netter Longjog
Als ich mich im Dezember 2008 hier im Forum als ‚pankreas’ registrierte, erkannte ich nicht, dass mein Vorname, nämlich ‚Guido’ viel schöner und persönlicher gewesen wäre. ‚pankreas’ hat aber seine Daseinsberechtigung, da ich erst durch die erfolgreiche Behandlung meines Bauchspeicheldrüsenkrebses zum Sport und speziell zum Laufen gefunden habe. Weder damals und schon gar nicht heute definiere ich mich über meine Erkrankung. Sie gehört zu meiner Geschichte, nicht mehr und nicht weniger.
Eingeloggt im Forum erinnere ich mich an meine körperlich düsteren Zeiten und erfreue mich am Wunder, gesund durchs Leben zu gehen und zu laufen. So, jetzt bin ich auch schon beim heutigen Krebsforschungslauf, der mir aus doppelter Sicht wichtig war: ehemaliger Krebspatient und ambitionierter Hobbyläufer.
Im Vorfeld informierte ich zahlreiche Freunde und Bekannte vom Krebsforschungslauf im Alten AKH, da er einer wirklich guten Sache diene. Die EUR 10,00 Startgeld gehen in die Krebsforschung und je gelaufener Runde werden EUR 5,00 von Sponsoren an die Krebsforschung gespendet. Dieserart konnte ich endlich ein bisschen etwas zurückgeben. 36 Runden zu je etwa 840 Meter nahm ich mir für die 3 Stunden vor. So konnte ich mit meinen Freunden abwechselnd und locker plaudern.
Regen war angesagt, doch blieb es die ganze Zeit über trocken und angenehm mild-kühl. Ich kam etwas später, da der Tag irgendwie träge begonnen hatte. Jubel-Trubel im Start-Ziel-Bereich. Rasch hatte ich zehn Euro gegen eine Startnummer und eine Abstempelkarte getauscht. Schon ging es los. Insgesamt waren es laut Veranstalter 2.000 Läuferinnen und Läufer und es wurden insgesamt so 20.000 Runden gelaufen. Wirklich beachtlich, denn letztes Jahr waren es 1.100, zuvor 600 und ganz zu Beginn 300.
Statistisch gab es also alle 2,5 Meter eine Läuferin oder einen Läufer, praktisch war das ganz anders. Es gab Ansammlungen nebeneinander Laufender, brutal gefährliche Nordic-Walker über deren Stöcke man springen musste und immer wieder kamen enge Stellen im Alten AKH wo man entlang der Mauer überholen konnte. Die Veranstaltung ist nicht als Rennen oder Wettkampf zu sehen, dennoch empfand ich es so. Ständig musste ich überholen. Es war aber lustig, vor allem bei den Zweiergesprächen mit den Bekannten, wo wir immer wieder fünf Meter getrennt weiterredeten.
Die Organisatoren machten ihre Sache gut. Der Rundkurs war sehr schön ausgestaltet mit Info-Tafeln, die Pioniere der Krebsforschung zeigten. Nach jeder Runde bekam man einen Stempel auf die Karte. Nie waren mehr als drei Leute vor mir und der Stopp kostete kaum Zeit. Nach der Stempelstation gab es Wasser und Bananen. Die Bananen gingen etwa zur Halbzeit aus. Ich denke, man hatte nur mit halb so vielen Teilnehmern gerechnet. Alles lief reibungslos und die Zeit verging wie im Flug.
Was mir in Erinnerung bleiben wird ist ein überaus schneller Läufer, der barfuss die Runden herunterspulte und mich insgesamt drei- oder viermal überrundete. Dann bleiben mir noch die Grundwehrdiener in Erinnerung, die sich mehr oder weniger tapfer über die drei Stunden quälten. Einer von Ihnen war letztes Jahr noch Schüler bei mir, ein goscherter Typ, heute lammfromm neben seinem Kommandanten.
Um Punkt 12:00 Uhr war ich beim Abstempeln der 36. Runde. Somit lief ich exakt die angepeilte Rundenzahl und ließ durch meine Leistung der Krebsforschung EUR 190 zukommen, nicht eingerechnet die Runden der Leute, die durch mein Werben mitgemacht hatten. Einen flotten Longjog hinter mir, nette und lustige Gespräche verlebt und inmitten tüchtiger Leute ging ich mich um meine Urkunde anstellen. Professor Zielinsky beschallte den Innenhof mit seiner ehrlich gemeinten Dankesrede. Erst jetzt erkannte ich, in der sehr langen Menschenschlange zu stehen, die an der Ausgabestelle der Frankfurter mit Senf endete. Danach stand mir nicht der Sinn und so holte ich mir meine Urkunde und verließ die temporäre Sportstätte. Schön war’s.