das wunder von 2006 teil 2oft und gerne erinnere ich mich an den besten marathon meines lebens. der vcm 2006. damals begleitete mich ulrich zu meinem ersten mal sub 4. von anfang an waren die splits viel zu schnell und es war klar, dass es nicht gut gehen konnte. etliche sekunden wurden mir jedoch durch seine rundumbetreuung "geschenkt" :-). gels, iso, wasser... um nichts musste ich mich selbst kümmern… ulrich, der mann der verwöhnt
. ich hatte dennoch immer ein bißchen das gefühl, dass diese 3:50 nicht ganz "ehrlich" erlaufen waren.... die labestationen musste ich gar nicht anlaufen sondern mir wurde das wasser von meinem schatz nachgetragen
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seit diesem besten marathon (nicht der schnellste, aber definitiv der am besten gelaufene) meiner "karriere" ist viel passiert. viel gutes, aber auch viel... nennen wir es einmal weniger gutes... sub 4 sind für mich mittlerweile, so schwer zu laufen wie für andere sub 3.
wenn ich in den letzten jahres eines wirklich gelernt habe, dann ist es, dass man vieles nicht erzwingen kann. ich kann mir zwar einiges vornehmen, nur trifft die letztinstanzliche entscheidung über meine vorhaben nicht mehr mein wille oder meine trainingsdisziplin. das hat zumindest den vorteil, dass man in seiner persönlichkeitsentwicklung doch ein wenig weiter kommt und bis zu einem gewissen maß lernt die dinge einfach so zu nehmen wie sie kommen. man lässt den marathon einfach auf sich zukommen
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ab jänner folgt eine nicht so ernst genommene vorbereitung auf linz. die vorbereitung geht ohnehin ein bisschen aufgrund unserer 2 hochzeiten unter
. vor allem die kirchliche hochzeit ist dann ähnlich anstrengend wie ein marathon. zumindest denke ich mir das am tag danach. das glücksgefühl übertrifft den zieleinlauf eines marathons definitiv um ein vielfaches
wir machen zwar ein paar long jogs, aber für meinen persönlichen geschmack sind das zu wenige, vor allem zu wenig wirklich lange.
wir gehen sehr relaxed an unseren ersten marathon als ehepaar heran. kitty sorgt dafür, dass wir uns gleich in startnähe umziehen können. eine wirklich große hilfe an diesem tag! Vielen dank noch einmal dafür! möglichst lange bleiben wir im trockenen - es nieselt nämlich immer wieder leicht... als wir mit unseren geschätzten 70 sachen (statt der üblichen 7 – aber bei der wettervorhersage weiß man ja wirklich nicht was man nicht mitnehmen soll) - angereist kommen, habe ich leider 5 wichtige dinge vergessen.
die 4 gels für ulrich und mich und die müllsackrolle...die phase der gewissenserforschugn währt kurz… ich bin schuld, ich gebe es ja zu
! unser unmut hält sich aber in grenzen. wir wollten ohnehin gemütlich laufen, wer braucht da schon etwas zu essen. durch die richtige kleidung werden wir auch ohne müllsäcke bis zum start überleben.
mein lieber ehemann überredet mich gott sei dank noch dazu, mit einem langen shirt zu laufen. wer mich kennt weiß auch, dass ich nicht immer so leicht zu überreden bin
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in den tagen vorher habe ich mit rainer aus dem forum ausgemacht, dass wir zumindest ein stück gemeinsam laufen werden. mit rainer habe ich zwar schon viel pn-kontakt gehabt und gesehen haben wir uns auch schon oft, aber zum reden sind wir noch nie so wirklich gekommen. leider läuft er um 5 uhr morgens immer in die andere richtung
, aber ein kurzes hallo, oder guten morgen geht sich immer aus!
rainer, ulrich und ich machen uns also auf den weg. gleich von anfang an geht es flott dahin... zu flott. das sagen mir die km-splits, denn meinen puls messe ich seit ca. einem 3/4 nicht mehr (mein s3 verstaubt überhaupt schon seit 1,5 jahren irgendwo in einer lade
. wir laufen dauernd zwischen 5:25 und 5:20, teilweise auch darunter.
ulrich macht sich berechtigte sorgen, dass das tempo für mich zu schnell ist. er hält sich aber unberechtigterweise für den urheber dieser flotten gangart. Beine machen nämlich nur die ehefrauen ihren ehemännern, nicht umgekehrt
. um sein gewissen zu entlasten beschließe ich ihm meinem plan zu eröffnen, dass ich heute doch keinen long jog (wie ursprünglich ausgemacht) machen will, sondern lieber versuchen werde sub 4 zu laufen
. damit ich mich mit dem tempo nicht vollends überfordere - zieht er von dannen und überlässt mich rainers obhut.
mit meinem SAP lässt es sich auch ganz famos laufen. wir plaudern über viele dinge, die zeit vergeht wie im flug. öfters denke ich mir, dass ich mir die luft sparen sollte... aber im leben muss man eben prioritäten setzen
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immer wieder nieselt es leicht. ich bin sehr froh, dass ulrich mich zum langärmligen shirt überreden konnte... auch banis tipps waren goldrichtig! heiß wird es heute nämlich nicht so wirklich und unserem tempobereich passt oben lang unten 3/4 hose + kompressionsstrümpfe perfekt.
