Der etwas andere Bericht zum doch noch Happy endEinmal anders...
So kurz nach Graz, so kurz nach einem Leidensmarathon gleich nocheinmal?
Kann das gehen?
Wird es klappen?
Wir sind lange vor dem Start vor Ort, unterhalten und bestens mit Martin, Roland, Willy...
Offenbar perfektes Laufwetter. Was für ein Tag.
3:42 und ich bin im Ziel
Ich wanke zur Zielverpflegung, mir ist zum heulen, kann eigentlich kaum mehr stehen. Trinke ein paar Schlucke, versuche die nett und gut gemeinten Versuche einer Unterhaltung, die mir entgegenschlagen so höflich wie möglich abzuwehren, reiße mich zusammen und gehe Richtung Heidi. Als ich grad beim Zieleinlauf vorbeitorkle, spielt die Musik einen Klassiker, den „Timewarp“ aus der Rocky Horror Show, ein Scherzbold tanzt dazu. Endlich kann ich wieder lachen. Noch eine kleine Ewigkeit und ich schaffe es zu unserer Insel, JM, Mischa, Kurt, wir plaudern
Bald entdeckt Kurt auch Heidi und Roland, sie hat es wieder geschafft, schneller als die Voraussagen zu sein. Doch diesmal schaffe ich keinen gemeinsamen Zielsprint, ich folge so schnell ich kann ins Ziel
Wir wanken gemeinsam zu dritt zum Jägerhaus.
…..............................
Ich habe nun jeden Kampfgeist verloren, es tut weh, ich spüre jeden Schritt den ich laufe und jeden, den ich gehe, scheinbar auch jeden einzelnen Schritt aus Graz.Beine die RENNEN sollten, die BRENNEN nur. Richy, Mihi, Carola, ihr habt meine tiefste Bewunderung.
Und dann kommt auch noch.. nein, das ist einfach unpackbar... Martin. Erst rennt er in Graz 3:29, locker lustig darauf einen HM in 1:34 und nun.... er hat noch ca 1,5 km bis zum Ziel,ich sehe ihn, als er strahlend und lachend rennt. Großartig. Meine Kilometer ziehen sich unglaublich in die Länge. Ich muß schon längere Strecken gehen, da meine Beine schreien. Die Schmerzen lassen nicht nach. Ich versuche mich zu motivieren, gelingt nicht wirklich
Kaku feuert mich an, sinngemäß meint er... es geht doch nicht, dass ich da so kurz vor dem Ziel GEHE... nun, dann lauf ich halt ein paar Meter. ich feuere wiederum meine Kollegen an, die ich auf der Strecke kennengelernt hatte. Josef, einer der vielen läuft seinen 2. Marathon, er wird zu meinem Hauptprojekt in dieser Phase, ihn will ich durchbringen, auch wenn es mir mies geht. Er überholt mich. Alle Zeitwünsche sind dahin, es ist mir eigentlich wurscht, irgendwie bin ich nicht einmal gut aufgelegt.
Wurscht, bald ist es vorbei. Einmal noch unsere Insel, ich bin den Besetzern der selbigen unglaublich dankbar, hier fühle sogar ich mich als Held. Danke. Gleich ist es vorbei. Nur noch 200, 100, wenige Meter, ich bin durch.
…........................
Nun bin ich alleine. Nein stimmt nicht, ich laufe auf Poldi Eigner, den Ultra-fan, das Ultraurgestein auf. Tschitschi hat so gute Tempoarbeit geleistet, dass ich so überhaupt keine probleme habe, ihn einzuholen. Wir unterhalten uns ein wenig, dieser Lauf heute ist sein 8. Marathon heuer, zusätzlich zu 7 Ultras. Sein 49. Marathon insgesamt, er will mit seinem 50. Geburtstag auf ebensoviele Marathons kommen.
Unglaublich! Wir laufen ein wenig gemeinsam... bis er sich an ein anderes Marathon und Ultra-Inventar – Pascal mit Namen – anhängt und entschwindet. Nun, wurscht, ich hatte das Risiko gekannt und kein Ziel gehabt. Und ein wenig wird schon noch gehen.
Vor allem mit Richy´s Hilfe.
Plötzlich läuft er neben mir und macht Tempo, macht Stimmung, hilft mir bei den Labestellen. Großartig. Wenn ich nur hätte ausnützen können. Ich stoppe, bremse ihn bei jeder Gelegenheit, weiß, dass ich schlecht beisammen bin und lerne eine Lektion in schlechtem Gewissen. So gerne hätte ich mich durch einen tollen Lauf, der alle Schmerzen überwinden hätte sollen bei ihm bedankt. Aber so.. wächst mein schlechtes Gewissen, ich habe fast Schuldgefühle. Er baut mich auf, ich wünsche mir das Ziel herbei, das Ende der nun immer lästigeren Schmerzen. Richy hilft mir, er besorgt Orangenstücke, Getränke, besser geht’s nicht. Und ich ärgere mich, dass ich es ihm nicht danken kann. Aus Frust und Ärger über mich selber bitte ich ihn dann sogar, mich meinem Schicksal zu überlassen. Entschuldigen werde ich mich morgen.
….....................................
So ein Spaß, Wir laufen, kaum ein KM über 4:50. Ob das so unmittelbar nach den Schmerzen von Graz gutgehen kann? Wohl kaum, aber was macht das schon? Heute will ich mich einmal nicht zurückhalten, laufen solange es Spaß macht, eingehen kann ich dann noch immer. Tschitschi erzählt mir und einem weiteren Mitläufer von seinem Tirol Abenteuer, wir ziehen dahin.So schön kann laufen sein, Langsam merke ich, dass mein Puls doch regelmäßig auf 170 ist, tja, macht aber eigentlich nichts, lauf ich halt solange es geht so. Es macht einen großen Spaß, endlich einmal im Rahmen eines Marathons das Tempo zu laufen, das ich mit zutrauen sollte.
Auch nach Graz, auch nach 2 Wochen Pause. Auch heute.
….......................................
Start, oder besser Startschuß. Ich stehe sehr weit hinten, verabschiede mich noch von meinem Schatz und los geht’s. Vorsatz ist ja ganz einfach: langsam beginnen und einen Spaßmarathon haben. Also beginnen wir einmal pulsgesteuert, die ersten 500m mit 140, paßt herrlich.
Den ersten KM in 4:50... Hui, das ist ja zügig. Aber.. heut macht es Spaß. Und genau den will ich heute.
Genuss ist das heute, endlich einmal dieses freie Gefühl bereits auf den ersten Metern. Was für ein herrlicher Tag. Bald taucht Tschitschi neben mir auf, wir unterhalten uns, er begleitet mich. So gewinne ich noch zusätzlich Freude am Laufen, wir ziehen dahin, 4:45, 4:50, 4:42, herrlich! Vielleicht ein wenig schnell aber ehe ich „Marathon“ sagen kann sind wir bei km 10. Klar, der Puls ist inzwischen bei 160, Tendenz steigend, aber.. warum auch nicht. Tempo 4:45, nette Plauderei, da darf der Puls auch um 5 Schläge höher sein. Will ich ihn senken, dann red ich halt einfach nichts.
Wir feuern fleißig an. Die beiden designierten Sieger, dann Alfred, Carola, Regina, Willy, Heidi, Roland, Mihi, Elisabeth, Anna, Rudi, Günther... Unsere Insel feuert uns an. ….
…...........
So findet auch dieser Bericht ein Happy end
Nochmals Danke Tschitschi und Richy