Nothing´s gonna stop us now on that beautiful daySchon so oft wurde mir gesagt, ich würde einen Bericht in Form einer Liebeserklärung, eine Liebeserklärung in Form eines Marathonberichts schreiben. Nun, diesmal wird es wohl wieder so sein.
Der Anlass ist diesmal eins der vielen Highlights unserer Hochzeitsreise, der Reykjavikmarathon 2010. Wir hatten unsere Hochzeitsreise an einen Marathon gebunden, bald war klar, dass es jener in der isländischen Hauptstadt werden sollte. Die Alternativen Argentinien oder Neuseeland waren doch in der zur Verfügung stehenden Reise- und Urlaubszeit nicht machbar, außerdem stand die isländische Krone gerade durchaus sympathisch im Zeichen des Euro.
Nun, der Marathon sollte am 21.August von der Bühne gehen, wir hatten unsere Reise vom 19. bis 29. geplant. Inklusive einer netten Rundreise mit Bussen über das isländische Hochland von Reykjavik über Skaftafell und Landmannalauga zum Myvatn, weiter nach Akureyri. Dort ein kurzer Abstecher zum Whalewatching nach Husavik und wieder retour nach Reykjavik übers Hochland.
Die Reise war gespickt von Jökulls Fosses, also Gletschern und Wasserfällen, ein Naturschauspiel also, welches seine Gleichen erfolglos sucht.
Nun, unsere Ankunft und die erste Übernachtung in Keflavik stimmten uns sehr positiv, Land und Leute nahmen uns sehr nett und freundlich auf. Unser Quartier in Reykjavik das Guesthouse „Three Sisters“ ist quasi uneingeschränkt zu empfehlen, zumal es auch kaum 1000m vom Start entfernt liegt. Zwar war der Hatscher zur Startnummernabholung ein wenig lang, aber wie soll man sonst die Stadt wirklich kennenlernen
Die Expo gestaltete sich wirklich als große Freude, klein aber fein ist hier das Stichwort. Sehr freundliche Menschen, ein tolles Qualitätsleiberl und eine ausgezeichnete Pastaparty. Am Ende derselben stand ein Plastikbehälter, ca 50cm im Durchmesser, welcher voll und ganz mit Twix gefüllt war. Greif zu und roll zum Start war ab nun scheinbar das Motto
Heidi, nun sie strahlt über beide Mundwinkel, wie ein kleines Kind. Offensichtlich wird ein Kindheitstraum wahr
Wir hatten nun also unsere Startnummern gepackt, und trollten uns wieder Richtung Guesthouse. Ein gemütlicher Abend stand bevor, bis wir dann voller Vorfreude unsere Sachen am Samstagmorgen packten und langsam zum Start trotteten. Das Wetter... unglaublich! Strahlend blauer Himmel lachte uns an, zwar war es nicht wirklich warm, doch, die gute Stimmung war ansteckend. Einfach ein „what a beautiful day“, wie auch das Lied am Start uns einstimmte. So ein Sonnenschein, möge er bestimmend für den Rest der Ehe sein.
Gut, Start, es geht los.
Heidi und ich, wir strahlen um die Wette, heute ist wirklich ein beautiful day! Die Zuschauer sind gut aufgelegt, entgegen den Erwartungen haben sich viele an der Strecke versammelt und feuern uns begeistert an.
Die ersten Kilometer geht’s durch die Einfamilienhäuser von Reykjavik, bzw an ihnen entlang. Nach ca 4 Kilometern die erste Labestation, hier gibt es Iso und Wasser, wie auch an fast allen weiteren Stationen, nur ein oder zwei mal finden wir auch Bananen vor. Eine breite Strasse führt uns den Weg immer ein wenig weiter Richtung Küstenstrasse hinaus. Der strahlende Sonnenschein hebt die Stimmung, womit auch das Tempo ein wenig steigt. Ich fotografiere viel in der Gegend herum, kurze Sprints bringen mich dann immer wieder zurück zu Heidi, die brav ihr Tempo um die 5:35 läuft. Eins fällt auf, man sieht kaum jemanden (eigentlich nur einen einzigen) der sich in Büschen oder Bäumen erleichtert. Komisches Gefühl ist das. Wenn man als Mann auch einmal hofft, nicht pinkeln zu müssen, da weit und breit kein Toilettchen zu finden ist. Als wir bei der Gegend des Starts vorbeikommen erleben wir die Sprints der Spitze beim HM. Nun, es ist halt kein prominenter Riesenmarathon, dennoch schauts flott aus
Wir sind nun ungefähr bei KM 14 und unterhalten uns bereits seit einigen Minuten mit einem Dänen, der Heidi wegen ihres Veitschleiberls angesprochen hat. Er wiederum rennt bereits seinen ca. 70 Marathon und unterstützt dabei einen isländischen Freund bei seinem ersten Durchkommen. Wir plaudern ein wenig über Veitsch und Biel, das Wetter und den Klimawandel auch hier in Island. Scheinbar freuen sich die Isländer ein wenig drüber, dass nun ihre Sommer wärmer und sonniger werden dürften. Endlich einmal eine positive Seite des Klimawandels
Irgendwo bei KM 17 laufen wir an einer Hafengegend vorbei, ein steiler aber kurzer Anstieg sorgt für Abwechslung.
