Serientäter
Letztes Jahr habe ich meinen ersten Marathon hinter mich gebracht. Den Welschlauf.
Gestern war es wieder so weit, Welschlauf, meine 2te Auflage. Ein widersprüchlicher Tag.
Nach einer etwas breit gestreuten Vorbereitung mit schwimmen, viel Radfahren und nicht allzu viel Laufen, meinem ersten Radmarathon über 125km eine Woche zuvor, war ich mir nicht sicher wie der Welschlauf heuer enden wird, ich war mir nur sicher dass es weh tun wird, die Frage war, wie weit wird’s weh tun.
Heuer führt der Welsch von Wies nach Ehrenhausen, über die gleichen 42,195 km aber mit nur 1.370 Höhenmetern. Hmmmm, 70 Höhenmeter weniger als im Vorjahr. Na wenigstens eine Sache die für den heurigen Lauf spricht und die Tatsache dass es die letzten 7km nur mehr bergab geht. Klingt super oder ? Hat nur einen Haken, dass man vorher mehr bergauf gelaufen ist. Aber in Summe ist es gut zu wissen, dass man es bei km 35 eigentlich schon geschafft hat.
Der Plan war, 21,1km unter 2h, dann nicht allzu viel über 2h brauchen, je nachdem wie die Beine, Kreislauf, etc. mitspielt.
Der Start in Wies, bei Sonnenschein und angenehmen 15°C geht’s los, wie immer zum warm werden die ersten km viel zu schnell gelaufen, dafür mit zu hohem Puls.
Die ersten Anstiege, ich drossle das Tempo (eh klar, es geht ja steil bergauf und bergab), der Puls bleibt aber hoch. Die km vergehen, bei km 13 hab ich mir schon einen ordentlichen „Vorsprung“ für die geplante Zeit bei km 21,1 herausgelaufen, dann hat aber ein Berg mit rd 7km und rd. 500 Höhenmeter angefangen, da schmilzt die Kraft und der Vorsprung dahin. Schaffe den Halbmarathon gerade in 1:57, gut genau nach Plan und jetzt nur noch einmal so weit…..
Ein paar Minuten später läuft man nicht mehr einsam sondern mit rd. 800 HM-Läufern, die erstaunlich wenig Ehrfurcht vor den Marathonis zeigen und mich einfach überholen. Die Strecke von km 23 bis 32 ist eigentlich läuferisch die Fadeste, aber landschaftlich die Schönste, na wenigstens was. Schön langsam fangen die Muskeln an zu brennen, Oberschenkel und Wadeln, aber dem Kreislauf, Magen, etc geht’s wunderbar, die Zeiten sind auch nicht so schlecht, bewege mich in Richtung Endzeit 4:00. Wäre eine große, unerwartete Freude. Im Hinterkopf immer der Gedanke: ab km 35 geht’s nur mehr bergab. Der Gedanke tut gut.
Der Mist ist aber, dass bei km 34 noch ein heftiger, steiler Anstieg mit 150hm auf ca. 700m kommt und ich gehe. Kann einfach nicht mehr so steil bergauf laufen und gehe so, wie viele, viele andere. 4:00 ade. Sinnkrise, warum tu ich mir das eigentlich an? Was finde ich nur am Laufen? Es tut einfach nur mehr weh, jeder Schritt tut weh.
Km35 es geht nur mehr bergab, tut aber genauso weh, ich kann aber wieder laufen. Pahhh, 7km schaff ich jetzt auch noch. Können aber noch ganz schön lange werden, vor allem wenn lt. Theorie bergabgehen sollte, dann aber noch immer kleine Hügelchen drinnen sind, die normalerweise nicht einmal auffallen, aber jetzt zu ausgewachsenen Hürden werden, aber gegangen wird nicht mehr. Wenn ich weiter unter 6min/km bleibe geht sich 4:05 aus. Also durch beißen, ist immerhin um 10min schneller als im letzten Jahr.
4:03 im Ziel und da ist dann gleich dieses Gefühl, für welches man sich das Ganze eigentlich antut. Eigentlich trainiere ich nur aus 2 Gründen, das Gefühl im Ziel und Essen ohne schlechtes Gewissen.
Letztes Jahr hab ich mir noch geschworen keinen Marathon mehr zu machen (die Meinung hat sich nach einer Woche überholt), heuer hats genau 1h gedauert, dann hab ich den Entschluss gefasst, heuer noch den Grazmarathon zu laufen, es muss endlich ein 3er vorne stehen und ohne 1400HM stell ich mir den Marathon fast als Genusslauf vor - ich werde noch zum Serientäter!