Hart wars und schönFreu mich sehr auf Berlin, gut trainiert, Bestzeit sollte sicher drinnen sein und die Erinnerung an 2005 stimmt auch mehr als positiv.
Kein wehwehchen die letzten 12 Wochen, Kainachmarathon mit 2000HM locker ohne irgendeine Schwierigkeit durchgejoggt, Herz was willst du mehr. Mittwoch letzter flotter Lauf, Werte hervorragend!
Und dann Donnerstag: ich geh Jean Marie zum Mittagessen abholen und fang an zu hatschn, es wird immer schlimmer, Voltaren drauf, Freitag beim Aufstehen richtige Schmerzen im Schienbein und am Ansatz des Schienbeins. Keine Beinhautentzündung, da nicht druckempfindlich. Am Flughafen versuch ich das Hatschn zu unterdrücken, aber zu Mittag ist mir klar, den Marathon kannst vergessen. Tina gibt mir den Tipp gleich noch Freitags beim medical Check in der Messe vorbeizuschauen. Der Schmerz lässt leicht nach und der Doc meint wenn ich laufen will und es aushalte, bekomme ich sicher keine Langzeitschäden, nur der Lauf und das danach kann qualvoll werden. Er erhöht meine Voltarendosis von 4mal Erbse auf so oft wie möglich was halt draufgeht.
Beim Abendessen nur mehr leichter Schmerz, ich richtet meine Sachen her, entscheide morgen in der Früh, schlafe gut und .......kein Schmerz!!! Also starten werde ich einmal sicher!
Mit Bani, Tina, Peter zu Fuß zum Start (Nina haut sich nocheinmal aufs Ohr), es ist genial so nahe am Start zu wohnen.
Wir treffen Christine im Rudel der Starter, wünschen Glück und ab ins, von Peter treffend beschriebene, Startchaos. Treffe vor den Zaun Stefan (es sind ja nur 40.000 Starter da kann man so was erwarten) er will auch auf 3:25 loslaufen......also laufen wir zusammen. Ich bin null nervös, habe keine Erwartungen oder Spekulationen, freu mich nur dass ich am Start stehen kann.
Die übliche Luftballonshow, erinnert mich immer an Spermien, nur diesmal vom Gedanken begleitet: Nur einer kommt an.
Wie kommt es, ist mir schon einige Male passiert dass man exakt bis zur Zählmatte gehen muss und auf ihr den ersten Laufschritt macht?
Langsam geht’s los nach ein paar Hundert Meter kommt von hinten wer dahergeschossen: Jean Marie wünscht:“Alles Gute“, wir ihm auch, und lässt sich wieder zurückfallen.
Ein paar hundert Meter weiter: Wir laufen auf Elisabeth und Roland auf, die scheinen sich am Start noch Tricks vom Haile geholt zu haben. Nein, der Start war wirklich chaotisch, es konnte nicht jeder zu seinem Startblock gehen, viele „langsameren“ wurden quasi nach vorne gezwungen. Ist das nicht verrückt? Ich gehe mit 3 Startern des Forums in den Zielbereich und treffe dort 5 der restlichen 20 Leute unter 40.000 Unbekannten zufällig, einfach so!
Unser erster KM ist langsam, wir werden aber bald flotter und schon KM 3 ist mit 4:46 eine Spur zu schnell. Stefan und ich pendeln uns schön aufs vorgenommenen Tempo ein, Stefan ist aber nicht happy, schwere Füsse und volle Blase. Verlier ihn an die Büsche! Allein weiter.
