Nummer 20Nummer 20,
so schnell geht´s weiter, ich erinnere mich noch an meinen ersten Marathon, und nun soll es schon der 20te sein. Routine ? Nein, aber auch keine Aufregung mehr, die Distanz ist nicht mehr das unbekannt Land das man beim ersten Mal erreichen will. Irgendwann hat sich die Reise in Richtung Geschwindigkeit gewendet. Ankommen allein reicht nicht mehr. Ankommen kann man auch wenn man wandert. Aber wer will schon Wanderer sein wenn Läufer sein kann ( außer Ulrich und Heidi natürlich ))
Von 4:57 sind mit ein paar Zwischenschritten sub 4 geworden, dann die 3:30:NULLNULL, mit der ich lange Zeit belächelt wurde. Zwischendurch dann das Training zum Transalpin, das war ein neues Ziel das neue Motivation hervorbrachte. So sind nebenbei die Zeiten auf 3:10 und auf 3:01 gepurzelt.
Was liegt da näher als die sub 3 anzugehen ? Zusammen in einer einmaligen sub3-Guppe, 2 Novizen, 2 knappen sub3- Läufern und 3 erfahrenen pacern sollte das doch möglich sein. Aber, wie immer kommt es 1. anders und 2. als man denkt.
Die Startvorbereitungen erfolgen wie immer in lockerer Forumsatmosphäre. Nach der Kleiderabgabe beginnt dann schon das erste Problem. Wir (Bani, Tobias, Peter und ich) finden Klemens und mick1240 nicht. Wi(e)nfried als 3ter pacer ist krankheitsbedingt leider nur als Zuschauer an der Strecke. Dort wo es die letzten Jahre farblich markierte Eingänge zu den Startblocks gegeben hat war heute einfach nichts. Keine Farbmarkierung, kein nichteingezäuntes Stück das man als Eingang hätte erkennen können. Außerdem kennt niemand von uns Klemens wirklich. Ich habe ihn einmal für 10 Sekunden gesehen, der ist immer so schnell wieder weg...
Da wir überpünktlich am Treffpunkt waren, war auch keine Zeit mehr für lange Suchaktionen, so dass wir über die Absperrung in den Startblock gestiegen sind und mitten in den Regenbogenfarben an Startnummern stehen. Also alles Leute die nicht zu unserem Tempo passen, irgendwer steht da falsch, vielleicht ja auch wir ?
Nach dem Startschuss geht das Slalomlaufen los, das einzige was und nicht in den Weg kam sind walker mit Stöcken, aber sonst wurde alles gesehen, breit nebeneinander laufende Grüppchen im 5:30 er Schnitt , genauso wie Leute im unter4er Schnitt. Sehr chaotisch, und es dauert sicher 5 km bis wir uns frei gelaufen haben. Wir können zwar schon vorher unsere pace laufen , aber doch mit vielen Überholmanövern.
Kaum haben wir uns frei gelaufen geht es auch schon aus dem Prater raus. Schon am ersten km haben wir Tobias und Peter ziehen lassen müssen, so dass ich nur mehr mit Bani unterwegs war (nicht nebeneinader, immer nur beieinander). Leider haben wir aber dann bald Peter gesehen der schon aussteigen musste
Schade, aber er hat Größe gezeigt und ist auf Nummer sicher gegangen um seine Verletzung nicht herauszufordern.
Die nächsten km sind ein Traum: Super Stimmung am Schwedenplatz, da kommen NY-Erinnerungen auf, Ring, Wienzeile, die km ziehen an uns vorbei, es ist ein Genußlauf. Unterwegs einige Anfeuerungsrufe von Arbeitskollegen und Foris, u.a. Susu. Danke. Es mag kindisch sein, aber es freut mich irrsinnig wenn ich angefeuert werde. In Schönbrunn kann ich dann meinen Dienst als Staffelläufer quittieren. Mein Chef behauptet dass wir zu früh dort waren, er muss auf jeden Fall noch seine Sachen ausziehen bis er weiterlaufen kann. Bis dahin bin ich aber schon längst beim technischen Museum
( dieses Bergaufstück und die äußere Mariahilferstraße mag ich persönlich gar nicht, aber bald geht es dann die Mariahilferstraße runter, schön bergab und schattig. Da merke ich schon dass der Schatten gut tut, war es also vorher schon so warm ? Locker geht´s weiter, Ring, Friedensbrücke mit Ulrich als Motivator.
