friendshiprunner´s delight - VCM 2012Nachdem ich Ende Jänner schon eine sub3 in Marrakesch gelaufen bin, habe ich kein vernünftiges Training mehr geplant und erwartet. Nach ein paar Wochen Regeneration, 1 Woche Krankheitsausfall habe ich den VCM 2012 schon in die 3:20 kategorisiert. Aber der Wiedereinstieg ins Training ging sehr gut, und so haben 4 intensive Trainingswochen wohl gereicht noch mal ein gutes Rennen hinzubekommen.
Da ich beim VCM als friendshiprunner mitlaufe, informiere ich mich ab und zu wer denn alles aus Luxemburg nach Wien zum Marathon anreist. Diesmal sehe ich zu meiner Überraschung zwei mir sehr bekannte Namen. Ein Ehepaar aus Luxemburg die ich vor 2 Jahren beim Transalpin kennenlernen durfte. Beide sind bis damals bei allen Transalpinläufen dabei gewesen (6 x!), letzt Jahr haben sie die Serie gebrochen und haben stattdessen Marathonausflüge geplant. So soll auch der VCM so ein Ausflug werden. Wir treten schon einige Wochen vorher in Kontakt und machen uns aus dass wir was in Wien zusammen unternehmen werden.
In Wirklichkeit kommen beide aber nicht alleine nach Wien, sondern bringen ihren ganzen Kegelclub(!) mit. Somit sind´s 15 Leute - richtige Schlachtenbummler. Ich organisiere uns einen Raum in einem feinen Restaurant, wo ich die Leute treffe. Schon ganz am Anfang erkenne ich eine älteren Mann wieder - Giorgio ? Ja, es ist Giorgio.
Jetzt muss ich eine Rückblende zum Venedigmarathon 2003 machen. Damals bin ich mit 2 Luxemburgern beim Venedigmarathon mitgelaufen. Am Tag nach dem Marathon, damals knapp unter 4 h gelaufen, schleppen wir uns mühselig über die vielen Brücken der Lagunenstadt. Der Muskelkater ist mörderisch. Wir fluchen auf luxemburgisch über jeder verdammte Stufe. Da kommt plötzlich ein Mann auf uns zu und sagt dass er auch Luxemburger sei - er sei Giorgio. Ein landesweit bekannter Italiener der schon mehrere Jahrzehnte in Luxemburg lebt und ein Gastronmieimperium ähnlich den Plachuttas in Wien aufgebaut hat. Wir tratschen damals 1 Stunde über Gott und die Welt, er kennt sich in Venedig bestens aus, ist er doch teilweise dort aufgewachsen. Er zeigt uns ein paar nette Lokale und manch Geheimtipp. Dabei erzählt er uns auch dass er gute Freunde hätte die auch Marathon liefen.
- Jetzt wieder zurück ins Jahr 2012. Ja die Freude sind das Transalpinehepaar, und nun sitzen wir alle zusammen in Wien beim Stadtwirt und wundern uns wie klein doch die Welt ist. Der Abend wird lang und lustig. Aber 2 Tage vorm Marathon ist jede Entspannung willkommen :-)
Am Tag vorm Marathon war wie immer Kaiserscharrenparty am Programm. Kurzer Bühnenauftritt im gesponserten violetten T-Shirt. Beim Anziehen zu Hause habe ich noch gesagt. Das werde ich nie anziehen, nie und nimmer. Dann stehen wir da zu 30 friendshiprunner auf der Bühne , bekommen unsere speziellen Startnummern mit der Landesflagge überreicht, und irgendwie bekommt das Shirt eine ganz andere Wertigkeit. Schon irgendwie cool, mittlerweile kenne ich die meisten friendshiprunner recht gut, und es ist immer wieder nett die Leute einmal im Jahr zu treffen. Ein ganz netter friendshiprunnerkollge aus den USA hat seine Funktion abgegeben, weil er mittlerweil nicht mehr in Wien wohnt. Aber wir haben noch alle Kontakt zu ihm, und er läuft am Montag nach dem VCM den Bostonmarathon. Dort sollen es 30° im Schatten werden. Ein Problem , das wir nicht haben werden, denn in Wien ist es eher kalt.
Auf der Kaiserscharrenparty treffe ich dann auch auf nina_010 aus dem Forum. Sie wird übers Marathonwochenende bei uns übernachten. Super Sache, dann können wir in der Früh vorm VCM die Pferde gemeinsam in Schach halten, weil am Samstag beginnen sie schon zu tänzeln ...