Nun, langsam nähern wir uns dem Halbmarathon, dieser befindet sich beim Stadion, wo wir auch unsere Startunterlagen abgeholt haben hier kann also nichts schief gehen. Die Gegend wirkt ein wenig geschäftig, Autohäuser und andere Großbauten nehmen der charmanten Stadt ein wenig die Individualität, doch irgendwie finde ich es ein wenig unsympathisch und steril. Wir biegen in einen kleinen Seitenweg ein, der km 20 lacht uns bei ca 2 Stunden entgegen, paßt.
Bei einem kleinen Bergabstückerl freue ich mich, ich lasse es so richtig rol.... Aua, plötzlich ein mehr als unerfreuliches Geräusch. Heidi ist gestürzt, der Schotter hat sie zu Fall gebracht. Benommen liegt sie am Boden, ihre Knie bluten, auch die Hand ist verletzt. Hoffentlich nichts schlimmes! Wir setzen uns an den Rand, ein Isländer radelt in der Nähe vorbei. Ich bitte ihn um einen Schluck Wasser für Heidi, da kommt er und macht erste Anstalten sich als Sanitäter zu entpuppen und packt Pflaster aus. Oberflächlich desinfiziert er die Wunde, wir erholen uns langsam vom Schock und trotten ein wenig weiter. Heidi hat aufgrund des Sturzes scheinbar auch einen kleinen Schock, der sich kreislaufmäßig dahingehend auszeichnet, dass ihr manchmal schwarz vor Augen wird und wir, um weitere Bodenknutschereien zu verhindern, lieber ein wenig Tempo herausnehmen und gehen.
So können wir (nun zumindest ich) wenigstens die Landschaft genießen, wir laufen durch herrliche Parks, an kleinen Wasserfällen vorbei über Brücken und unter landenden Flugzeugen hindurch. Hie und da zeigt sich die Strecke auch von ihrer steileren Seite, doch, wer ist denn schon bei der Hochzeitsreise auf Bestzeiten aus? Eigentlich gibt es von der Strecke zwischen km 20 und 30 nur wenig zu berichten, wir laufen durch die Aussenbezirke der Stadt, leichte Steigungen würden uns wohl wurmen, wenn wir schnell unterwegs wären. Doch so.. wurscht!
Nach ungefähr 3 Stunden oder ein wenig mehr laufen wir beim innerstädtischen Flughafen vorbei. Ein kleines 2 Sitzerflugzeug fliegt nur knapp über uns im Landeanflug Richtung Landebahn. Ich knipse brav. Am Horizont sehe ich, wie Läufer scheinbar am Küstenstreifen Richtung eines Leuchtturmes laufen. Hey, an der Küste entlang, wird sicher nett!
Doch bald merken wir, es könnte auch anders werden, windig nämlich. Ein stürmischer Küstenwind verbläst uns fast. Dank meiner Windjacke versuche ich Heidi ein wenig Windschatten zu machen und kann auch selber verhindern, dass ich zu sehr auskühle. Wir beißen uns durch. Und überholen auch noch den einen oder anderen Mitläufer.
Bald haben wir unseren Hochzeitsmarathon geschafft, nur noch ca 8, 7, 6 km. Wir kommen irgendwann wieder bei km 39 aus dem Wind raus, laufen praktischerweise nur 200m an unserem Guesthouse vorbei und freuen uns auf das Ziel. Ich spiele ein wenig Windfahne, indem ich meine Windjacke ausziehe und fahnengleich in den Wind halte. Nun, scheinbar nerve ich Heidi damit, da sie sich gleichsam demonstrativ gleich nocheinmal auf die Strasse legt
. Sie meint später, ein Krampf hätte sie gestoppt.
Nun, sei es drum, nothing´s gonna stop us now! Gleich sind wir im Ziel, gleich haben wir wieder einen Marathon. Hand an Hand und Ring an Ring strahlen wir ins Ziel.
Wir haben eine der ganz besonderen Medaillen erlaufen, einen der markanten Marathons geschafft. Die Zeit ist primär, wichtig war das Ziel und das gemeinsame Erleben.
Ein paar kleine Eindrücke gibts hier
http://picasaweb.google.de/ulrich.wanderer/ReykjavikMarathon# und hier
http://picasaweb.google.de/104598897818766914240/Island#551188045368585