Das Duell, das leider nicht stattfand – oder: Das erste Mal unter 4:00 min
Im Juni 2007, nach der Teilnahme am Hobbylauf des Waidhofner Stadtlaufes, wettete ich mit meinem jüngsten Bruder um den Ausgang des Laufes im Jahr 2008. Nachdem wir mit der Gesamtentscheidung natürlich nichts zu tun haben würden, lief die Wette auf ein direktes Duell hinaus. Derjenige, der die 2.300 Meter durch die Waidhofner Innenstadt schneller zurücklegen würde, sollte vom anderen (dem Verlierer des Duells) eine Kiste Bier geliefert bekommen. So entstand eigentlich ein Jahr lang immer eine interessante Spannung um dieses Duell, wir informierten uns auch laufend gegenseitig über erfolgreiche Trainings und Testläufe (das, was schiefging, wurde natürlich verschwiegen) und um auch meine Sicherheit ob dieses Duells zu unterstreichen, bot ich zusätzlich für jede Sekunde um die ich eventuell verlieren sollte, noch extra ein Seidel Bier dem Gewinner.
Je näher das Duell kam, desto mehr verstrich die Angst, eine Krankheit oder Verletzung könnte meine gute Form noch zerstören, ein gemeinsamer Probelauf beim Milleniumscity Run zeigte mir auch, dass mein Bruder zwar gut drauf war, aber durch die wenigen Trainingseinheiten die er bestritt, seine Grundschnelligkeit (hoffentlich) nicht zur Gänze ausspielen wird können…
Doch leider kommt es immer anders als man denkt, und so erreichte mich am Sonntag vor dem Lauf der traurige Anruf… Verletzung, mindestens eine Woche Sportpause, wahrscheinlich sogar mehr. Mit einem Schlag war die Motivation bei mir total weg (den Lauf bestreite ich ja so und so im Rahmen des Waldviertelcups), die über beinahe ein Jahr aufbaute Spannung wie weggeblasen, die Hoffnung auf schnelle Zeiten zunichte.
So lief ich die ganze Woche vor dem Lauf kein Training mehr und nahm mir dann, je näher der Lauf kam, vor, mit meinem schnellen Bruder Harti einfach mitzulaufen und zu probieren, wie lange ich mit ihm mithalten kann, vielleicht geht sich ja dann eine gute Zeit aus. Nachdem er vor ein paar Wochen die 5km sub 20 min lief, gabs ja eigentlich gar keinen geeigneteren Pacer als ihn.
Nachdem ca. 600 Leute gemeldet waren (451 waren dann auch in der Wertung), verzögerte sich der Start um beinahe eine Viertelstunde, aber wir hatten uns gut platziert und konnten perfekt aus der zweiten Reihe ins Rennen gehen. Harti zog ordentlich an Tempo an und ich bemühte mich, mit ihm mitzuhalten. Nachdem uns nur ganz wenige Läufer auf den ersten 200 Metern überholten, hatte ich schon die Befürchtung, dass das Tempo vielleicht doch ein wenig zu hoch sein könnte, ein Blick auf meine Garmin zeigte 3:15min, es war also zu hoch, aber egal, solange ist die Strecke nicht und schauen wir mal, was geht.
Nachdem wir nach 500 Metern noch immer Blickkontakt zur Spitze hatten, war der Ausgang des Rennens schon klar. Wenn ich das Tempo halbwegs durchhalten kann, dann gibt’s eine Spitzenzeit, wenn ich mich übernommen habe, dann werde ich bald fürchterlich eingehen.
Nach 900 Metern gibt es eine ca. 200 Meter lange starke Bergabstrecke, die wieder etwas Luft in die Lungen brachte und wirklich, die erste Runde (1.150 m) haben wir in 4:07 (Harti 4:06) absolviert gehabt. Ich musste mittlerweile schon ordentlich beißen, aber ich war noch immer an Harti dran und wusste, wenn ich die ersten 600 Meter noch mithalten kann, dann geht’s noch leicht bergauf und dann stark bergab… leider verlor ich aber dann doch ein bisschen Zeit und sah Harti nur mehr aus ein paar Metern Entfernung, aber ich konnte halbwegs mein Tempo halten und in etwa 200 Läufer und Walker überrunden, was bei dem hohen Tempo und bergab nichts für schwache Nerven ist.
Kurz vor dem Ziel höre ich noch Hartis Zieleinlauf kommentiert und konnte gleich drauf mit 8:48 abdrücken. 54 Sekunden schneller als letztes Jahr, eine Pace von 3:50min, das erste Mal unter 4 Minuten einen Lauf geschafft (wenn auch es natürlich ein sehr kurzer war).
Die Schnelligkeit ist bei mir anscheinend vorhanden, jetzt muss ich noch an der Ausdauer arbeiten, dann kann ich hoffentlich auch meine 5km Zeit mal in von mir gewünschte Regionen drücken. ;-)
