Triathlon Novize - Teil 2
Nachdem's ja beim ersten Mal nicht so 100%ig geklappt hat (siehe Bericht Triathlon Obergrafendorf am 9.5.) hab ich mich gleich für den März-Tri angemeldet, um die 3 Stunden doch zu knacken. Vorgaben waren die selben, "Durchkommen", "Nicht letzter werden", "Unter drei Stunden".
Als Vorbereitung wird der selbe Plan hergenommen, die Vorfreude ist groß.
Meine Jahreskarte für's Schwimmbad ist allerdings schon ausgelaufen, macht nix, es wird eh Sommer und da kann man in der Donauinsel genauso schwimmen. Irgendwie geht sich das aber nie aus, auch das Chlorwasser sieht mich nicht. Ich fahre Rad, schiebe noch einen Radmarathon im Leithagebirge ein, wo ich mit meinem alten Rennrad und den Steigungen fürchterlich eingehe. Ich beschließe, mehr Bergtraining zu versuchen, um auch Kraft und nicht nur Ausdauer zu trainieren.
Ein Ausflug nach Oberösterreich bringt eine Ausfahrt durch die Berge mit dem Mountainbike, dann kommt irgendwie der Sommer. Motivation ist gering, Abends ist's zu heiß, morgens komm ich nicht aus dem Bett. Ist ja noch Zeit, der Triathlon ist ja erst in einem Monat. Allerdings bringt ein Blick auf die erforderlichen Trainings und die durchgeführten eine ziemliche Diskrepanz. Vor allem das "Schwimmtraining=0" zaubert tiefe Furchen in meine Stirn.
Anfang Juli. Eine Woche Irland steht auf dem Programm. Die Laufschuhe natürlich mit im Gepäck. Dass sie, ohne auch nur einen Meter irischen Boden zu berühren, wieder zurückkommen, wusste ich beim Abflug noch nicht. Also wieder eine Woche nix. Nach der Rückkehr steht eine Fahrt nach Kärnten auf dem Programm, wo die Schwiegermutter mit unseren Kindern weilt. Auf der Fahrt noch ein Zwischenstopp bei einem Freund an einem kleinen Teich, wo mich 200 Meter Schwimmen ein wenig außer Atem bringen. Die Furchen in meiner Stirn werden tiefer.
Kärnten, Klopeinersee. Wir wohnen 30 Kilometer weit weg in Zell Pfarre, das Wetter ist perfekt. Ich nehm' das Fahrrad zum See mit, schwimme einmal durch den See und wieder zurück, schätze das auf die erforderlichen 1400-1500 Meter und brauche dafür jeweils rund 14 Minuten. OK, von der Distanz her müsste es also passen. In der größten Hitze um 16:00 schwinge ich mich auf's Fahrrad und fahre die 30 km und 750 Höhenmeter zurück.
Übernächster Tag: Ich fahre mit dem Fahrrad gleich runter zum See, absolviere dort wieder mein Schwimmtraining, laufe eine Runde um den See (5,2 km) und fahre mit dem Fahrrad dann wieder zurück. Und das bei der Hitze.
Zwar nicht alles sofort hintereinander aber OK. Kann als Training durchgehen.
Dann eine Woche Arbeiten, die Hitze ist groß, die Motivation nicht und wieder werden die Furchen tiefer. Keine wirklich guten Voraussetzungen, hier die 3 Stunden Marke zu knacken, wenn ich's schon beim ersten Mal nicht geschafft hab. Zudem zeigt die Radstrecke in Neuberg Steigungen an, etwas was in Obergrafendorf kaum der Fall war.
Aber was soll's.
Der Samstag kommt, Michi holt mich nach einer kurzen Nacht (ich bin erst um 2 ins Bett gekommen) ab und wir sind auf dem Weg nach Neuberg. Das Wetter verspricht nix gutes, Wind, bewölkt, 15 Grad hat es, als wir ankommen. Ich mit der kurzen Hose und dem T-Shirt zittere schon ein wenig.