Tolles Laufen bei perfektem Wetter! Haxn ist ok das Schienbein zieht zwar leicht, aber schmerzt nicht. Versuch mit dem rechten Bein weich und so wenig wie möglich die Ferse zu belasten, eher in Richtung Mittelfusslauf zu laufen, um möglichst wenig Schaden anzurichten. KM 10 in 48:30 d.i.: 4:51 perfekt! Pulswerte niedrig, Stimmung gross, Freude hoch. Die nächsten 5 in 4:49, locker dahin, allerdings fangt das Bein zu maulen an. Unsicher ob eine Temporeduktion das Bein besänftigen würde beschliesse ich bis zum HM in dem Tempo weiterzulaufen und dann weiterzuschauen. Bei KM 17 wird daraus: nur bis zum HM und aus! Bei KM 20 mein erstes Gel: ich bleibe stehen um es in Ruhe zu nehmen. Schwerer Fehler: Jetzt beim Weiterlaufen hab ich das erste Mal klare Schmerzen am Schienbein. Ok, das wars endgültig: Auf zum HM und dann in die U-bahn. Kurz vor dem Halbmarathon erinnere ich mich allerdings an den wilden Eber 2005 und die Stimmung dort, und dorthin sinds ja nur mehr 7 KM. Dort muss ich hin und werde mich dann unter die Zuschauer mengen, die Sambabatterie, die Cheerleaders und die durchgeknallten Berliner geniesen! HM in 1:42:35. Fast Punktlandung für 3:25, nutzt nix, das Ziel werde ich nicht sehen, Puls erfreulich tief, Stimmung auch, Bein schmerzt. Irgendwo dann bei KM 25 eine breite Brücke und ohrenbetäubender Lärm einer Sambamaschine: da hab ich vor 3 Jahren Atembeschwerden bekommen weil mir die Gefühle so hochgestiegen sind, 2 KM weiter eine tanzende WG am Balkon, ....wow, unterkühlt sind sie nicht , die Berliner. Es geht wieder besser, Schmerzen sind deutlich geringer, ich versuch auch den Fuss flacher zu stellen, ungewohnt aber was solls nur die paar KM noch. Dann der wilde Eber (heisst das so?) dröhnender Samba und die Cheeerleader girls sind alle von mir restlos begeistert! Ein Schub: du hast nur mehr 14 KM, das wird schon gehen (nein!! Das nicht) laufen! Also: jetzt schau ich dass ich bis 35 komme 7KM, das ist weniger als die Hauptallee auf und ab, und wenn ich dort bin muss ich’s ins Ziel schaffen. Zeiten sind allerdings doch langsamer geworden: Klar bis zum HM wollte ich das Tempo halten, zum Eber wars mir relativ egal. Lauf so um 4:55. Bei 30 mein zweites Gel, ich bleib wieder stehen, weh tuts so oder so. Durchs Stehenbleiben fällt der Schnitt auf knapp unter 5:00.
Den Kudamm hinauf, ich beginn für meine Experimente des Mittelfusslaufs zu zahlen:
Es zwickt im linken Wadl, zwicken wird zu Krampf. Schmerzen im rechten, Krämpfe im linken Bein, die Motivation ist da, der Glauben sinkt. Ins Ziel mach ich’s diesmal sicher:
Wenn ich ab jetzt gehen muss bin ich mit 4:30 durch! Jeder durchgelaufene KM jetzt ein Triumph. Bei KM 35 (ich stehe) läuft Stefan auf mich auf. „Hey sub 3:30 ist noch drin!!“ Ist mir klar, nur müsste ich dafür 4:40 am KM laufen: vergiss es!“ Stefan rauscht davon.
Plötzlich (beim KDW?) wird die Strecke ganz eng, die Läufer werden zum Pulk zusammengedrängt das Tempo reduziert und mir geht’s gleich besser: Bei dem Tempo lerne ich gerade am Rande des Krampfes zu laufen. Hab so elektrisches kleines Kribbeln bis Stösse aber keinen Krampf: interessant. Die Strasse weitet sich, das Feld wird wieder lichter, ich laufe schneller und es geht. Schau seit 35 auf keine Schilder, kann plötzlich wieder die Stimmung geniesen, mit anderen Läufern plaudern, na ja exakt mit einem, einem Belgier, die anderen waren nicht gesprächig. Bin voll Euphorie da ich diesen Marathon finischen werde, und werde immer schneller. Das Brandenburger Tor kommt, ich geniese voll und ganz die Zielgerade. (2005 hab ich kaum was mitbekommt, da war ich ziemlich gaga im Kopf)
Schau mir die Zuschauer genau an, geniese den Beifall, Zielsprint, und durch.
Den letzten KM renn ich zügig (unter 4:40) und rund über die Matte (was die körpereigenen Stoffe alles leisten!) drück ab bei 3:31:28, ein, zwei, drei Schritte weiter und der Fuss krampft!
(kann man im
http://www.finisherclip.de/de/previews/index/28/36781/DSL/links ((ganz am Schluss rechts)) gut beobachten)
Hart wars, schön wars, bin stolz auf mich dass ich da durchgelaufen bin.
Hat dann zwar ziemlich geschmerzt, bin aber heute (keine 2 Wochen danach) einen schmerzfreien Testlauf gelaufen.
Gscheit? Sicher nicht!! Allerdings war ich vorher beim Arzt, der eine längerwirkende Erkrankung ausschloss.
Schön wars mit Euch, Danke