Die Einsamkeit des Langstreckenläufers - zu zweit
Ein Artikel im Laufsport-Magazin 2009 hat mich heuer zur Teilnahme motiviert und die 2 1/2 stündige Anreise hat sich wirklich ausgezahlt. Jeder, der den Lauf um den Lainzer Tiergarten mag, wird auch diesen 26km langen Geländelauf schätzen und lieben. Start und Ziel in Geboltskirchen nicht weit von der A8; zum Aufwärmen hatte ich mir mein Rennrad mitgenommen und bin in 67min mehr oder weniger locker 27km gefahren, um 25min vorm Start wieder zurück zu sein. Die anfangs doch recht dichte Wolkendecke riß immer mehr auf und es wurde deutlich wärmer.
Um 15h fiel der Startschuß und kaum war der Rauch aus der Pistole verzogen, waren 2 Läufer schon 100m weit in Führung. Ich reihte mich um Platz 20 ein, wollte defensiver beginnen, aber auch hier war das Tempo schon sehr hoch.
Nach 1km holte ich einen Läufer ein, dachte ihn überholen zu können, doch ich irrte mich, genauso wie die schnellste Dame heute außer Reichweite war. Besagter Läufer überquerte zeitgleich mit mir die Ziellinie, von den 26,2km liefen wir ca 23km gemeinsam und davon haben wir wahrscheinlich beide profitiert.
Nach 2km Asphalt ging`s in den Hausruck-Wald und es folgte ein wunderbarer und einsamer Panoramalauf - zuerst über eine Waldbahn, dann folgten Forststraßen, Waldwege, kurze steine Anstiege und moderate Gefälle (430HM). Die gesamte Strecke war bestens markiert, Verlaufen unmöglich und auch die Verpflegestationen ideal positioniert.
Wir waren also zu zweit unterwegs, nach einigen KM konnten wir einen anderen Läufer einholen und wenig später abschütteln. Das Tempo war mir eine kleine Spur zu schnell und ich kündigte meinem Mitläufer an, daß ich bald einen Gang zurückschalten würde, schließlich war´s noch weit bis zur Halbzeit. Getan hab` ich`s letztendlich nicht.
Weiter vorne tauchte wieder ein Läufer auf und ganz langsam schoben wir uns näher. Das Gelände wurde selektiver, 2 oder 3 kurze, aber sehr steile Anstiege, dazu Wurzeln und Gatsch - die Konzentration wurde ziemlich gefordert. Der eingeholte Kollege lief aber unser Tempo oder war`s umgekehrt - jedenfalls waren wir für einige Zeit zu dritt, ehe er sich selbst aus dem Rennen nahm, jedenfalls mit einem Problem im Oberschenkel plötzlich aufgab oder jedenfalls zurückfiel.
Josef und ich hatten jetzt schon die Hälfte passiert, bei einem Kahlschlag war weit vorne ein Läufer im grünen Trikot auszumachen. Leider wurde er nicht zum nächsten Überholkandidaten, die Läufer vor uns hatten sich das Rennen bestens eingeteilt und wir konnten keine Plätze mehr gutmachen.
Irgendwann wurden wir von einem Läufer überholt, aber wir liefen noch immer dieselbe Geschwindigkeit.
Bei KM 19 führte die Laufstrecke neben einer Sommerrodelbahn steil bergab. Ist ja nicht so Mein`s, sowas, noch dazu mit einem kleinen Problem mit einer Sehne im rechten Fußgewölbe und schon etwas müde (wann war ich das letzte mal eigentlich nicht müde und k.o.? Im Kindergarten? Exkurs Ende).
Jedenfalls, als es wieder flacher wurde hatte ich sicher 100 bis 200m Rückstand auf Josef und das schien das Ende unserer Laufgemeinschaft.
Um am Ende nicht doch die gewünschte Sub-2h Endzeit zu vergeigen mußte ich nochmals forcieren und kam ihm immer näher - bei Km 22 ca. waren wir wieder zu zweit. Noch ein Läufer kam von hinten, ich versuchte mitzugehen, war leider nur kurz möglich.
KM-Schild 23,24, dann raus aus dem Wald, wieder Asphalt unter den Schuhen und ziemlich am Limit hinunter nach Geboltskirchen zum Ziel. Km 25 und 26, vor der letzten Kurve frag` ich Josef, ob er mit ex aequo einverstanden ist und so sparten wir uns den Zielsprint. Leider weist die Ergebnisliste ein paar Hundertstel Differenz aus - aber egal. Platz 18 in 1h54,33 steht zu Buche, k.o., aber doch zufrieden hielt ich mich am üppigen Kuchenbüffet schadlos.
Verglichen mit dem um 2km kürzeren Lainzer TGL (HM ?) ist die Zeit auch angesichts diverser Vorbelastungen nicht so schlecht, auch wenn ich mir anfangs eine bessere Platzierung gewünscht habe.
Also - eine absolute Empfehlung, Natur pur, tolles Ambiente, gute Organisation, keine weiten Wege vor und nach dem Bewerb, Massage, nur die Siegerehrung hab` ich mir angesichts meiner Platzierung (zu Recht, da 7. in M35) und der Heimreise gespart.