Wir sitzen im Mini-Cafe und schauen hinaus, wo sich die Bäume und Sträucher fast waagrecht biegen. Der Wind kommt genau aus der Richtung, wo wir dann mit dem Rad hin müssen, zudem die Höhenmeter, das wird ein Fiasko. Die Furchen sind bereits mit dem Grand Canyon vergleichbar. Irgendwie wird das heute gar nix, soll ich überhaupt starten? Wenn ich nicht starte, gibt's auch kein DNF hinter meiner Startnummer. Doch für's nicht Starten sind wir halt doch ziemlich weit gefahren und das Angebot vom Michi, mich zu begleiten, weil's für ihn nur ein Regenerationstraining nach dem Ironman ist, liegt ja auch auf dem Tisch. Also Start.
14 Uhr, der Wind lässt nicht nach und zaubert auch Wellen auf den Teich. Na super. Ich beschließe einfach wieder das abzurufen, was ich kann, die Distanz sollte locker zu schaffen sein. Diesmal gibt's beim Schwimmen auch keine Aufgabegedanken wie beim letzten Mal, ich mache meine Züge, komm ab und zu mit Kreuz und quer schwimmenden anderen ins Gehege und komme ziemlich am Ende des Feldes aus dem Wasser. OK, das wäre geschafft, jetzt das Rad und den Gegenwind und die Steigung. Meine 3 Stunden hab ich schon ad acta gelegt, das wird sich bei den Randbedingungen sicher nicht ausgehen. Ich hab auch auf meiner Polaruhr keine Gesamtzeit eingestellt, Geschwindigkeit und zurückgelegte Distanz reichen mir diesmal.
Ich bin kaum 500 Meter gefahren, fängt es zum Schütten an. Na bravo, das auch noch. Ich zwinge mir ein Gel hinein, spüle mit reichlich Flüssigkeit nach. Hänge mich 6 Meter hinter eine Teilnehmerin und strample halt, was mein Puls hergibt. Ein Blick auf die Geschwindigkeit zeigt zwischen 24 und 26 km/h, das ist für leicht bergauf und den Gegenwind ja eh nicht so übel denk ich mir. Irgendwann fängt der leichte Achter, den ich im Hinterrad hab, stärker zu wackeln an, ich muss stehen bleiben, irgendwie lockert sich das Rad. Shit, 25 Kilometer muss das jetzt noch halten. Ich schraub das Rad wieder fest und fahr weiter. Ich sollte vielleicht doch mal auch ins Material investieren...
Michi kommt mir auf der Strecke entgegen, der hat den Wendepunkt schon hinter sich, ruft mir ein paar aufmunternde Worte zu, ich fahre durch einen langen Tunnel, dann kommt der Wendepunkt. Hm, die Steigung war jetzt eh nicht so mühsam wie gedacht, jetzt geht's praktisch eh nur bergab. Ich zähle die, die mir entgegenkommen, 15 sind es, bevor ich das Schlussauto sehe. OK, also "nicht letzter werden" könnte sich ausgehen, denk ich mir. Ich bekomm' Krämpfe in den Unterschenkeln und versuche immer zwischen hoher Tretzahl und wenig Kraft und niedriger Tretzahl und mehr Kraft zu wechseln. Mit 40-43 km/h fahr ich die Strecke jetzt teilweise zurück, vom erhofften Rückenwind ist allerdings nix zu spüren. Ich brauche kaum Flüssigkeit, kein Wunder bei den tiefen Temperaturen und dem immer wieder einsetzenden Regen. Zwinge mich aber trotzdem, etwas zu trinken, nur die beiden anderen Gels rühre ich nicht an.
