Mein 1. UltramarathonNachdem ich also im Oktober letztes Jahr mein großes Marathonziel mit einer sub 3-Stundenzeit erreicht hab, musste ich meine Laufziele neu setzen…daher trainierte ich ab Dezember nach einem Halbmarathon-Trainingsplan von Lilge um im Tempobereich unterwegs zu sein und wollte so meine Bestzeit drücken. Mir gingen aber bald die Longjoggs am Wochenende ab – einfach cool 3 Stunden laufend unterwegs zu sein
- und so baute ich ab Jänner am Samstag immer wieder Läufe von 30-35 km ein um die Grundlagenausdauer zumindest zu erhalten.
Und um die Longjoggs nicht ganz sinnlos zu absolvieren, wollt ich mal testen wies mir geht wenn ich länger als 42,2 km unterwegs bin. Daher hab ich mich bald mal beim 6-Stundenlauf in Wals angemeldet um meine Grenzen auch in diesem Bereich mal auszutesten.
Nachdem ich mich also bereits seit Montag dieser Woche nur noch von Müsli, Teigwaren, Kaiserschmarrn, Grießschmarrn und jede Menge Obst ernährt hab, fuhr ich wieder mit meinem Freund und Coach Christian nach Salzburg.
Am Samstag läutete der Wecker um bereits 6.00 Uhr…dann hab ich je 2,5 Liter Wasser mit Powerbar-Gel und Powerbar Energy Drink zubereitet, 3 Powerbar-Riegel und eine Packung Ultra-Sport-Chips eingepackt – weiters u.a. noch ein zweites Paar Laufschuhe und Laufsocken. Nach dem Frühstück mit 2 Marmeladesemmeln, Kaffee und einem Powerbarriegel gings mit dem Auto zur Schwarzenbergkaserne in Salzburg-Wals. Start ist um 10.00 Uhr.
Zuerst hab ich mir die Startnummer geholt, dann eine Bank im Start-Ziel-Bereich reserviert auf der ich mein Equipment unterbrachte, und von der aus mich Christian versorgen wird.
Um 9.30 Uhr dachte ich mir dann, jetzt sollt ich mal aufwärmen – hmm, nur wofür aufwärmen, wenn ich eh noch 6 Stunden unterwegs sein werde und ja nicht in hohem Tempo weglaufen „darf“ – also lass ma das
, ein paar Dehnungsübungen reichen auch. Nach einer kurzen Besprechnung mit dem Organisator, an der alle teilnehmen mussten und man Infos bezüglich Verpflegung, Zeitmessung, Strecke etc. bekam, gings also um 10.00 Uhr los !!!
Mein Ziel war 70km zu absolvieren also etwas mehr als 47 Runden zu je 1.481,38 m.
So begann ich mal im Tempo knapp über 5 Minuten pro km zu laufen. Ich gestehe das war nicht leicht…die meisten Team-Läufer waren natürlich schneller unterwegs, aber auch die Einzelläufer kamen mir alle sehr flott vor, so ließ ich mich mitreißen und lief (ich werds noch bereuen *g*) nach ein paar Runden schon knapp unter 5 Minuten pro km. Es war wirklich schwer nicht noch schneller unterwegs zu sein, aber das ist eben „Gruppendynamik“ *g*.
Nach 1 Stunde war ich dann so richtig „drinnen“, ich war also ins rollen gekommen, hab mich immer wieder mit anderen Läufern unterhalten, alle 3 Runden hat mich Christian abwechselnd mit dem verdünnten Powerbar-Gel und dem Powerbar-Energy-Drink versorgt und es hat wahnsinnig Spaß gemacht – leider etwas zu viel scheinbar, denn meine km-Zeit hat sich schon auf 4:45 erhöht…oje, der Hammer ist aufgewacht…
Aber man kam einfach leicht in gute Stimmung, jedes mal beim Start/Ziel-Gelände tolle Musik und man wird angefeuert, auch auf der Hälfte der Runde spielte tolle laute stimmungsmachende Musik. Zu jedem Teilnehmer wurden auch die bisherigen Erfolge durchgesagt.
