze zu trotzen (Plan A). Schon in der Marathonvorbereitungsphase waren die Tempotrainingstage eher angenehm kühl. Dann ein Hinweis auf der Homepage des Quebec-Marathons „die durchschnittlichen Temperaturen zu dieser Jahreszeit liegen zwischen 16° (morgens) und 20° (nachmittags)“. Das klang ja ganz verheißungsvoll und unter diesen Bedingungen rechnete ich mit einer Endzeit von 3:25 (Plan B).
Die Reise begann eine Woche vor dem Marathon, ein paar Tage in Toronto (mit einem schönen Morgenlauf am Waterfront-Trail), ein paar Tage in Montreal (mit Lauf an den Mont Royal (230 m Seehöhe) und schönem Ausblick und zuletzt Quebec. Die Abholung der Startunterlagen rasch und problemlos; alle sind – wie überall in Kanada – sehr freundlich; es gibt ein Finishershirt gratis und der Zeitnehmungschip ist auf der Startnummer – auch die Infobroschüre ist ausgezeichnet. Ich hatte auch das Glück, ein Hotel vis a vis vom Ziel gebucht zu haben.
Der Marathon ist auf 1.600 Starter begrenzt, dann gibt es noch einen Halbmarathon und 10 km-Lauf (zeitgleicher Start wie Marathon, aber nur 2. Hälfte bzw. letzte 10 km der Marathonstrecke).Der Start war in Levis, der Stadt auf der anderen Uferseite des St. Lorenz-Stromes, wir sind vom Ziel weg mit den gelben Schulbussen an den Start gebracht worden (Abfahrten zwischen 6:00 und 7:15). Der erste Marathonstart war um 7:30 für Teilnehmer mit einer Zielzeit über 6 Stunden, die anderen Läufer starteten um 8:30.
Laut Wettervorhersage sollte es bis zu 31° heiß werden. Meinen Plan, den „kühleren“ Morgen zu nutzen und vor der Hitze zu finishen, musste ich bald aufgeben. Die Sonne prallte vom Start weg mit voller Kraft auf uns nieder – wir liefen auf angenehm breiten Straßen, aber ohne jeden Schatten. Nach 10 km und noch gut in der Zeit habe ich daher auf Plan A (lockeres Laufen) umgestellt, weil ich als arktische Schattenpflanze mit der Hitze schlecht umgehen kann. Das Streckenprofil sah anfangs eine leichte Steigung vor, dann nach 11km ging es runter, zwischen km 22 und 29 leicht an- und wieder absteigend, ansonsten flach bis zum Ziel. Tatsächlich gab es die Besonderheit des auf den Kopf gestellten „U“, das heißt, es gab immer wieder die Kombination von ca 30 m ansteigend, dann 10 m flach und dann wieder 30 m abfallend. Das brachte viel mehr Höhenmeter als erwartet. Auf der Strecke war es ruhig und meditativ, bis zum Halbmarathon war offenbar Musik an der Strecke nicht erlaubt. Aber es haben immer wieder einzelne Menschen an der Strecke angefeuert und aufgemuntert. Alle 2,5 km gab es Verpflegung (nicht nur Wasser auch Iso) und viele Wasserduschen von den Anrainern.
Die letzten 15 km waren dann für mich wirklich hart, ich war schon an der Grenze zum Sonnenstich – bin aber nicht so tief gesunken, mit dem Schulbus zurückzufahren. Ein Susu-look-a-like ist locker an mir vorbeigelaufen, auch mit dem Luxemburger (er trug ein Luxembourg-Shirt) konnte ich nicht mit. Die 3:50-Endzeit habe ich mir hart erarbeitet, das war kein lockeres Laufen mehr. Mit dieser Endzeit bin ich aber vollauf zufrieden.
Der Lauf war perfekt organisiert, es waren 2 Fahrspuren (selbst am Boulevard Champlain, der Haupt-Uferstraße von Quebec) für die Läufer reserviert, die Zielverpflegung sehr professionell.
Sonne und Hitze haben sich zwar nicht an die durchschnittlichen Temperaturen zu dieser Jahreszeit gehalten, aber letztes Jahr musste der Marathon wegen des Tropensturms „Irene“ abgesagt werden. Da habe ich ja wirklich Glück gehabt.
Wie erwartet kein bestzeitentauglicher Marathon, aber ein schöner Lauf und die blinkende Medaille ist natürlich ein Must für jede Medaillensammlung.