4er Staffel Fluch oder Segen
Kaiserwetter. Menschenmassen. Wörschach Samstag 14:00 Uhr.
Startschuss.
Ich laufe zu schnell. Ich weiss es. Ich geniesse es. Noch.
Gerd, Roland und Wolfgang haben es auch nicht mit Marathontempo.
Uns geht es gut.
12 Stunden lang bleibt unser Schnitt unter 5:10.
Es fehlt an nichts.
Essen, trinken, zwischenzeitlich Garmin aufladen, Zuspruch. Kurz hinlegen. Weiter geht’s.
24:00 Uhr. Es wird kalt. Sehr kalt.
Müdigkeit, zu schnelles Anfangstempo, zuwenig Nahrungszufuhr. Die Muskeln werden härter.
Verschwitzt von einer Runde zurückkommen. 35-40 Minuten warten. Hinlegen.
Mit Jacke und Decke wird es nicht wärmer.
Meinen Körper schüttelt es durch. Schlimmer geht’s nimmer.
Hätte ich in diesen Stunden nicht bei unseren Nachbarn unterm Heizschwammerl Asyl gefunden, es hätte kein Hoch mehr gegeben.
Um 5 muss die Dunkelheit endlich weichen. Es dämmert. Auch bei mir. Kleinigkeiten wie, eine Runde mit Sonnenbrille laufen, bringen 10 Sekunden pro km. Man sieht die wunderbare Landschaft, saugt sie auf, jeder Sonnenstrahl wird gierig angenommen. Die Zuschauer, Betreuer und Läufer kommen an und auf die Strecke. Es läuft wieder.
Interessanterweise ist unser Schnitt in der Nacht nur auf 5:20 gesunken. Offensichtlich lief es besser als es sich anfühlte.
Es ist 8 Uhr. Es ist wieder warm. Es wird jetzt sehr schnell sehr warm. Auch nicht gut.
Einem Staffelläufer kann man es aber auch nicht recht machen.
Noch 6 Stunden. Das Hoch hat nicht lange gehalten. Ich bin müde. Ich will schlafen. Noch 6 Stunden. Vor zwei Monaten bin ich in Gols einen 6 Stundenlauf gelaufen. 6 Stunden können sehr lang sein. Ich quäle mich. 5:30, 5:40, 5:50. Alles tut weh. Ich möchte schlafen. Immer wieder verkrieche ich mich in den Pausen ins Schlafzelt unter meine Decke. Draussen trudeln immer mehr Megastaffelteilnehmer ein. Wieso sind die so gut drauf?. Mir ist schummrig. Die Füsse tun weh. Nein ich mach jetzt keine Schuhe auf. Ruhe da unten.
Noch eineinhalb Stunden. Ich mag nicht mehr laufen. Nur noch 1 Runde. Ich geniesse meine letzte Runde. Ich hab ja auch viel Zeit. Eineinhalb Stunden für 4 Runden. Kinderkram. Ich unterhalte mich mit einigen Einzelläufern, die ich vom 48 Stundenlauf in Gols kenne. Ihnen allen ist die kühle Nacht sehr angenehm in Erinnerung. Was hab ich falsch gemacht? Nix wie weg. Antraben. Geht doch.
Das war meine langsamste Runde mit 20:01 Minuten für 2,324 km.
20 Min vor Schluss bin ich wieder an der Reihe. Eine geht noch. Wahnsinn was jetzt auf und neben der Strecke los ist. Ich laufe. Ich bin. Unbeschreibliche Emotionen.
Die letzten 5 Minuten laufen wir gemeinsam. 14:00Uhr. Aus. Schön. Alles ist gut.
255km, Danke Jungs
Nie wieder 4er Staffel hab ich in Wörschach gesagt.
6-Stundenläufe , 12-Stundenlauf. Die Ziele sind gesteckt.
Was wenn es nächstes Jahr irgendwo eine 24-Stundenlauf gibt. Als Zuschauer hinfahren? Oder doch wieder 4er Staffel?
Sag niemals nie.
Jetzt mal Laufpause und mit den Kindern baden gehen.