Adrenalin kontra Laktat
Nach „fettes Schwein“ 08 (siehe Berichte 08) stand heuer wieder die Mitteldistanz in St. Pölten am Wettkampfprogramm, nur heuer als Vorbereitung auf den IMA 09.
Keine Spur mehr vom „fetten Schwein - feeling“ des letzten Jahres, mit Trainingsplan konsequent seit September trainiert, jetzt schon „Wettkampfgewicht“ von Sept. 2008 erreicht, Obergrafendorf lief auch nach Plan, also sollte eigentlich alles passen. Zumindest am Papier. Im Übereifer und wegen dem freien Freitag auch noch zum ersten mal die Haxerl rasiert, was für ein Prozedere, ein hoch auf die Frauen!
Heuer zum ersten mal keine „Ablenkungsversuche“ wie Party oder Disco am Vorabend, 22:30 Uhr im Bett, weil ja der Start auf 7 Uhr vorverlegt wurde, samt Fahrt aus Wien heißt das Wecker auf 4 Uhr(ja morgens).
Erster Stress: 5 Uhr 45, STAU, in St. Pölten, weit vorm Startgelände, nix geht mehr, die Wechselzone (Luft prüfen, Trinkflaschen auffüllen) schließt um 6:30, jetzt wird’s ernst, Parken, und flotten Schrittes zum Startgelände und gleich zur Wechselzone, dort angekommen merke ich, dass ich die Radflasche im Auto vergessen habe…, also Laufschritt zum Auto, Flasche holen und Laufschritt zurück, 6:28 Uhr, geschafft. Damit habe ich auch das Aufwärmen erledigt, dafür gibt’s als Draufgabe 2 Blasen auf den mittleren Zehen, Crocks sind eben keine Laufschuhe…, die nachwachsenden Haare kratzen im Schritt…, es fängt zu tröpfeln an…, wie beschissen fängt der Tag jetzt wieder an ;-((
Start: meine Welle ist die 6te, jaja, da starten die Herren im besten Alter, 40 bis 44, mit gelben Badehauben (vermutlich dass man die Ertrunkenen am Grund schneller findet ;-))),
das Wasser ist frisch, aber nicht kalt, ich schwimme ein bisserl Zick-Zack wie immer, aber ohne nennenswerte Probleme, kurzer Lauf zum 2ten See, freu mich schon an den Ausstieg und bin auf einmal mitten in einer Gruppe, die alle ein bisserl Zick-Zack schwimmen (Alterserscheinung ?) und vor allem: viele Wellen machen.
Diese werden von mir scheinbar magisch angezogen, teilweise auch inhaliert. Gar nicht lustig, 3x die „Doppelwelle“ erwischt, Husten, Brustschwimmen, Rülpsen, alles gleichzeitig und das 3x knapp hintereinander…, ans Aufgeben wird kein Gedanke verschwendet, irgendwann geht‘s eh wieder, tolle Zeit ade…
Hätte mir 35min erwünscht, es waren dann 37:XX, egal, immerhin 4min besser als letztes Jahr.
Normaler Wechsel, und ab aufs Rad.
Auf der S33 gibt’s leichten Gegenwind, das ist zäh, ich überhole aber ordentlich, werde aber auch überholt….
Steigung nach Krustetten, easy, entlang der Donau gibt’s ein bisserl Rückenwind, das macht Spaß, ich überhole viele aus der 4ten und 5ten Startwelle, vereinzelt auch schon aus der 3ten Welle. Das motiviert.
Irgendwann keimt die Frage in mir, bisserl lockerer zu radeln und Kraft sparen fürs Laufen, oder bisserl riskieren…, hmmmm, jetzt ist guter Rat teuer, am Trainingsplan steht auch nix davon…, kurze schnelle Entscheidung: no risk, no fun…, Vollgas.
Nach der Steigung in Gansbach spür ich schon wie das Laktat in die Oberschenkel fährt, aber auch das Adrenalin, das sich im Kopf ob der guten Zeiten ständig vermehrt.
Das wird ein interessanter Machtkampf in mir, denk ich mir, und lasse dem Adrenalin seinen Willen. Bergab kann man sich eh ein bisserl erholen, im der Wechselzone nach 2:39:XX – toll, Riesenfreude, geplant waren ja „nur“ sub 2:50, mehr als 20min schneller als 2008.
Normaler Wechsel in die Laufschuhe und los.
Jetzt zeigt sich das Laktat ein bisserl von der hartnäckigen, hinterfotzigen Seite, während sich das Adrenalin mit der Schwimm- und Radleistung mehr als zufrieden gibt. Loose – loose - Situation. Der Plan war sub 1:45, d.h. jeden km knapp unter 5min und eben nicht ins „Wohlfühltempo“ verfallen.
Puhhh, in mir tobt es, jubilierendes Laktat gegen resignierendes Adrenalin, jetzt wird’s Zäh. Ich stoppe jeden km mit, immer brav unter 5min, ab km 11 schleichen sich still und heimlich auch erste 5er-Zeiten ein, aber nicht mit mir. Ich „erlaube“ mir selbst 5er Zeiten, wenn ich bei einer Labestelle war, aber sonst mussten wieder 4:XXer Zeiten her, klingt einfach, ist es aber nicht ;-(
Jetzt musste der Kopf herhalten, nein nicht zum Laufen ;-)), alles hab ich probiert:
Rechen zur Motivation: „wennst weiter anzahst, geht sich sub 5:00 auch nicht aus“ hat nicht den gewünschte Motivationserfolg gebracht, wennst jeden Rest-km in 6min laufst, bleist noch immer unter den angestrebten 5:15 – auch kein Motivationsschub.
Visualisierung: ich seh mich gehen und dehnen, gar nicht gut
Belohnung: Wenn ich unter 5min am km bleib, kauf ich mir neue Laufschuhe, wozu, ich hab eh schon 5 Paar, meine Frau erschlägt mich. Neues Rennrad, wohin damit, meine Kinder helfen meiner Frau beim schlagen…, Angst, aber kein Motivationsschub!
Autosuggestion: ich kann, will und werde die sub 5min am km derlaufen – nix, es ist Sport, es darf ein bisserl weh tun – gar nix, die 25, 20, 15, etc. min hältst du das Tempo auch noch durch – auch nix, sei kein Weichei……, öha, das hat dann funktioniert, Weichei lass ich nicht auf mir sitzen…. 1:40:XX für den HM und 5:04:XX für alles, ich glaub‘s gar nicht.
Jetzt heißt‘s cool bleiben für Kärnten, nur nicht übermütig werden Hr. Eggenfellner ! ;-))))