Dann ist die Radstrecke schon zu Ende, ich komm in die Wechselzone, wo Michi auf mich wartet. Er ruft mir zu, dass 1:56 vergangen sind, wir für die Laufstrecke jetzt 1:04 hätten und dass sich das ausgehen würde. Er hängt mein Rad auf, ich nehm' den Helm runter und los geht's auf die Laufstrecke. Bist du deppat, das geht ja bergauf. Und nur auf einer Wiese, nix Asphalt. Ich bekomm' überhaupt keine Luft, meine rechte Seite sticht. Ich fange schon nach 5 Minuten zu Gehen an, mit Steigungen beim Laufen hab ich überhaupt nicht gerechnet. Zudem gibt's den obligatorischen Gegenwind. Und das jetzt über eine Stunde? Das geht überhaupt nicht, denk ich mir. Ich bekomm' keinen Rhythmus zusammen und habe schon nach dieser kurzen Laufzeit Aufgabegedanken. Michi läuft locker vorher, plaudert munter, ich versuche zu Antworten, er meint nur, "ich red, du lauf". Ich trabe schnaufend vor mich hin, das Ausmaß der Furchen auf meiner Stirn mag ich mir zu diesem Zeitpunkt gar nicht vorstellen. Die Laufstrecke ist zweimal hin und her zu Laufen, mich überholen zahlreiche Läufer, ich kann nicht mehr einschätzen, ob die alle beim Radfahren hinter mir waren und mich jetzt locker laufend überholen. Ich sehe den Weg bis zum Horizont, mah, soooo weit ist das und das noch mal zurück, dann noch mal hin und wieder zurück. Das geht nicht mehr...
Erste Mal Wendepunkt, ich stürze einen Becher Wasser hinunter, Michi meint, die Zeit von 15 Minuten wäre nicht schlecht fü¼r diese Steigungen und den Gegenwind, jetzt gehe es runter, da könnte ich mich ausrasten. Und wirklich, mein Puls beruhigt sich, ich komm sogar auf knapp über 170 Puls herunter, trotzdem haben wir nur 14 Minuten für die zweiten 2,5 Kilometer gebraucht. Nochmal den "Berg" rauf, ich hab meinen Rhythmus nun gefunden, Gehstrecken gibt's nicht mehr, Michi macht mir Windschatten, ich laufe hinter ihm her, beim Rauflaufen mach ich kurze Schritte, Puls geht erwartungsgemäß hinauf ist aber im grünen Bereich. Wendepunkt, trinken, dann wieder runter. Es kommen uns noch einige Läufer entgegen, OK, sind also doch noch ein paar hinter mir ;-). Jetzt nur mehr 2,5 Kilometer, der Puls ist jetzt egal, es geht zudem mit Rückenwind, über die Holzbrücken, wir geben bisschen Gas und das Ziel kommt näher. Beim Durchlaufen schau ich auf die Zeit: 2:57:30.
Perfekt und komplett unerwartet.
Fazit: Weniger Trainieren, dann geht mehr ;-)
Nein, im Ernst, zwei Dinge waren's meiner Meinung nach.
Erstens das Wetter. Trotz des Gegenwindes und des Regens war's eigentlich für mich ein "gutes" Wettbewerbwetter, weil's eher kühl war. In Obergrafendorf hab ich zwei Trinkflaschen beim Radfahren gebraucht, diesmal war sogar eine Flasche am Rad zuviel, die hab ich gar nicht ausgetrunken.
Und zweitens Michi, der mich auf der Laufstrecke begleitet hat. Alleine wär's den Hügel rauf beim ersten Mal sehr sehr sehr mühsam gewesen und ziemlich sicher hätt' ich die 10 Kilometer nicht in 60 Minuten geschafft.
Danke nochmal ;-)
Nachtrag: Der Vergleich zum ersten bringt die erbärmliche Schwimmleistung zutage...
Obergrafendorf:
Schwimmen: 27:52
Erste Wechselzone: 02:34
Radfahren: 1:25:37
Zweite Wechselzone: 00:41
Laufen: 1:04:50
Gesamt: 3:01:35
Mürz-Tri:
Schwimmen: 31:48 (erbärmlich eigentlich, sollte wieder Schwimmen gehen)
Erste Wechselzone: 02:55
Radfahren: 1:22:12 (wundert mich, weil Gegenwind und Steigung dabei war)
Zweite Wechselzone: 00:31 (hatte wieder die Laufschuhe beim Radfahren an)
Laufen: 1:00:10 (für die Strecke für mich sensationell ;-))
Gesamt: 2:57:37