Zürich Marathon.....und alles kommt anders.
Freitag, 18.04.08 kurz vor halb neun. Zufrieden stelle ich fest das alles eingepackt ist, und endlich die lange Reise nach Zürich beginnen kann. Nach nicht einmal 50 KM Fahrt bleibe ich am Straßenrand mit einem Patschen liegen.:oah: Es vergeht einige Zeit bis es mir gelingt einen Reifen aufzutreiben und entsprechend zu montieren.
Na super, denk ich mir, wenn der Marathon selbst auch solche Pleiten für mich vorgesehen hat, dann gute Nacht. =)
8 Stunden oder 477 km später lande ich bei meinem Hotel in Zürich. Ich bin nach dieser langen Fahrt und dem Reifenwechseln so groggy das ich gleich ins Bett falle und mal ne Stunde ausschlafe. Danach einen Italiener für KH-Futtern um Eck gesucht und dann gleich der nächste Schock. Diese Miniportion von Nudeln zu einem Preis wo man denkt gleich das ganze Lokal mitgekauft zu haben machen mich erst mal sprachlos. Hungrig nach der Miniportion flüchte ich ins Hotel um noch an meinem Trockenobst meinen Hunger zu stillen und meinen KH-Haushalt in Ordnung zu bringen.
Samstag, 19.04.08..... der blick aus dem Fenster verrät mir das es sehr sehr windig ist. Für meine obligatorische letzte Joggingtour ist es mir aber egal.
Nach dem erbärmlichen Frühstück ohne Obst und Tee (so was kannten die wirklich nicht) überlegte ich mir kurz mein mobiles Navi mitzunehmen.....schließlich bin ich in einer fremden Stadt ohne Ortskenntnisse. Dummerweise verzichte ich darauf und trapp froh gelaunt in Richtung Zürcher See. Wie es leider kommen muss verlaufe ich mich und finde nicht mehr zurück. Leider will mir trotzt intensiven Gehirnanstrengungen nicht einfallen wie mein Hotel oder die Straße heißt....kann daher auch niemanden fragen. Nach 30 Minuten kreuz und quer laufen durch die Stadt und suchen nach einem bekannten Platz gelang ich doch noch zu meinem Hotel.
Nach dem ich geduscht hatte, wurde mir derart übel das ich mich gleich 2x übergeben musste. (Nervösität, schlecht gegessen?) na egal ich mach gleich den nächsten Anfängerfehler und geh auf Stadtbesichtigung. Ab 10:30 bis knapp um 18:00 bin ich auf den Beinen um mir Zürich anzusehen. Im Nachhinein könnte ich mir in den A... beissen für meine Blödheit. Statt mich in Ruhe auf meinen Marathon vorzubereiten, renn ich wie ein Irrer durch die Stadt und mach eine Stadrundfahrt etc etc. :rolleyes:
Na wie auch immer um 16:00 Uhr stehe ich bei der Marathonmesse und hole mir meine Startnummer und meine Nudeln ab. Alles ist sehr klein und geht sehr ruhig und gesittet vor sich. Nach einer Stunde fahr ich dann zurück zum Hotel um einen neuen Italiener aufzusuchen. Dieses mal sind die Portionen noch kleiner und die Preise noch höher. Ich konnte nicht fassen das es gegenüber zum Vorabend nochmals eine Steigerung geben kann. :\
Müde vom Anstrengenden Tag kehre ich ins Hotel zurück um eine unruhige Nacht zu vollenden.
Sonntag, 20.04.08 um 5:25 Uhr: Der Wecker klingelt und ich beginne rasch meine 7 Sachen einzupacken. Schnell runter zum Frühstück, wobei ich kaum was runterbringe. Danach wieder rauf zum Zimmer um mich erneut zu übergeben. Endlich geht es mir wieder besser und ich begebe mich in Richtung Start an der Landiwiese, direkt am Zürcher See.
Ca. 1 Stunde vor dem Start gelange ich zum Startgelände. Da ich mich schon im Zimmer umgezogen habe komme ich nicht in Stress und suche mir gleich die Umkleidekabinen die sich ca 600 – 700 Meter vom Start entfernt liegen um meine Überbekleidung abzugeben. Klugerweise lass ich gleich mein Gepäck in diesen Umkleiden und brauch so nicht zu den Umkleidewaggons vordringen.
20 Minuten vor dem Start breche ich auf um dann beim Start festzustellen das ich mein Nasenpflaster vergessen habe. In meiner Verzweiflung hetze ich wieder den langen Weg zur Umkleide zurück um mein Nasenpflaster aufzukleben. Im flotten Laufstil kehre ich 2 Minuten vor dem Start zurück. Schnell hinter der Elite Platz eingenommen und schon ertönt der Startschuss. Sofort finde ich meinen Rhythmus und beende den 1. Km in 4:18:9. Der Puls ist mit 157 auch o.k. Ich genieße den See zu meiner rechten Seite und laufe Richtung Bahnhofsstrasse wo schon tolle Stimmung mit Volksmusik und Kuhglocken herrscht. Die Sonne lacht, kein Wind, gute Stimmung....kurz ich fühl mich wohl und zu jeder Schandtat bereit.