Der Sonntag beginnt vielversprechend. Angenehm kalt, genau richtig zum laufen. Die Treffpunkte am Stephansplatz und Donaustiege haben schon einen Traditionsaspekt. Darauf freue ich mich mehr als auf Weihnachten
Ziel des Tages hatte ich schon mit Tobias ausgemacht. Ohne Druck, auf 3 h hinlaufen. So lange wie möglich zusammenbleiben, aber jeder soll sein eigenes Tempo laufen dürfen. Nur , wo ist er ? Er schafft es mich über Ulrich zu kontaktieren, er wurde schon eine U-Bahnstation früher wegen Brandgefahr (!) aus der U-Bahn evakuiert. Aber wir schaffen es doch uns zu treffen.
Letztes Jahr hatten wir uns ja einen Treffpunkt für den sub3Express ausgemacht, und wir haben uns damals nicht gefunden. Heuer haben wir nichts ausgemacht, und beim Start stehen wir zu 5 aus dem Forum dicht aneinandergedrängt im Startblock.
Vorher hatte ich aber noch im Marathon-Hotel vorbeigeschaut, ich habe mich nämlich für einen Test zur Verfügung gestellt. Ein neuer Zeitnehmungschip soll unter realistischen Bedingungen getestet werden. Ein Armband mit Chip, und ich soll bei km 31 einen Knopf drücken um so einen Herzinfarkt vorzutäuschen. Über an der Strecke angebrachten Empfangsstationen soll man in Zukunft die Läufer damit genau orten können, und bei Problemen schneller reagieren können.
Nun ist das Chiparmband noch ein absoluter Prototyp, ungefähr 20x so groß wie es in Zukunft sein soll. Ich trage also ein Monsterwecker an der Hand. Und bei km 31 soll ich also einen Knopf drücken. Aber der Prototyp ist noch in einer derart frühen Phase dass man den Knopf noch nicht einbauen konnte. Bedienen kann man den Knopf nur wenn man mit einem Kugelschreiber in ein klitzekleines Loch hineindrückt. Ich soll also bei km 31 stehen bleiben :oah: - so war das aber nicht ausgemacht, und ich sage ihnen dass ich das nicht machen werde. Es ist ihnen aber egal, es gibt ja noch 8 andere Prototypen die unterwegs sind... Tatsächlich habe ich bei km 31 nicht mal daran gedacht dass ich das Ding dabei habe, habe km 31 nicht mal registriert, da war ich schon mit runner´s high unterwegs.
Der Lauf selber ist schon in Tobias Bericht super beschrieben, schreibe daher nur ein paar Besonderheiten die sich von seinem Lauf unterscheiden. Die ersten km also viel zu viel Gedränge. Mittendrin treffe ich einen Laufkollegen aus Schönbrunn , Harald Wurm, ein sehr erfahrene Läufer der schon über 80 Marathon gelaufen ist. PB 2:53. Er will langsamer laufen ca. 3:10 - nun ja, ist er doch erst vor 2 Wochen einen schnellen Marathon gelaufen
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Am Ring hinauf ist es schon übersichtlich genug, dass ich frzka erkennen kann. Der erste Fori der anfeuert, und es sollte nicht der letzte sein. So viele Leute habe ich unterwegs noch nie anfeuern gesehen. Super Sache. Am Naschmarkt, dann die Chribi, bald darauf Anna, dann meine Frau die mir zuwinkt und mich fotografiert. hmmm - war doch nicht meine Frau, aber egal, zurückwinken und fotogen schauen hat noch nie geschadet
Nächste U-Bahnstation steht dann doch meine Frau
Bald kommen wir zur Staffelübergabe. Dort soll ich meine nächste Läuferin auf den Weg schicken, doch - wo ist sie ? Ich finde sie nicht, laufe aber dann gleich weiter. Wir hatten das doch so gut ausgemacht, habe ihr auf die Sekunde genau gesagt wann wir da sein werde. Aber nun ja, da ich keine Uhr dabei habe, kann ich mich ja auch in der Zeit geirrt haben. Aber das wäre mir sicher aufgefallen wenn wir so viel schneller oder langsamer gelaufen wären. Egal, ich muss weiter , will so weit wie möglich mit Tobias mitlaufen. Beim Westbahnhof dann der angekündigte Fototermin mit Susu und Mister. Perfekt Fotos. Auch hier noch einmal : Danke.
Ganz zu unserer Verwunderung - Fast idente Fotos sehe ich später von Fori "lccläufe". Er muss sehr nah an Mister dran gestanden sein, und beide kennen sich anscheinend nicht
Am Ring dann ein 2tes Mal Besuch von Tobias Vater, kurz darauf bei der 2ten Staffelübergabe Anfeuerungsrufe von meiner Firmenstaffel.