Bald danach, irgendwo kommt dann das nächste Ungemach des Tages, Klopause - nein, nicht von mir, das kann ich mir recht gut einteilen, sondern Bani muss austreten. Es scheint ihm ein wenig peinlich zu sein dass er mich verlassen muss, er nimmt seine pacerfunktion ernst. Daher will er auch seine Uhr ausziehen und sie mir überlassen damit ich mich orientieren kann. Aber ich will seien Uhr nicht, noch fühle ich mich siegessicher
Irgendwann kurz nach der Schwedenbrücke hole ich Tobias ein, der mit Christoph unterwegs war, aber die beiden gehen anstatt zu laufen. Leider wollen´s mich nicht begleiten, aber zum diskutieren habe ich keine Zeit
und laufe weiter. Bald darauf holt mich Chrtistoph ein und erzählt mir die news des Tages. Er will nun mich begleiten, hat ihm Tobias aufgetragen. Danke. Immer noch geht alles locker flockig, aber bald schon sehe ich was es wirklich bedeutet locker zu sein. Klemens läuft an uns vorbei , erkundet sich kurz nach unserem Befinden und ist auch schon wieder weg, wieder mal so ein 10-Sekunden-Kontakt zu Klemens.
Seit Eleon´s Begleitung muss ich mich um nichts mehr kümmern, er bringt mir Wasser, Iso, und alles was ich sonst so brauch. Dabei sagt er alle Sprüche des Motivationsthread auf und viel andere. Es ist mir fast zu viel des guten, aber ich will nicht mit ihm diskutieren, mittlerweile muss ich mich doch aufs laufen konzentrieren.
500 m vorm Lusthaus habe ich die einmalige Chance den französischen friendshiprunner einzuholen, das gab es noch nie. (nun ja, dafür ist er eine Woche vorher den Parismarathon in 2:50 gelaufen !)
Im Prater sehe ich dann etliche bekannte Läufer , so auch die Regina. Eleon meint, wenn ich noch Leute erkenne und Namen zuordnen kann , laufe ich zu langsam :aoh: Raus aus dem Prater auf die geliebte Schüttelstraße. Hier geschieht dann das größte Missgeschick, ich bekomme eine Kombination aus Seitenstechen und Magenkrampf. Oh Gott, was machen, ich muss stehen bleiben und krümme mich vor Schmerzen. Eleon ist ganz ruhig und redet auf mich ein: Atmen, weitergehen, atmen, weitergehen, leicht joggen, und wieder das Tempo finden. Das funktioniert auch ganz gut, bis zum nächsten Magenkrampf. Er meint ich hätte am Vortag zu viel gegessen. Mag sein, aber ich esse doch immer viel, und man soll vorm Marathon nichts anders machen was man sonst auch immer macht, ist doch so eine Regel ?
Ok, das nächste Mal werde ich besser aufpassen
Nach dem 2ten Krampf komme ich wieder ins laufen, aber immer kurz an der Grenze zum nächsten Krampf, ich konzentriere mich auf eine tiefe Atmung, und weiß dass wenn ich schneller laufe dass der Krampf wieder da ist, und pendele mich so ein dass ich gerade noch laufe und krampffrei bleibe. Das ist aber nicht so schnell wie meine Füße noch laufen könnten. Den Ring muss ich mich so hochkämpfen, aber die Stimmung am Ring ist wieder super, hilft mir trotzdem nicht. Am Heldenplatz riskiere ich den letzten Krampf und ziehe zu einem Zielsprint los - der Krampf beliebt aus, hätte ich vorher vielleicht trotzdem schon schneller laufen können ? Wer weiß das schon ? Auf jeden Fall bin ich zu spät dran für sub3 , das weiß ich. Eleon´s iphone bestätigt das auch gleich - 3:00:22.
Ich bin zutiefst enttäuscht. Heule drauf los. Ich will mit dem Laufsport aufhören, nie wieder laufen. Weinkrämpfe bis zum heutigen Tag. Zumindest ist es das was sich mache Leute so vorstellen. Die Wirklichkeit schaut ganz anders aus. Ich bin überglücklich ins Ziel gekommen zu sein, einfach war es ja nicht, und freu mich über meine neue PB.
Im Zielbereich bin ich dann nur kurz bei den Foris, muss mich nämlich um meine Firmenstaffeln kümmern. Im Laufe des Tages bekomme ich dann viel Rückmeldungen, die meisten etwa so: schade, tut mir leid ; gratuliere trotzdem, oder so ähnlich. Wie bitte ? Die Zeit ist mir wurscht , aber Beileidsbekundungen finde ich doch sehr befremdlich nach deinem 3:00-Stunden-Lauf und PB.
Vielleicht bin ich aber schon so sehr vom traillauf-Virus infiziert. Da kommt es auf ein paar Minuten nicht an, das kann man wirklich locker sehen. Ich habe an dem Tag das herausgeholt was unter den Umständen möglich war, habe nicht gebummelt, und habe vor allem viel Spaß gehabt. Darum geht´s doch. Nachdem muskulär noch einige Körner über geblieben sind (war bisher immer mein größtes Problem), weiß ich dass ich die sub3 eh drauf habe, nur der Tag hat nicht gepasst. Noch bin ich jung genug um keinen Stress zu haben. Sub3 kommt schon noch, und wenn nicht ist´s auch egal. Ich dachte die Leute die mich kennen würden das eh wissen, ich werde wohl doch ab und zu falsch eingeschätzt
So, und nun könnt ihr mir gratulieren, ohne trotzdem und wenn und aber