Nummer 3...auf der Liste meiner besten Marathons.
Platz 1 hat der LCC Marathon 2005 in ca. 3:40
Platz 2 der New-York-Marathon und
Platz 3 nun die 2010er Version vom LCC-Herbstmarathon.
Ob ein Lauf gut oder schlecht war hat nicht unbedingt was mit PB oder Stimmung an der Strecke zu tun. Mir taugt der LCC-Lauf irgendwie
Im Vorfeld waren die Vorzeichen für den Marathon nicht all zu gut. War oft hin und hergerissen zwischen starten und nicht starten. Der Transalpin steckte mir noch tief in den Knochen, und wie sollte ich jetzt noch ein Training gestalten ? Eigentlich war noch Regeneration angesagt. Die habe ich kurz, viel zu kurz gehalten, um dann auf eine einzige Woche normales Marathontraining zu kommen. Danach wurde ich eh schon zum tapern gezwungen weil das Knie Probleme bereitete. Klare Nachfolgen des Bergablaufens beim Transalpin, das hatte ich dort schon unterwegs geahnt.
Trotzdem wollte ich unbedingt beim LCC dabei sein. Schließlich hatte ich dir Form meines Lebens, auch unregeneriert, das wusste ich. Alleine der Gedanke an den 3:30 er Schnitt-Zielsprint beim Transalpin nach über 100 km Berglauf hat sich als positives Zeichen im Kopf eingenistet.
Bis einen Tag vorm Marathon war ich nicht sicher ob ich starten werde oder nicht. Ich habe vorm Marathon 4 Leute über meine Ziele eingeweiht, (4:30er Schnitt locker bis 4:15er Schnitt unmöglich). 3 von den Leuten sollten mich bei meinem PB-Versuch begleiten oder unterstützen. Leider sind davon 2 gesundheitlich und aus anderen Gründen ausgefallen. Somit blieb mir nur mehr Tschitschi der mich die letzten 2 Runden begleiten wollte.
Also als Ziel eine Zeit zwischen 3:00 und 3:10 angesetzt. Sub 3 hielt ich für unmöglich aber wollte es auch nicht ausschließen. Zu ungewiss waren mir diverse Faktoren.
Beim Start habe ich schnell zu Tobias aufgeschlossen. Hatte ich doch vorher noch meinen Schützling instruieren müssen der seinen ersten HM gelaufen ist, somit bin ich recht weit hinten weggelaufen.
Die ersten Runden laufe ich mit Tobias. Wir pendeln hin und her. Mal bin ich wenige Meter vor ihm, mal er vor mir. Aber meist ist er vor mir bis er dann irgendwann ganz davon gezogen ist . Da er mit Uhr lief habe ich eh gewusst dass er den sub3 Ballon virtuell in der Hand hält, aber es war mir einfach zu schnell. Das habe ich schon ab HM gewusst und habe den Tobias- Ballon davonziehen lassen. Ich lief ja nicht um sub 3 sondern mein eigenes Rennen, wollte einfach nur das bestmöglich herausholen. Absolute Zeit war mir egal.
Die ersten 4 Runden war recht unspektakulär was das Laufen betrifft, das ging alles locker flockig. Unterbrochen wurde die Monotonie aber regelmäßig durch nette Foris die angefeuert und fotografiert haben. Willy hat sich sehr bemüht mir Mut zu machen, auch MT76, Elisabeth, Kurt haben mir immer wieder einen kleinen Motivationsschub gegeben. Auch die stetig auftauchen laufenden Foris waren eine willkommene Aufmunterung. Schön zu sehen wie schnell manch Holger unterwegs war. Ab der 5ten Runde wurde es langsam , aber kontinuierlich schwieriger. Die Muskeln wurden härter, der Laufstil nach und nach krampfhafter. Aber jetzt kam ja die Hilfe. Tschitschi war wie versprochen da und begleitete mich die letzten 2 Runden. Super Sache, ihm vertraue ich 100% ig. Nach dem Transalpinlauf kennt man sich doch schon recht gut und es war jetzt einfach eine super psychologische Stütze, wen neben sich laufen zu haben. Ich hatte ihm aufgetragen keinen Tempoarbeit zu machen und mir auch nichts über die pace zu sagen. Aber das wäre eh egal gewesen, ich habe das Tempo eh gespürt, es war mittlerweile auf der letzten Runde eine kräfteraubende Sache. Irgendwann vor der 6ten Runde habe ich leider den Tobias eingeholt, das Spiel mit dem Risiko ist leider zu seinen Ungunsten ausgegangen. No risk no fun. Und Spaß hat er die ersten Runden sicher gehabt, so locker flockig wie er gelaufen ist.
Bei der Kreuzung Meiereistraße gab es das einzige ungute Erlebnis an dem Tag. Ein Taxi will die Strecke queren, der Streckenposten will es noch stoppen, es fährt trotzdem. Wäre es schnell weitergefahren wäre es uns noch aus dem Weg gekommen. Aber mitten im Überquerungsversuch bremst das sch*** Taxi ab und steht uns mitten im Weg. Ich schramme am Taxi vorbei und wische ihm noch mit dem ganzen Körper den Dreck von seinem Heck ab. Diese ungute Begegnung bringt mich komplett aus dem Rhythmus, und ich laufe nun eine Zeit lang aus Ärger viel zu schnell.
Die letzte Runde wir zäher und zäher. Das Atmen fällt schwerer und ich komme immer mehr ins schnaufen. Die letzten km war ich lauter als meine Musik die ich ständig laufen hatte. Tschitschi beginnt nun mich anzupeitschen, er hat wohl auf die Uhr geschaut und rechnet sich Chancen aus dass ich sub 3 laufen könnte wenn ich noch ein wenig beschleunigen könnte. Aber da war nichts mehr, ich habe alles gegeben, 100%, da hätte der beste Motivationsguru der Welt nichts mehr aus mir herausholen können. Habe es aber lustig gefunden und musste fast mit lachen anfangen ob seiner Bemühungen. Ich schnauft heftigst und er schrie immer wieder," jaaa, komm, jaaa, kommm schon " Wenn man die Geräuschkulisse für ein Hörbuch aufgezeichnet hätte wäre die Handlung mehr als eindeutig identifiziert worden
Die letzten 3km waren dann nur mehr pure Quälerei. Im Ziel angekommen bekomme ich genau auf der Zielmatte einen heftigen Krampf. Elisabeth hat das schön fotografisch festgehalten und gnädigerweise auch ein paar Fotos zensuriert . Das hat wohl nicht so toll ausgeschaut. Tschitschi fängt mich auf damit ich durch den Krampf nicht stürze. 10 Sekunden später ist nur mehr reine Freude übrig geblieben. Ich war selten so froh über einen Lauf. Gut eingeteilt und alles gegeben zu haben , das ist ein schönes Gefühl.
Wortmeldungen von Kollegen ," wie schade", "das tut mir leid " kann ich gar nicht nachvollziehen. Wäre ich 3:05 gelaufen dann hätte niemand was gesagt, so wird man bemitleidet ? Komisch - nach einem perfekten Lauf. Aber das ist mir wurscht .
Nach behutsamem nachhause radeln lasse ich mich vom Badewasser verwöhnen. Ins Restaurant schaffe ich es leider nicht mehr: Hätte gerne mit den anderen Foris zusammen noch gefeiert, aber dazu war ich leider zu k.o.