Ich laufe ziemlich konstant meine Traumzeit von 4:20 und der Puls befindet sich da wo er hingehört. Nach ca 5 km wird es aber sehr still, denn wir laufen raus aus Zürich immer dem See entlang nach Meilen wo der Wendepunkt bei KM 19 liegt. Zuseher sind sehr sporadisch verteilt auf der Strecke und so bleibt einem nichts anderes übrig als die Berge und den Zürcher See zu geniessen.
Die Verpflegungstellen sind wirklich sehr gut bestückt und die kleinen Miniflachen von 0,33 l werden einem im geöffneten Zustand gereicht. Das klappt vorzüglich und ist ein sehr großer Pluspunkt für die Veranstalter.
Bei KM 19 dann die Überraschung....ein „richtiger“ Berg wartet auf die Läufer und ist sehr mühsam zu durchlaufen. Insgesamt hat der Marathon 40 Meter Steigung und davon wird dieser Berg wohl 30 Höhenmeter auf ca 150 Meter Laufstrecke gehabt haben. Der Puls schnellt auf 170 um gleich danach bei der Bergab-Etappe wieder runterzukommen.
Ich biege um die Ecke und bekomme die nächste Watschen verabreicht. Mächtiger Wind weht mir entgegen und der soll mich von KM 19 – 33 begleiten. Hart im Nehmen wie ich bin trotze ich dem Wind und versuche mein Ding zu laufen. Ich merke aber das mein Puls um einiges höher wird und ich Versuche einen Kompromiss zwischen geplanten Tempo und Puls zu finden. Nach kurzer Zeit bemerke ich wie sich eine Horde Läufer wie Weintrauben an mich hängen um nicht gegen den Wind laufen zu müssen. Endlich finde ich mal einen Läufer vor mir wo ich mich kurz anhängen kann und sofort fällt der puls um 3 – 4 Schläge. Leider will der nicht mehr schnell genug laufen und ich muss wieder raus und mich den Wind stellen. Mittlerweile schätze ich den Wind auf ca 25 Km/h was zwar nicht übermäßig stark ist aber schon sehr störend für mich ist.
Mittlerweile merke ich wie schwer meine Beine schon seit KM 25 sind und ich bereue bereits meine Umtriebigkeit vom Vortag. Bei KM 30 hab ich auf Sub 3:02 einen Rückstand von 55 Sekunden. Wäre zwar noch immer eine neue PB....nur weis ich das meine Beine da nicht mehr mitspielen. Mein Puls ist wie einzementiert und bewegt sich um die 166 was bei KM 30 voll in Ordnung ist. KM um KM merke ich das es immer schwerer wird das Tempo zu halten. Ich verliere Sekunde um Sekunde und kann von den Beinen her nichts mehr zulegen. Der Puls ist weiter o.k. nur kann ich jetzt die Windstille im Innenstadtbereich nicht mehr ausnützen weil meine Beine leer sind.
Ich merke das ich beim Gegenwindlaufen und durch meine Fehler vom Vortag zuviel Kraft verloren habe und will nicht mehr kämpfen. Ich schaue nur mehr das ich mit anstand ins Ziel komme. Kurz überlege ich ob ich nicht gehen soll, doch ich reiß mich zusammen und sag mir das gehört sich nicht im Bereich von 3 Stunden zu gehen.
Trotzt meiner immer langsamer Km Zeiten bin ich laufend am überholen. Zwar werde ich auch überholt doch der grossteil der Läufer wird von mir überholt. Ein Blick auf die Uhr verrät mir das ich bei aller Kraftanstrengung wieder mal eine 3:05 Zeit erreichen kann. Da ich aber die letzten 2 Marathons in 3:05 gefinisht habe will ich dieses mal nicht wieder eine 3:05 stehen haben und so beschließe ich mir etwas Zeit zu lassen und laufe mit 3:06:25 als Gesamt 460. von 4588 Teilnehmern ins Ziel.
Schnell suche ich die Duschen auf, lass mich massieren und fahr mit dem Auto nach Schaffhausen zu den größten Wasserfällen Europas. Mittlerweile ist sehr warm geworden mit Temperaturen von 23 Grad.
Anschließend geht es wieder zurück ins „billige“ Österreich.
Fazit: Schöne Strecke mit Topverpflegung wie man es sich wünscht. Hat mehr als doppelt soviel Höhenmeter wie Linz. Trotzdem bei guten Wetterverhältnissen eine Bestzeitenstrecke.
Kann mir vorstellen wieder mal in Zürich zu laufen.
lg
peter