In der Lichtensteinstrasse überholen wir den Südafrika-friendshiprunner. Der wollte eigentlich 3;05 laufen. Sind wir so langsam , oder er zu schnell ? Tobias hat seine Garmin zwar dabei, aber er erzählt mir kaum was, ich will es ja auch nicht wissen. Nur die Mariahilferstrasse runter sind wir mal kurz unter 4er Schnitt gewesen, das hat er mir erzählt, aber das habe ich eh auch so gespürt
Bei der Urania stehen ein paar luxemburgische Studenten die anfeuern. Die habe ich dort nicht erwartet, schlafen Studenten nicht Sonntags in der Früh ?
Im Prater dann irgendwann muss ich Tobias ziehen lassen, kann das Tempo nicht mehr locker mithalten, und auf Druck laufen habe ich keine Lust. Ich lasse mich lieber von der Musik tragen, es kommt mir vor als wenn ich joggen würde. Tobias verliere ich auch bald komplett aus den Augen.
Derzumewigenlaufenverdammte reißt mich aus meinen Träumen : >Schaust gut aus< Aha, wenn er das sagt - also nicht trödeln , weiterlaufen. Schon etwas zäh , aber was soll´s, ich will ins Ziel.
An der Schüttelstrasse erinnere mich an letztes Jahr, da habe ich Bauchkrämpfe bekommen. Jetzt habe ich hier schon wieder ein flaues Gefühl im Magen. also nehme ich sicherheitshalber massiv Tempo heraus. Die gesparte Energie kann ich zum Schluss immer noch aufbrauchen wenn ich Lust dazu habe. So soll es auch kommen.
Ein zweites Mal treffe ich Anna die super fleißig anfeuert, dann Tschitschi mit seinem Wirten, verlässlich wie jedes Jahr, kurz vor der Oper dann noch ein herausragendes Applaudieren von Willy, schnell noch eine Fotosession mit Lauftiger-Nik, und im Zielkanal kann ich meine Restenergie auch noch gut mobilisieren.
Winfried und Pirwo klatsche ich noch ab und in der Kure zum Heldenplatz feuert mich dann auch noch meine Frau an, das war komplett unerwartet, und ich setzt zu einem Zielsprint an. Da ist noch viel mehr Energie vorhanden als geglaubt, habe wohl zu viel damit geknausert unterwegs.
Im Ziel stehen dann Eleon und Tobias. Anscheinend hat es Tobias die sub 3 doch nicht geschafft, ich kann es kaum glauben, er war doch immer so weit vor mir dass ich ihn aus dem Blickfeld verloren habe. Aber anscheinend hat meine Endbeschleunigung mich ihm doch viel näher gebracht als erwartet, so dass ich nur 2 Sekunden nach ihm im Ziel bin. 3:00:14.
Jetzt geht´s wieder los. Den ganzen Tag muss ich wieder hören : schade, tut mir leid etc. Und dabei bin ich überglücklich über einen fast perfekten Lauf. Wenn jemand 10Million im Lotto gewinnt, aber nur 9,9 Millionen ausbezahlt bekommt, sagt man dem dann auch - ohh , tut mir leid, du bist so arm ?
-Nein, reich sind wir. Sehr reich sogar ! Wir wollten 3 h laufen , und wir SIND 3 h gelaufen, Besser geht´s nicht mehr.
2 Tage nach dem VCM bekomme ich von Uschi eine PN mit einer netten Geschichte. Beim Frauenlauftreff in Schwechat erzählt eine Dame dass der schnellste Läufer beim VCM , den sie kenne, 3:00:14 gelaufen sei. Daraufhin erwidert Uschi: Das kann nur der Jean-Marie sein. Die Dame ist nun erstaunt dass Uschi mich auch kennt. Es ist eine alte Studienkollegin . Die habe ich schon seit 10 Jahren nicht mehr gesehen, wir haben uns nur in facebook wiedergefunden und sind nun in regelmäßigem fb-Kontakt.
Wieder einmal ein Beweis wie klein die Welt ist. Finde das auch ganz lustig dass man anhand einer 3:00:14 zugeordnet wird, ohne dass man Pentek befragen muss.
3 Stunden, das ist die die Zeit in der ich momentan einen Marathon wohl im Schlaf laufen kann. Eine schöne Zeit ! =)
Ein Bericht in dem ich Venedig, Luxemburg, Boston, Südafrika, Wien, Transalpin und Schwechat verbinden konnte, damit hätte ich vor dem VCM auch nicht gerechnet.