Beim Jubiläum zum ersten Mal25 Jahre VCM, um ein Jahr ging es sich nicht aus (edit: denkfehler - um 2 jahre
), mein sowie das Jubiläum des VCM’s gemeinsam zu feiern, aber egal, mein Beschluss stand schon im Dezember fest, zum Jubiläum lauf ich meinen ersten Marathon. Es war ja erst Dezember und ich hatte genug Zeit um ein ordentliches Training zu starten.
Dezember und Jänner wurden mal durch Verkühlung, Trägheit usw. komplett versumpert und ich kam auf insgesamt 90 Laufkilometer in den 2 Monaten. Ab Februar wurde es zwar etwas besser, aber irgendwie kam ich zu keinen langen Läufen.
Die Halbmarathons laufen aber äusserst gut, meine Form steigert sich von Monat zu Monat, innerhalb von 3 Monaten die HM-PB von 1:43:00 auf 1:33:50 verbessert, trotzdem werde ich das Gefühl nicht los für einen Marathon zuwenig trainiert zu haben, schliesslich zeigt mein Lauftagebuch von Februar bis Ende April einen Wochenschnitt von 32km an…
…egal, der VCM wird gelaufen, komme was wolle…
Als Zielzeit geistert eine 3:45:00 in meinem Kopf herum, am Tag vor dem VCM korrigiere ich diese noch auf 3:50:00.
Um 8:30 komme ich im Startgelände an, ich bin auf der Donauinsel ausgestiegen um mich auf der gesperrten Straße noch einzulaufen, bog noch ins Accor- (oder so) Hotel ab und ging dort gemütlich auf die Toilette usw., ich mag einfach keine DIXI Klos und anstellen mag ich schon gar nicht
.
Kurzes Plaudern mit um mich herumstehenden Teilnehmern im Startbereich und endlich geht’s los.
Langsam bewegt sich die Masse vorwärts, ich gehs wie vorgenommen ganz langsam und locker an, bei KM 1 zeigt die Uhr 6:11, etwas sehr langsam aber egal, ich hab ja noch 41 km. Langsam werde ich immer schneller (geht das überhaupt?
) und laufe meine vorgenommenen Splits um 5:15-5:25. Der Prater ist wunderschön zu durchlaufen (ob das im zweiten Teil auch so sein wird?) und so befinde ich mich bald auf der Schüttelstraße und weiter geht’s Richtung Innenstadt.
Bei KM 10 herum entdecke ich auf einmal ein run42195.at Leibchen und vermute dass das Ulrich mit Heidi aus dem Forum sind. Nach kurzem Gruß und ein zwei Worten ziehe ich weiter und freue mich schon auf die erste Begnung mit meiner Familie. Am Schwarzenbergplatz ist es auch schon soweit, ich freu mich über die Anfeuerungen von ihnen und es geht mir wirklich gut.
Es geht weiter auf der Wienzeile, diesmal empfinde ich diese als äusserst angenehm zu Laufen, bei KM 12 warten mein bester Freund inkl. Freundin, ich hole mir eine Wasserflasche und entleere sie über mich… Jetzt machts mir richtig Spaß zu laufen, ich nehme bei KM 14 ein Gel und bei KM 15 treffe ich zufällig noch einen Läufer mit dem ich beim WE-HM die ersten 1 ½ Runden gelaufen bin. Auf geht’s zur Staffelübergabe, nebenbei bin ich noch erster Staffelläufer für die Family-Staffel, und übergebe dort an meinen Vater, der mir ein Gel in die Hand drückt und noch kurz mit mir mitläuft bevor er auf und davon zieht.
Jetzt merke ich wie es zu rollen anfängt, die Mariahilferstraße macht richtig Laune und meine Beine laufen nahezu wie von selbst. Dann geht’s auch schon runter, beim HM 1:52:56 genau in der vorgegeben Zeit und ich werde noch schneller, meine Familie wartet bei der Uni und ich freue mich wie ein kleines Kind alle zusehen, meine Frau und meine Tochter, meine Eltern, Großcousine und Tanten usw… Bei KM 24 noch ein Gel eingschmissen und bis zur Schüttelstraße die Zweite läufts dann wie von selbst, ich muss mich nicht einmal wirklich anstrengen und die KM-Splits passen alle. Bei KM 29 dann ein Schock, meine rechtes Wadel verkrampft sich, was macht man bei einem Krampf? ich hatte ja noch nie einen beim Laufen, also einfach weiterlaufen und wegatmen denk ich mir und nach einem KM is er auch wieder weg der Krampf.
Auf geht’s in den Prater, nun merke ich zum ersten Mal die Müdigkeit in den Beinen aber die Splits passen noch, ich hab ja ein wenig Zeit gut um mein Ziel zu erreichen. Nach der dritten Staffelübergabe läuft mein Bruder (er ist die 3te Staffel gelaufen und hat seiner Frau übergeben) mit mir, ich bin wirklich froh ihn zu sehen denn seitdem ich im Prater bin ist es wirklich anstrengend das Tempo zu halten.
Mein Bruder zieht mich durch den Prater, verpflegt mich mit Wasser und Iso, teilweise hat er 5 Becher gleichzeitig in der Hand die er mir in Intervallen zum Trinken und über den Kopf schütten reicht. KM 34 das dritte und letzte Gel, leider hilft es nicht mehr wirklich, es ist mittlerweile unerträglich heiß und ich muss ab KM35 jede Verpflegestation anlaufen, gehen und nachtanken sowie Wasser über den Kopf leeren (irgendwann wars doch heute schön durch den Prater zu laufen?
). Einzig was motiviert ist dass ich trotz meines Zustands am überholen bin, viele gehen oder trotten nur noch vor sich hin.
Schüttelstraße die 3te, der Krampf meldet sich zurück, wieder laufe ich weiter, nur nicht stehenbleiben, der verschwindet schon wieder, einfach wegatmen,… und es funtkioniert. Die Splits sind zwar schon auf 5:40 - 6:00 abgesackt, aber das ist mir mittlerweile komplett egal, egal welche Zeit nur ins Ziel und stehenbleiben.
Jetzt geht’s auch schon wieder in die Stadt, bei KM 40 steig ich eine Gehsteigkante runter und meine Krampf-Wade fühlt sich an als ob jemand mit einem Messer reinstechen würde, egal weiter, nur mehr 2 kilometer. Bei KM 41 steht wieder meine Familie inkl. Freunde und wieder freue ich mich und mir kommen fast die Tränen.
Mein Bruder zieht am letzten KM das Tempo nochmal an und ich jappel hinter ihm her. Da ist der Heldenplatz, das Ziel, ich spüre ein Freude in mir aufkommen und fange an zu sprinten (wenn man das in diesem Zustand noch sprinten nennen kann) und laufe über den zertrampelten aber trotzdem sehr weichen Fußballrasen etwas unkoordiniert durchs Ziel. 3:50:28 - geschafft in der erhofften Zeit und glücklich, aber ziemlich fertig.
Nach kurzer Rast im Zielbereich zwingt mich mein Bruder zum Aufstehen und ich freue mich meine Frau und meine Tochter in die Arme zu schliessen und die Glückwünsche meiner Familie und meiner Freunde entgegenzunehmen.
Marathon ist wirklich anstrengend aber auch wirklich schön, gestern im Ziel wars für mich noch der Erste und der Letzte, heute schaut das schon wieder etwas anders aus…