ungefähr bei km 17 stellen sich dann allmählich leichte ermüdungserscheinungen. da wir noch ein paar kms unter 5:20 angesammelt haben, ist das nicht weiter verwunderlich. das reden stelle ich dann jedenfalls irgendwann schlagartig ein. Die ersten zweifel an der erstrebbarkeit von sub 4 stellen sich ein…jetzt schon relativ ko, von anfang an auch keine leichten beine... wo wird das hinführen? Schau ma mal…das schöne an der art wie ich "gezwungenermaßen" meine marathons seit 2 jahren laufe, ist die ermöglichte flexibilität. langfristige zeitziele braucht man sich gar nicht erst zu setzen, die entscheidung fällt stets am tag x während des laufens. jeder marathon ist dadurch zu einer art abenteuer geworden. die spannung davor ist groß, weil unklar ist, was diesmal im überraschungsei stecken wird
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irgendwo bei km 20 ist klar, dass sich die sub 4 ausgehen können, wenn ich mich zusammenreiße und nicht zu sehr einbreche…und schon meldet sich auch „schweini“. lange innere debatten mit ihm ob man sich denn wirklich anstrengen will/soll... es ist doch noch so weit… erinnerungen an meinem bestzeitmarathon werden wach, wo ich nach der ersten hälfte definitiv blau war und bis heute nicht weiß wie ich noch einmal 21 km überleben konnte...
die motivieren mich schon wieder fast. denn soooo schlimm wie damals ist es heute jedenfalls nicht.
ich kratze die motivationskurve gerade noch ich entschließe mich zum "kontrollierten" eingehen. die zeiten werden langsamer, aber passen noch gut für sub 4. langweilig wird es auf der strecke sowieso nie, ein netter laufpartner ist immer an meiner seite, bani und tina treffe ich noch einmal, martin und laufhäschen sind auch schnellen schrittes unterwegs.
um km 28 herum merke ich dann allmählich dass ich hungrig bin… tja schon blöd, wenn man keine gels mitgenommen hat, genau dann bräuchte man sie nämlich
. da ich kein festes essen unterm laufen vertrage (ja dazu zählen bei mir auch bananen
, freue ich mich schon seeeeeehr auf das cola, das irgendwo nach km 30 auf mich warten wird
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mein laufpartner und pacemaker rainer bekommt dann leider irgendwo bei km 30 bauchkrämpfe und muss stehen bleiben. da es ihm sonst aber gut geht (er schaut aus als ob er gerade frisch erholt aus dem urlaub kommen würde
und er es auch so will, laufe ich weiter. später holt er mich dann wieder ein, muss jedoch gegen ende seinen krämpfen doch noch gehpausen zugestehen. ich bin ihm sehr dankbar, dass er mich so weit gebracht hat und habe natürlich ein schlechtes gewissen, dass ich ihn da jetzt stehen lasse. da es für ihn aber eh ein echter long jog ist und er weiß, dass mir die sub 4 heute ein ziemliches anliegen sind... meine km zeiten liegen jetzt schon zwischen 5:45 und (nach trinkpausen
6:11. zum hochrechnen bin ich sowieso nicht mehr in der lage und habe eigentlich noch gar keine vorstellung was es für eine endzeit werden könnte. die colas helfen mir ziemlich und ihr zucker trägt mich durch die letzten kilometer.
auf den letzten 3 km bekomme ich plötzlich ansatzweise wadenkrämpfe… der versuch sie zu "umlaufen" glückt, aber ein flotteres laufen geht nicht mehr. jedes längere entlasten der muskeln könnte dazu führen, dass die krämpfe wirklich manifest werden. So wapple ich also in einem seltsamen stil dahin, bin aber eigentlich noch ganz gut drauf
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irgendwo in der nähe von km 41 gibt es schöne klassische musik (vielleicht eh von bruckner, ist mir jedenfalls ziemlich bekannt vorgekommen). die kombination aus platzregen, kompletter durchnässung von oben bis unten, schon leichter zieleinlaufstimmung, dem wissen, dass sub 4 schon ziemlich sicher sind, führt dann sogar zu einem kleinen runners high…
die letzten meter auf dem kopfsteinpflaster tun dann aber schon wirklich weh. der wadenkrampfvermeidungslaufstil (schönes wort gell
) und mein spezielles talent über kleinste erhöhungen zu stolpern fordern mir den letzten rest an konzentrationsvermögen ab
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natürlich bin ich auch gespannt ob mein lieber ehemann irgendwo an der strecke auf mich wartet. da das wetter so schlecht ist, hoffe ich, dass er sich wenigstens einen regenschutz besorgen hat können. siehe da, dort steht er und schafft es sogar locker über die absperrung zu klettern, ich grinse ihn kurz an, bevor ich mich wieder mit ernstem blick auf das kopfsteinpflaster konzentriere
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nun wage ich einen letzten blick auf meine stoppuhr.... 3:50 könnten sich noch ausgehen. ich versuche mir die "wadl vüre zu richten"
und beschleunige noch ein wenig, yesss wir sind auf 3:50 gelieben! es sind zwar nicht die 3:50:26 vom vcm 2006, aber mit 3:50:49 kann ich auch ganz gut leben
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Ulrich und ich wanken wie ein altes ehepaar zufrieden hand in hand glücklich in richtung zielverpflegung. inständig bedanke ich mich beim wettergott, wäre es heute nämlich warm gewesen, wäre das wohl ein debakel geworden
. so ist es einer meiner schnellsten marathons geworden, 3:50 und diesmal mit "selbstverpflegung" an den labestationen und ohne jegliches essen, trotz hunger und eingehen auf der 2. hälfte…das kann was
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die ehe beflügelt eben
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