Mit Kampf und Krampf zur PB
Viel lernen ich noch muss beim Laufen...
Eine fünf-wöchige Trainingspause in der Vorbereitungszeit ist auch für einen Halbmarathon, den man statt dem angepeilten Marathon läuft, nicht wirklich das Wahre. OK, aber auf dem „High-Speed“ Kurs des Wachaumarathons sollte die persönliche Bestleistung (2:12:irgendwas) fallen, zudem die ja im Frühling, nach nur zwei Monaten Lauftraining aufgestellt wurde. Und dazwischen bin ich ja doch einiges gelaufen.
Wir fahren schon Samstag nach Krems, übernachten in der Jugendherberge, was mir eine ziemlich schlaflose Nacht beschert, da unser Fenster zur Hauptstraße hinausgeht und ich das nicht mehr gewohnt bin, dass nächtens Autos so knapp neben dem Fenster vorbeifahren. In der Früh zuckeln wir gemütlich mit dem Schiff nach Spitz, Zeit, um den einen oder anderen Riegel einzuwerfen und meinen Flüssigkeitspegel aufzufüllen. Organisation war wirklich sehr gut, auch in Spitz finde ich meinen Kleiderbus sofort. Ziel ist von uns allen (Schwester, Bruder sowie deren LAPs ;-)) irgendwo bei 2 Stunden zu laufen, also reihen wir uns in der Mitte nach dem 2:00 Läufer mit dem roten Ballon ein. Mein Ziel ist es, dem so lang wie möglich zu folgen und dann halt zu schauen, was rauskommt.
Der Start, alle um mich laufen mit einem Tempo rund um die 5:30 los. Hm, ziemlich flott für den Beginn, aber ich fühle mich halbwegs gut, mein Puls erreicht aber schon bald eine Marke jenseits der 180, das ist mir fast zu früh. Aber gut. Trinken muss ich ob der doch sehr angenehmen Temperaturen kaum etwas, irgendwie macht mir aber dann mein Kopf so ungefähr ab Kilometer 7 einen Strich durch die Rechnung. Ich sehe die Kilometertafeln eigentlich überhaupt nicht, schießt es mir durch eben diesen, nur die 3 KM Tafel hab ich gesehen, ich weiß nicht, wo ich im Rennen bin, die Polar kann mir alle Dinge, die ich mir da plötzlich einbilde, sehen und wissen zu müssen nicht auf einmal liefern und ich beginne zu hadern. Zu schauen, ob ich diese verflixten Tafeln nicht doch sehe, konzentriere mich auf alles Mögliche, nur nicht auf den regelmäßigen Lauf und das Atmen. Plötzlich bin ich vollkommen ausser Tritt und werde immer langsamer. An der Verpflegungsstation kurz vor der 10km Marke will ich schon vorbeilaufen, entschließe mich aber dann doch kurz, ein Wasser zu nehmen und kurz ein paar Schritte zu gehen. Ich treffe meine Schwester und meine Schwägerin, denen ich zu Beginn davongelaufen bin, sie überholen mich und sind bald in der Menge verschwunden. So wie der rote Ballon übrigens, den ich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr sah.
Ich passiere mit 58:irgendwas die 10 Kilometer Marke. Na OK, gar nicht so schlecht, beim Weinstraßenlauf war ich da mit dieser Zeit vollkommen am Ende, das bin ich jetzt nicht. Ein wenig beflügelt lausche ich wieder der Musik, achte ein wenig auf meinen Puls, der sich bei 185 eingependelt hat und ertappe mich aber wieder nach der Schleife, die zu Laufen war, dass ich verkrampft nach den Kilometerschildern Ausschau halte. Ich weiß – rückblickend – ned wirklich, was mich da geritten hat. Ich seh den 12-er, dann keinen einzigen mehr und bin vollkommen frustriert. Wechsle während des Laufes pausenlos die Anzeigen an meiner Uhr, Gesamtzeit, zurückgelegte Kilometer, derzeitige Pace, kann mich nicht entscheiden, was grade wichtiger ist und lege dafür gleich mal eine Gehpause ein… „Gibt’s ja ned, wo sind diese verdammten Tafeln“, denk ich mir, weiß nicht genau, wie ich im Rennen liege, weiß nur, die sub2 Stunden kann ich mir abschminken. Bevor ich wieder loslaufe, ein Blick nach hinten, ob ich dort schon den grünen Ballon (2:15:00) daherkommen sehe, aber dort ist nix. Also weiter.