Christian informierte mich nach ca. 3 Stunden, dass ich 18. bei den Einzelläufern war – puh dacht ich mir, das Niveau scheint im Vergleich zu letztes Jahr gestiegen zu sein, denn da war man mit 70km unter den Top 10. Dann fing ich an, alle paar Runden einen halben Powerbar-Riegel zu essen, überholte in den folgenden Runden ein Paar Läufer, und so war ich nach 4 Stunden ca. 12. Jetzt fingen schon langsam an die Füße schwer zu werden, und ich spürte schon, dass sich die Beinmuskulatur meldete um die ersten Krämpfe anzukündigen. Also reduzierte ich (leider nur ein wenig) mein Tempo, trank nun schon alle 2 Runden etwas und fing nun auch an Bananen zu essen.
Aber ich spürte, dass der Laufschritt immer schwerfälliger wurde, und nach 4,5 Stunden bekam ich erstmals richtige Krämpfe in den Wadeln, also blieb ich mal ein paar Sekunden stehen…nach der kurzen Ruhestellung gings wieder – zwar kündigten sich immer wieder weitere Krämpfe an, aber ich hab einfach an etwas anderes Gedacht, und sie legten sich wieder.
Nun merkte ich also, dass mein bisheriges Tempo doch zu hoch war, und der Hammer schon näher gekommen ist. Daher nahm ich mir für die letzten 90 Minuten vor alle 3-4 Runden eine Pause bei Christian von ca. 1 Minute zu machen. Das hat gut funktionert, denn danach gings mir immer besser, und ich hatte mir kurzfristige Ziele gesteckt, die ich immer erreichen wollte. Das Lauftempo lag nun bei 5:15 – 5:25 pro Minute, damit war ich zufrieden, nur mein Körper wollte mich nicht mehr tragen, dauernd zuckte meine Beinmuskulatur irgendwo, aber zum Glück nicht so intensiv, dass ich innerhalb der Runden stehen bleiben musste. Damit ich auch den Hammer hinter mit auf Distanz halte, machte ich in der letzten Stunde alle 2 Runden eine Pause bei Christian, und fing auch an Ultra-Sport-Chips zu nehmen. Nach 5 Stunden war ich bereits auf Platz 9.
Wenn ich nun diesen Rythmus einhalten kann, dann gehn sich die 70km aus…und zum Glück konnte ich das Lauftempo und den Pausenrythmus einhalten. Der Körper wollte zwar nicht mehr, aber der Kopf war zum Glück stärker und setzte sich durch
nach 47 Runden – also ca. 69,5km – gab mir Christian noch die Jacke und eine Trinkflasche mit, da ich die 48. Runde nicht mehr beenden werde, da das 6-Stunden-Signal ertönen wird – und genau so wars, aus den Boxen auf der Strecke hörte ich nur Freddys Stimme mit „We are the champions“ – a sau geiles Gfühl – und kurz vor Ende dieser Runde kam das erlösende Signal !!!
Sofort hab ich mich ins Gras gelegt und diese Momente genossen – die 70 km hab ich geschafft
Da ich am Ende der Laufrunde „lag“, und auf die Organisatoren warten musste, die ja die nicht vollständige letzte Runde der Läufer noch gemessen haben um zur korrekten Distanz zu kommen, musste ich noch ca. 10 Minuten warten – dann durfte ich endlich in den Start/Ziel-Bereich zu Christian.
Bei der Siegerehrung wurden alle Teilnehmer aufgerufen, erhielten eine Medaille und wurden über die gelaufene Distanz informiert – bei mir waren es 71.036 m, also ein DS-Tempo von 5:05/km. Gesamtrang als 12, d.h. es haben zumindest 3 Läufer die mich in der letzten Stunde überholt haben besser gemacht als ich *g*.
Mit der gelaufenen Distanz bin ich also sehr zufrieden, jedoch musste ich Lehrgeld bei meinem ersten Long-Distanz-Bewerb bezahlen, da ich lange etwas zu schnell unterwegs war und mir meine Energie also nicht ideal eingeteilt hab. Ein Grund dafür war bestimmt auch, dass ich aufgrund des Halbmarathon-Trainingsplanes nur 6 Läufe zwischen 30 und 35 km absolviert habe. Jedoch waren auch die nicht „geplant“, sondern nur kürzere lange Läufe am Wochenende. Dieser „Mischmasch“ von Halbmarathon-Trainingsplan mit langen Läufen hat sich also so ausgewirkt, dass ich mein Ziel beim HM um 3 Minuten verpasst hab
, und jenes beim 6-Stunden-Lauf um über 1 km erreicht hab
Heinz
Noch was:
1.) Lieber Hammer, vielleicht sehn wir uns das nächste Mal
2.) Hoffe der Bericht is nicht zu lang, aber ich dachte mir: Langer Lauf - Langer Bericht