Sieg der Vernunft
Ich setze mich um 9:30 Richtung Ternitz in Bewegung. Ein Blick aus dem Fenster zeigt, dass ich wohl vorsichtig werde fahren müssen. Der Winter hat Wiener Neustadt erreicht - es schneit, was das Zeug hält.
Ich fühle mich nicht wirklich wohl, das liegt aber aller Wahrscheinlichkeit nach am Wetter. Denn ich bin ein bissl wetterfühlig. Leichte Kopfschmerzen zeigen das an (gegen früher - vor dem regelmäßigen Laufen - ist das heute eine Kleinigkeit).
Trotzdem freue ich mich sehr auf den heutigen Bewerb.
Ich muss sehr vorsichtig fahren, weil die Fahrbahnen matschig sind. Gegen 10.00 bin ich in Ternitz und finde in unmittelbarer Nähe des Start/Zielgeländes einen tollen Parkplatz.
Ich hole meine Startunterlagen und wechsle einige Worte mit Lauffreunden. In der Zwischenzeit kommen die anderen aus meiner Laufgruppe an.
Nicht ganz gleichzeitig machen wir uns an die Aufwärmrunde. Ich merke schon nach einigen Metern, dass die Kopfschmerzen zulegen. Ich fange an zu überlegen, ob ein Start heute Sinn macht.
Dann wird mir auf einmal fürchterlich übel. Na toll, denke ich. DAS kann ich heute nicht brauchen.
Doch dann muss ich zurück zum Start. Ich muss noch die Stufen rauf, um mir meine für den Wettkampf geplanten Schuhe anzuziehen. Bei einem kurzen Blick zum Boden fängt sich alles an zu drehen. Es sind noch 10 Minuten bis zum Start. Aber ich entscheide, NICHT anzutreten.
Denn wenns mir jetzt schon so geht stellt sich die Frage, ob ich heute finishen könnte.
Einige Läuferkumpanen fragen mich, ob es mir gut geht. NEIN, MIR IST SPEIÜBEL!!
UND ICH HAB MITTLERWEILE TIERISCHE KOPFSCHMERZEN!!
Dino, der Namensgeber und Leiter unserer Laufgruppe, will mich in die Startreihen schicken. Er sieht aber auch, dass es mir nicht gut geht. Er meint gleich, ich soll nicht laufen. Ich sage ihm, dass ich mich auch dagegen entschieden habe.
Ein wenig wehmütig beobachte ich den Start. Dann begebe ich mich mit Fotoapparat bewaffnet an die Strecke und mache Fotos.
Es ist das erste Mal, dass ich nicht mittendrin, sondern nur dabei bin. Aber es macht mir nicht wirklich was aus.
Das ist ein deutliches Zeichen dafür, dass ich richtig entschieden habe.
Als mich mein Mann vor der Siegerehrung anruft, treffe ich Mischa. Der am Telefonat den Grund herausgefunden hat, warum ich nicht gelaufen bin.
Auch Mischa ist der Meinung, dass ich gut entschieden habe.
Ich hab gelernt, dass es wichtigeres gibt, als einen Lauf. Und meiner Gesundheit hätte ich heute nichts Gutes getan, wäre ich gelaufen.
An meiner Endwertung der Hervis Lauftour hat sich durch den heutigen Nichtstart nichts geändert.
Da aufgrund der Aussicht auf Preisgelder sehr viele gute Läuferinnen im Feld waren und sogar in meiner Altersklasse W30 hätte ich bestenfalls den 10 Platz machen können.
Nur eins wäre positiv gewesen: Ich wäre sehr wahrscheinlich nicht die Gesamtletzte gewesen. Aber wäre es das Wert gewesen.
Und da ich jetzt, am Abend, immer noch Kopfschmerzen habe, werde ich morgen mal zu meinem Chiropraktiker gehen. Er soll meinen Hals gerade richten. Dann gehts mir sicher wieder blendend.