LCC - das bessere BerlinBerlin Marathon 2011, ja , da wollte ich es wieder probieren - die sub3. Wie einige wissen , ist es aus Krankheitsgründen nicht dazu gekommen. Dabei war ich nach Höhen und Tiefen im Training der Meinung dass ich es dort schaffen könnte. Guter Dinge hatte ich mir sogar noch Gels auf der dortigen Messe gekauft, bevor ich zum Arzt ging. So knapp kann es manchmal sein, der Grat zwischen Erfolg und Scheitern. Aber ich will jetzt nicht weiter über Berlin schreiben, das ist Geschichte.
Zeitsprung - 4 Wochen später: In der Zwischenzeit habe ich mich nochmal zu einem neuen kurzen Trainingsschub motiviert. Kaum wieder angefangen war auch schon wieder tapering angesagt. Mittlerweil weiß sogar ich wie das funktioniert - ich lese jeden Tag im Forum nach ob ich es auch eh richtig mache
Am Freitag Abend laufe ich noch mit Arbeitskollegen den Vienna TwinTower business run, und wir werden unerwartet 2. Mannschaft. Das motiviert und stimmt mich positiv. Allerdings habe ich mir einen Muskelkater am Ansatz zwischen Zwerchfell und Rippen erlaufen (durch das extrem schnelle Ein-und Ausatmen) Das macht mich ein wenig nervös, ob es nun Folgen für den Marathon haben wird. Am Tag danach wollte ich noch die Muskeln aktivieren und treffe durch Zufall Carola in Schönbrunn. Ein Novum und gutes Omen, sie habe ich dort noch nie (ausgenommen Vollmondläufe) gesehen und wir laufen ein paar km zusammen. Ein wenig von Ihrer positiven Art färbt auf mich ab, und ich komme positiv aufgeladen zu Haus an. Das Wetter war ja perfekt und ich hoffe dass es am Sonntag zum Marathon auch so werden möge.
Aber es kommt sogar besser. Ich steh wie jeden Tag um 5: 30 auf und sehe dass es geregnet hat und es ganz schön kalt draußen ist. Perfekt. Kalt soll es sein, so mag ich es. Nur nass, ob das mit meine Wettkampfschuhen kompatibel ist ? Ich bin noch nie mit denen auf nasser Straße gelaufen. Hat Eleon nicht einmal was davon geschrieben dass die bei Nässe rutschig sind ? Da ich mich dazu entschlossen habe mit dem Fahrrad zum Prater zu fahren, merke ich schon nach wenigen Pedaltritten dass die Schuhe wirklich rutschig sind, da ich 2 mal hintereinander von den Pedalen abrutsche und fast stürze. Aber das ist Plastik auf Plastik rede ich mir ein ( habe die Doku Plastic-world ein paar Tage vorher angeschaut). Auf Asphalt wird das hoffentlich besser sein. Außerdem habe ich eh keine anderen Wettkampftauglichen Schuhe zur Auswahl, was soll die Sorge ?
Im Prater angekommen treffe ich auch schon alle Foris die sich angekündigt hatten. Die meisten als Läufer, ein paar wenige als Zuschauer, vor allem Mischa, der mir noch sehr nützlich Dienste leisten sollte.
Der Startschuss fällt. Ich stehe neben Tobias. Wolferl42195 und littleittaly hinter uns. Wir wollen auf 1:30 am Hm loslaufen. Ich habe meine Uhr zu Hause gelassen, will mal wieder auf mein Körpergefühl hören. Außerdem denke ich mir insgeheim dass Tobias ja sekundengenau vom GPS-Satelliten eingetaktet sein wird und ich mich dann doch ein wenig an ihm orientieren kann. Im Prinzip will ich ihn bis mindestens zum HM begleiten und so lang wie möglich dran bleiben um mich dann zurückfallen zu lassen. Doch unser Anfangstempo scheint mir schon ein wenig zu hoch zu sein, aber noch bin ich ja frisch und kann mitlaufen. Es soll ja kein Spaziergang werden . Durch die vielen 7km-Läufer und HM-Läufer ist es schwer abzuschätzen wie schnell man wirklich gerade läuft. Aber sobald das Feld sich auseinandergezogen hatte wurde es einfacher auf den Körper zu hören, und das hat nicht einmal eine Runde gedauert bis man frei laufen konnte. Super, so ein Luxus hätte ich in Berlin nicht gehabt. So laufen wir dahin, nebeneinander, fast im Gleichschritt. Nach der ersten Runde entledige ich mich meiner Jacke und werfe sie Mischa zu. Ein Service den es sonst auch nirgendwo gibt. Purer Läuferluxus. Nun bin ich schön warmgelaufen und ohne Jacke ist es gerade so warm dass das dünne Forumsleiberl gerade warm genug hält wenn ich mich auch wirklich anstrenge beim laufen.
