Sub3 - Der zweite Versuch
Die Vorzeichen standen gut. Erstmals ein für meine Verhältnisse recht ordentliches Training durchgezogen, viele lange Läufe, Tempoläufe, Intervalle, all das was ich mir bis jetzt meist erspart habe, ist in den letzten Wochen und Monaten auf dem Plan gestanden.
Bis auf ein kleineres Problem mit dem Knie und eine kurzfristige Verkühlung Anfang März konnte ich eigentlich einwandfrei trainieren.
Die ausgemachte run42195.at - SUB-3 Truppe inkl. Pacer macht mich zuversichtlich beim zweiten Versuch die Sub 3 knacken zu können.
Der Marathon-Morgen verläuft wie immer, Hund rausgehen, Wetter und Temperaturcheck, Kaffee, Laufgwand andressieren,… usw. Ich beschliesse zum Treffpunkt bei der DZ-Stiege zu fahren, da ich Angst habe die ganze Sub3 Partie sonst nicht zu finden. Dort wie immer kurze Plauderei und obligatorisches Gruppenfoto und ab geht’s in den Startbereich.
Leider finden wir (luxemburger, bani und pipel) den Eingang zum roten Bereich nicht und können so auch nicht klemens und Mick1240 finden, also steigen wir über das Begrenzungsnetz in den roten Bereich und warten nun zu viert auf den Start. Auffällig das im roten Block alle Farben vertreten sind, von rot, schwarz, grün, gelb, blau alles vorhanden.
Endlich geht’s los, als ich über die Matte laufe ahne ich schon Schlimmes, es ist ein einziger Slalom-Lauf an Joggern und Walkern vorbei, anstrengend, und vorallem schwierig in der Gruppe zu bleiben. Aber den ersten KM bleiben wir noch beisammen, 4:35 - 20 sek zu langsam, aber kein Problem. KM2 dann gleich in 4:06, ab dem Zeitpunkt sehe ich nur noch pipel, wir laufen weiter. Bis KM5 durchgehend viel Verkehr, immer wieder kraftraubende Überholmanöver, ich versuche trotzdem pipel im Auge zu behalten. Bei der Labe bei km5 nehm ich einen kleinen Schluck Wasser, bei KM6 pipels Kommentar zum KM36-Schild „Ob ich das heute noch seh?“ Ich versicher ihm noch das er das auf alle Fälle heut nochmal sieht, und im nächsten Moment ist er weg. Ein, zweimal dreh ich mich noch um, aber er ist nicht mehr zu erblicken, dürfte das Schienbein also doch nicht mitgespielt haben, also allein weiter.
Die KM ziehen dahin, eigentlich isses super zu laufen, Wetter passt, das Gedränge hat auch aufgehört und die KM-Splits passen auch, wenn auch sehr unregelmässig, aber der 5er Split ist wenigstens halbwegs gleichmäßig. Bei KM 10 das erste mal Iso, wie jedes Jahr fluche ich über dieses pickerte Klumpert, aber was solls. Weiter über den Ring und ab auf die Wienzeile. Bei KM12 läuft plötzlich eleon neben mir, dass er bei KM12 auf uns wartet hab ich komplett vergessen, aber ich freu mich wieder jemanden an meiner Seite zu haben.
Er fragt kurz nach wo denn die anderen sind, ausser „irgendwo dahinten“ fällt mir nix ein.
eleon paced super, zieht das Tempo ein wenig an, es geht mir gut und ich geh das Tempo mit, bei der Labe muss ich nur Laufen, eleon kümmert sich um Wasser und Iso.
Bei KM16 die Staffelübergabe, wir laufen in den Übergabebereich, ich kann meine Frau nirgends sehen und brülle ihren Namen zwischen die 300er und 400er Nummern. Im Vorbeilaufen sehe ich noch wie sie sich plötzlich akrobatisch und unter Beifall der wartenden Staffelläufern unter der Absperrung durchwirft und mit einem „Bin eh schon da“ hat die Staffelübergabe also auch geklappt.
