Vernüftig- wer ist das schon
Bis zum Feuerwehrlauf verlief meine Vorbereitung für den VCM (einen Läufer der sogenannten Wapplerklasse) sensationell. Durch meine Lebensmittelunverträglichkeit hatte ich 10 kg abgenommen, durch meinen Radunfall und dem Knorpelschaden im Knie musste ich zwangsweise meinen Laufstil und meine Schuhe verändern. Dies wirkte sich mit neuer Freude am Laufen aus; es machte mir nichts aus, um 5:00 aufzustehen und zu laufen; auch der Stress in der Firma hinderte mich nicht daran. Beim Feuerwehrlauf lief ich dann noch PB; leider hatte ich große Schmerzen und konnte im Ziel kaum stehen; die Diagnose beim Doktor: Leistenbruch, VCM ade!!!
Die Schmerzen wurden weniger, und vorm Besuch beim Chirurgen lief ich mit der Elisabeth 25 km schmerzfrei, der Arzt stellte es mir frei, beim VCM zu starten, nur wenn die Schmerzen zu groß werden, müsste ich sofort aufhören. Nach einem weiteren 16 km Lauf ohne Schmerzen stand mein Beschluss fest: ICH starte.
Am Samstag besuchten wir das Konzert der Sängerknaben, es ging mir gut, nur war ich eigenartig nervös und konnte nicht schlafen
Sonntag stand ich daher schon vom dem Weckerläuten um 5 Uhr auf, gutes Frühstück und ab zum Treffpunkt Stephanplatz. Von dort mit den anderen weiter zum Donauplex, wo wie immer das WC besucht und die üblichen Fotos geschossen wurden. Im Startblock gingen Elisabeth und ich so weit es ging nach vor, um unser Ziel, gemeinsam unter 4:00 zu laufen, zu erreichen. Es dauerte ewig, bis wir zum Laufen kamen, der 1 km in 5:41 war für diese Bedingungen gar nicht so schlecht. Wir hielten uns exakt an die Vorgaben von Bani, die erste Labe wurde ausgelassen, und bei 5 km waren wir exakt im Schnitt. Schnell vergingen die weitern 5 km,
Elisabeth bekam von ihrer Tochter ein Getränk gereicht und schon waren wir in Windeseile in der Wienzeile. Jetzt merkte ich das erste Mal, wie warm es wirklich war. Wir wurden langsamer, aber Elisabeth machte auf mich einen frischen Eindruck. Umso erstaunter war ich, als sie zu mir meinte: Lauf alleine weiter, ich höre beim HM auf, ich kann nicht mehr. Ich wollte sie überreden, meinte, es ist mir egal, auch wenn wir 4:30 laufen, aber sie wollte nicht. Wir verabschiedeten uns, und auf den nächsten 2 km wollte ich etwas aufs Gas drücken. Es war mir zu heiß und ich lief konstant 5:30. Runter die Mariahilferstraße, endlich Schatten, es ging mir ganz gut, die Leiste rührte sich das 1. Mal. Kurz vor dem HM übelegte ich, ob ich abbiegen solle, nur ich lief natürlich weiter. Beim Schottentor das erste Gel, in der Lichtensteinstraße ordentlich Wasser, und schon ging es mir wieder besser. Nur ein Griff nach meiner Leiste schockierte mich, eine Riesenbeule stand heraus. Wie vom Doktor befohlen, reindrücken und weiter. Schon war ich auf der Oberen Donaustrasse, jetzt ging es mir gar nicht gut. Soll ich aufhören, jetzt beim km 26?? Ich lief weiter, drückte immer wieder die Beule rein, und schon war ich bei km 28, Noch 2 km, dann wartet mein Sohn, da höre ich dann auf. In der Stadionallee sah ich einen Arbeitskollegen, der eigentlich mitlaufen sollte, der schrie mich an: Was machst DU da, bist du wahnsinnig. Ich wollte nur weiter zu meinem Sohn, ich hatte ordentlich Durst, die Labe hatte ich ja ausgelassen. Beim Zürücklaufen vom Stadion sah ich Gerd, der gemütlich mit einer jungen Dame lief; Was war mit ihm los, ich bin ja gar nicht so schlecht unterwegs, dachte ich mir, uns schon sah ich meinen Junior auf dem Radl. Schwups ein Red Bull reingezogen, es dürfte mir wirklich Flügel verleihen. Ich konnte mein km-Zeiten von knapp 6 Minuten auf 5:20 steigern, und das nach 32 km, unglaublich. Die gute Musik in der Hauptallee trug das ihre dazu bei, schon war ich beim Lusthaus, und auch die Schmerzen waren wie weggeblasen. Nur mein Junior war weg, keine Ahnung, wo er blieb. Zurück Richtung Stadion sah ich Manuela, und dann Michi, beide machten einen super Eindruck. Raus aus dem Prater, wo war mein Sohn. Er wird doch nicht gestürzt sein. Nachdem ich sogar bergauf noch Laufen konnte, und meine km –Zeiten ziemlich konstant blieben, versuchte ich, noch etwas aufs Tempo zu drücken. Die Schmerzen waren wieder da, jetzt mehr denn je, aber auch schon km 38 erreicht, die 4 schaff ich auch noch. Bergauf noch einmal die letzten Kräfte gesammelt, dann bei der Labe ein Cola, und bei der Rettungsstation hinter der Urania sah ich Franz entgegenkommen. Ein kurzes Hallo, schon bin ich in der Vorderen Zollamtstraße, vorbei bei meiner Firma, und der Ring ist auch in Sichtweite. Ein Blick auf die Uhr, es könnte sich noch unter 4:00 ausgehen, ich versuchte Tempo zu machen, hatte, außer in der Leiste, keine Probleme, und wurde am Ring etwas schneller. Am Schwarzenbergplatz hab ich dann eine Bodenunebenheit=Schiene übersehen, und dafür küsste ich jetzt den Asphalt. Zwei hinter mir Laufende hoben mich auf und zogen mich ein Stück mit, komm es ist nicht mehr weit, du schaffst es!!! Bei der Oper war die Stimmung super, und danach wurde es immer schmäler. Blöd, denn ich wollte ja noch überholen, Beim Einbiegen auf den Heldenplatz ein Blick auf die Uhr, 3:58, das muss sich ausgehen. Ich beschleunigte nochmals und holte alles aus mir raus, mit dem Erfolg, das ich beim Zieleinlauf einen Puls von 192 erreicht hatte, aber mit 3:59 40 blieb ich unter 4:00.
Die Schmerzen hatte ich vergessen, leider sie mich nicht, im Ziel würde es ziemlich arg, aber dafür gab es ja das Bier im Ziel. Das ist das schöne am Forum. Es wurde geblödelt und gelacht, und die ganze Mühe während des Laufens war vergessen. Kurz heim zum Duschen und dann ab zur Afterrunparty, auf der ich leider so müde war, das ich fast eingeschlafen wäre. Die Nacht war dann zum Vergessen, ich konnte nicht schlafen, hatte irre Schmerzen, und in der Früh war ich wie gerädert. Trainiert habe ich aber sichtlich gut, denn außer den Leistenschmerzen spürte ich gar nichts und hätte am Montag schon wieder locker laufen können. Alles in allem war es mir den ganzen Aufwand wert, und ich war seit langem richtig stolz auf mich. Am 23.5. werde ich jetzt operiert, und nach einer mehrwöchigen Pause geht dann das Training für Berlin weiter.