Damit ich mich auch wirklich anstrenge brauche ich Motivation. Das ist das einzig Schwierige beim LCC-Marathon.
Daher habe ich mir einen neuen mp3-player gekauft. Meine alten mp3-player habe ich in der Waschmaschine gewaschen . Der war so sauber dass nicht mal mehr Lieder drauf waren , auch sonst war alles weg, no more music. Um mir das Leben zu vereinfachen habe ich mir das Nachfolgemmodell gekaut, leider wurde das Gerät extrem verschlimmbessert. Ich kann das Teil nicht mehr blind bedienen, so ist es auch dazu gekommen dass ich währende dem Lauf irgendeine Taste berührt habe so dass ich in irgendein Untermenu hineinkam und somit keine Lieder mehr anwählen oder Lautstärke hätte regeln können. So konnte ich mich 1 Minute währende dem Lauf damit beschäftigen die Minischrift auf dem Display zu entziffern und zu probieren das Ding wieder in den Normalzustand zu versetzen. Tobias fragt mich ob ich SMS von unterwegs schreiben will, was zum Gelächter der Halbmaratonis hinter uns führt.
Die 2te Runde laufe ich noch mit Tobias über die Zeitmatte. Die erste Runde haben wir die Zeit nicht geschaut, nun will er die Anzeigetafel schauen um sich zu orientieren. Aber gerade zu dem Zeitpunkt hat irgendein LCCler die Idee, die Uhr woanders aufzustellen und nimmt die Uhr von Vorne und trägt sie nach hinten. Der Körper verdeckt alle Zahlen, nur die Sekunden sind entzifferbar. Super - um xx:xx43 sind wir dort vorbeigelaufen. Sehr wertvolle Information
Nach der 2ten Runde muss ich mein Ziel Tobis bis zum HM zu begleiten aber aufgeben, er ist mir ein Tucken zu schnell, es sind sicher nu 1-2 Sekunden am km. Auch Eleon hat uns schon bei der ersten Runde zugerufen dass wir uns einbremsen sollen. So lasse ich Tobias davon ziehen, der Abstand wird immer größer, bis ich ihn irgendwann hinter diversen Kurven gar nicht mehr sehe. Nun ziehe ich meine Runden alleine weiter. Aber es fühlt sich eh halbwegs passabel an, ein wenig schwächele ich zwar, habe schon Angst dass es so sehr schwer wird auf der 2ten Hälfte, aber nach der Laabestation, wo ich mir mein erstes Gel einverleibt habe, geht es mir schlagartig besser. Jetzt laufe ich wieder rund und lockerer.
Auch wenn der LCC nicht Berlin sein kann was die Zuschauer betrifft, so bin ich doch positiv überrascht wie gut die Stimmung auf der Kreuzung bei der Forumsinsel ist. Ein Genuss dort vorbeizulaufen. Mischa, HeinzK , eleon und Susu kann ich entdecken. Unterwegs beobachte ich die ganze Forumsgemeinschaft wie sie ihr Runden zieht. Wolferl, Ulrich, Heidi, dodo, littleitaly, Helga, Richy mit Frau, Wienerwaldläufer, Chris, laufhäschen, Uschi, Otto, Carola, snowball.