Die Steigung zum Technischen Museum geht locker und ohne Zeitverlust, jetzt rollts richtig. Alles scheint im grünen Bereich, nur schwitze ich unheimlich obwohl mir nicht mal wirklich heiss ist. Der 20er Split passt, ich bin genau in der richtigen Zeit, weiter geht’s. Ich merke dass plötzlich meine Konzentration weg ist. Immer wieder werde ich kurz langsamer, reiß mich dann aber zusammen und renn wieder hinter eleon her. Ich nehm ein Gel ca bei KM 23 und hoffe auf Besserung. Genau das Gegenteil ist der Fall. Ich bekomme Seitenstechen. Ich versuch es mit meiner Ausblas-Atemübung wegzubekommen, keine Chance. eleon spult das Motivationssprüche-Programm ab, das dringt aber irgendwie nicht zu mir durch. Das Tempo passt trotzdem noch, ich versuche eleon zu folgen.
KM 25, auch der 5er Split passt noch, wieder in Richtung Prater wird mein Abstand zu eleon immer größer, und ich schaffs auch nicht dieses Tempo weiterzulaufen. Angefressen auf mich selbst bleib ich erstmal stehen. eleon gibt mir ein Gel, versucht mich nochmal zu motivieren, in der Zwischenzeit läuft luxemburger mit einem „Hey, was is los!“ bei uns vorbei. Wieder versucht eleon mich zu motivieren mich an JM dranzuhängen, ich versuch noch einmal das benötigte 4:15er Tempo aufzunehmen, geht aber nicht, keine Chance, den Sack Körner dürfte ich wohl heute Morgen zu Hause vergessen haben. Ich schicke eleon zu luxemburger damit wenigstens er unter Sub3 kommt, er zieht nach vorne weg, ich versuch unterdessen wieder ins Laufen zu kommen.
Der Schweinehund meldet sich, „Da ist die Brücke, einfach drüber und du bist im Ersten…“ erstmals denke ich ans aufhören, aber im selben Moment entscheid ich mich wieder um und beschliesse den Marathon noch zu Ende zu laufen. Bis in den Prater zieht es sich ziemlich dahin, ich schleppe mich zur Labe bei KM 30, jetzt ist das Iso nicht nur picksüss, nein es ist grün und fast nicht runterzubringen. Mein Bruder steht beim Stadion und begleitet mich einen KM lang, langsam geht’s wieder, ich bin von der Luft her überhaupt nicht am Limit, auch habe ich keinerlei Schmerzen, nur schnell Laufen wollen meine Beine nicht. Nachdem mein Bruder weg ist geh ich wieder einen kurzen Moment.
Beim Anlaufen geht’s auf einmal wieder, ich kann zumindest Splits um die 4:40 laufen. Auf der Hauptallee sehe ich auf der Gegenseite JM, feure ihn an und hoffe dass es sich ausgeht, von der Zeit her müsste es passen. Ich nehm noch ein Gel, es ist vollkommen seltsam, ich jogge durch den Prater, bin absolut nicht am Limit und kann doch nur knapp unter dem 5er Schnitt bleiben. Am Ende der HA überhole ich Mick1240, kurze Zeit später überholt er mich wieder zurück, das geht dann bis fast zum Ende der Schüttelstarße so dahin und dann geht’s endlich Richtung Ziel.
Noch ein Schluck Cola bei Labe 40km und auf den Ring. Mein Vater begleitet mich mit dem Fahrrad und wundert sich dass ich überhaupt nicht keuche, aber das war ja heute nicht das Problem. Kurz vor KM 41 stehen mein Frau, meine Tochter, meine Mutter und mein Bruder, meine Tochter hält das GO PAPA GO Plakat euphorisch in die Höhe, ich freue mich und klatsche mit Ihnen ab. Das gibt noch den Motivationsschub für den letzten KM.
Ich geb nochmal alles und versuch zu beschleunigen, es klappt, zwar wird meine rechte Wade nun von einem Krampf gebeutelt aber ich ignoriere es und laufe einfach weiter.
KM42 rein auf den Heldenplatz und mit einem Sprint ins Ziel. Der Krampf meldet sich nochmals kurz zurück, nach kurzem Ausschüttel isser auch schon wieder weg. Blick auf die Uhr 3:09:32, na bitte Bestzeit, zwar nur um 8 sec. schneller aber was solls. Irgendwie weis ich nicht was ich über diesen Marathon denken soll, aber trotzdem freue ich mich in diesem Moment den Lauf fertig gelaufen zu sein.
Im Ziel treffe ich auf die SUB-3 Truppe und andere Foris, bani als einziger drunter, JM um 22 sec drüber, pipel leider mit Schienbeinschmerzen out.
Tja, diesmal hats nicht geklappt, aber wie heissts so schön, alle guten Dinge sind drei…