Das wäre doch gelacht, 2:06:00 sollte zu schaffen sein oder zumindest unter 2:12:00 muss sich sicher ausgehen. „Aber wie soll ich das wissen, wenn ich nicht weiß, wie viele Kilometer es noch sind, weil die Dodeln vergessen haben, bei jedem Kilometer eine Tafel aufzustellen“ denke ich mir so vor mich hin, ärgere mich, und lege wieder eine Gehpause ein.
Irgendwie sollte man vor einem Lauf das Hirn einfach ausschalten…
OK, mit Gehen wird das nix, also wieder Laufen. Vorm Kreisverkehr passiere ich dann die 18 Kilometermarke, jetzt noch drei, sind ungefähr 18 Minuten, das sollte reichen. Ich laufe die Hauptstraße rein, habe mir – vorgewarnt durch Krems-Erfahrene – den Plan angesehen und freue mich dementsprechend noch nicht, als ich das Ziel vor mir sehe. Links rein, geradeaus, dann wieder auf die Hauptstraße, da sind grade 2 Stunden Gesamtzeit vorbei. „Jetzt aber hurtig“ denk ich mir noch, wieder links, an der letzten Verpflegungsstation vorbei und an einigen vorbei, die auch Gehpausen eingelegt haben. Puh, dieser Zieleinlauf in Krems hat’s aber wirklich in sich, schön ist was anderes. Ich komm‘ wieder auf die Hauptstraße, hab plötzlich eine flotte Musik im Kopfhörer und lege zum Takt den Zielsprint ein. Fast ein bisschen zu früh, das Tempo schaff ich nicht bis ins Ziel, aber schließlich komm ich mit 2:09:10 durchs Ziel. Mein Puls – wie beim Weinstraßenlauf – auf 198, mehr wäre wieder mal nicht gegangen. Aber „Minimalziel“, nämlich persönliche Bestzeit zu Laufen, erreicht..
Nach dem Ziel kämpfe ich mich noch durch die Menschenmassen, dieser Bereich ist viel zu eng für diese Menge an Leuten, die da noch Bananen und Getränke holen, stehenbleiben, sich irgendwo auf den Boden setzen, erschöpft sind, etc. Ich brauch gefühlte 10 Minuten, bis ich da durch bin und will mich eigentlich nur irgendwo kurz hinsetzen. Find dann ein schmales Bankerl, esse zwei Bananen, trink ein Wasser, dann geht’s wieder.
Wieder ein bisschen was gelernt: In der Vorbereitungszeit fünf Wochen fast nix machen ist auch bei einem HM keine wirklich gute Idee und das Hirn bleibt aus das nächste Mal. Zudem hab ich den klassischen Fehler gemacht und bin sicher zu Beginn zu schnell gewesen. Oder auch nicht, da ich durch die (für mich) flotte 10 km-Zeit dann ein bisschen "Reserve" zum Gehen hatte. Keine Ahnung.
Wirklichen Spaß machts mir aber immer noch nicht, keine Ahnung, ob das irgendwann noch kommt. Ich bleib dran. ;-)
(edit) PS: Vollkommen sinnlos zu erwähnen, dass die Kilometertaferln natürlich schon bei jedem Kilometer aufgestellt waren. So hat's mir zumindest meine Schwester erzählt. Mit Blindheit war ich also während des Laufes auch noch geschlagen, ein Wunder, dass ich es überhaupt bis nach Krems geschafft hab und nicht bei einem der Glaserln Wein, die da am Streckenrand standen, hängen geblieben bin ;-)