Super, hier fühlt man sich zu Hause. Nachdem das Forum ja mein virtuelles zu Hause ist
( auch wenn ich ab und zu ins FB fremd gehe)
Die 3te Runde ist ein wenig mühsam - komplett alleine unterwegs, aber ich weiß, oder hoffe, dass Tschitschi mich auf den letzten 2 Runden begleiten wird. Wir haben und das nur über AB und SMS ausgemacht aber ich hoffe sehr dass es klappt. Aber auf Tschitschi ist Verlass und er kommt mir schon entgegen spaziert als ich die 4te Runde abschließe. Am Beginn der 5ten Runde stößt er dann bei der Forumsinsel zu mir dazu und wir laufen in geübter Art nebeneinander dahin. Super Sache , denn ab jetzt habe ich Marathon "all inclusive". Was ab dem Zeitpunkt auch schon notwendig war.
Er hat mir quasi von den Lippen heruntergelesen was ich brauchte, ich habe nur Andeutungen gemacht was ich brauche und er hat mir die Sachen besorgt. Stenografisch Reden war angesagt.: " Gel-Mischa", "Flasche orange, Iso, eigen" und auch das Grüßen der Leute hat er für mich übernommen. Ich habe nur den Namen gesagt und er hat dann ausführlich gegrüßt
Jm: "Otto" Tschitschi:" Servus Otto, wie geht´s ?" usw.
Die Gels wirken jedesmal aufs neue und ich merke dass der Abstand zu Tobis nicht größer wurde. Beim Gel auf der 5ten Runde bekomme ich einen wirklichen Kick, ein Hochgefühl der mich regelrecht beschleunigt. Tschitschi berichtet später von einem 3:59er Schnitt, es hat sich auch so angefühlt aber es war gut so, die Atmung war genauso konstant wie davor. So habe ich in relativ kurzer Zeit zu Tobias aufgeschlossen der mittlerweil von Christoph begleitet wurde. Leider sehe ich schon dass Tobias Probleme hat, weil er immer wieder mit dem Oberkörper und den Armen nach unten greift. Das macht er auch bei den longjogs, das ist nicht wirklich schlimm, das wird meistens dann wieder. Zu dem Moment laufen wir mal hintereinander, mal nebeneinander, ein super Gefühl zu vier t nebeneinander auf die Kreuzung zuzulaufen. So habe ich mir das mit dem sub3-Express schon beim VCM vorgestellt.
Irgendwann bin ich dann wieder vor Tobias und Christoph, und ich bemerke gar nicht wie die beiden zurückfallen. Ich dacht eigentlich bis zur Wende dass sie eh direkt hinter uns laufen. Erst bei der Wende sehe ich dass sie sich nach hinten abgesetzt haben. Bei der Wende wundere ich mich über die ganzen Läufer die dort langsame Läufer begleiten. Erst im Ziel erklärt mir Tschitschi dass wir die alle überholt haben. Die letzte halbe Runde war nun doch schon anstrengender geworden, aber kein Vergleich zu letztem Jahr. Die Atmung war ruhig und kontrolliert. Irgendwie vergingen auch die letzten km recht fein ohne all zu viel "we dau".
Die Insel kommt immer nähe rund ich sehe schon wie Uschi, Helga und Mischa anfeuern. Super ich weiß dass das eine sub3 sein wird. Ich laufe laufe laufe, wohin eigentlich ? Tschitschi hat sich schon zur Insel abgesetzt und ich laufe gerade aus weiter bis mir wer hektisch zuruft dass ich abbiegen muss. Shit, verlaufen, ich muss links rein laufen. In der Euphorie wäre ich doch glatt bis zum Lusthaus weiter gelaufen. Also schnell über den Grünstreifen zurück auf die Strecke wo es dann auch nur mehr wenige Meter bis zum Ziel sind. Und da sehe ich erstmals eine Uhr an dem Tag 2:53:5x, und der Zeiger springt auf 2:54. Das kann doch nicht wahr sein, ich kann es kaum glauben. Tschitschi und HeinzK empfangen mich freudig. Ich bin trotz den direkt einsetzenden Krämpfen vor Freude aufgelöst. Unglaublich. So eine Zeit hätte ich mich trotz gutem Gefühl doch nicht erwartet. Gut dass ich den Pulswecker zu Hause gelassen habe, sonst hätte ich mich sicher eingebremst.
So, jetzt will ich noch mal Danken für alle die angefeuert haben, mich unterstützt haben, und auch denen die mich in Berlin getröstet haben .
I´m a marathonrunner - wieder ein Geschichte mehr.
