Abenteuer LCC – Wasserschlacht purSonntag 28.10. 6.00 Uhr morgens....durch ständiges Klopfen auf dem Dachflächenfenster werde ich munter. Im Halbschlaf denke ich mir ich träume das es regnet doch mit der Zeit lässt es sich nicht leugnen. Es regnet auf das heftigste. Sch... denke ich mir, Ulrich hat leider doch recht behalten mit seiner Wetterprognose.
Meine zunehmende Nervosität schlägt sich auf meine Gedärme und ich suche einen Weg der Linderung.
Nach dem Frühstück fühle ich mich sehr viel wohler und nun kommt die Frage aller Fragen...
Was zieht man bei diesem Wetter an?
Ich komme zu keinem Entschluss und nehme mir fast meine gesamte Trainingsbekleidung zum Stadion mit. Ich möchte mich erst an Ort und Stelle entscheiden welche Kleidung ich wähle.
9.00 Uhr: Ankunft im Stadion und sofortiges Aufsuchen des WC....mein Magen Darm Trakt spielt schon wieder verrückt. In der Zwischenzeit bemerke ich das mir eigentlich auch das linke Schienbein, das linke Knie, die linke Hüfte und das rechte Schienbein weh tut.
Ich ordne meine Befindlichkeiten als reine Nervensache ein und lass das ganze gut sein. Ganz sicher bin ich mir aber doch nicht und schmiere mit Voltaren Sicherhalts halber all meine Beschwerdestellen ein. Kaum aufgetragen merke ich wie der Schmerz nachlässt. *gg*
Mittlerweile habe ich mich für mein Kurz-Kurz Laufgwandl entschieden als mich Thomas mein Betreuer anruft wo ich denn sei, er finde mich nicht. Ich erkläre ihm ich sei auf den Weg und in wenigen Minuten da.
Recht viel Zeit habe ich auch nicht mehr denn mein Blick auf die Uhr verrät das es weniger als 10 Minuten bis zum Start sind. Ich werde extrem nervös, bin mir sicher es nicht mehr rechtzeitig bis zum Start zu schaffen und begebe mich in leichten Laufschritt eingehüllt im Plastikregenmantel Richtung Start. Ich versuche die Wasserlacken so gut es geht auszuweichen was aber als sinnloses Unterfangen vom Anfang an zum scheitern verurteilt war.
Abgehetzt komme ich zum Startgelände wo ich gleich ein paar Forumskollegen treffe. Ich habe eigentlich keine Zeit mehr zum Quatschen versuche nur mehr mein Regengewand abzustreifen und dem strömenden Regen auszuharren. Im letzten Augenblick finde ich Thomas oder besser gesagt er mich und nach knappen Worten der Hektik scharre ich schon in den Startlöchern.
Punkt 10.00 Uhr der Start und gleich die erste Panne.....ich schaff es nicht mit dem Druck auf den roten Polarknopf die Zeit auszulösen. Erst nach einigen Sekunden startet meine Zeitnehmung. Na egal denk ich mir, wegen so was lass ich mich nicht aus dem Konzept bringen. Ich bin bedacht sehr sehr defensiv zu beginnen um nur ja nicht einzugehen beim Marathon.
In der ersten Runde versuche ich immer den größten Wasserlacken auszuweichen was sich bald als völliger Unsinn herauskristallisiert da meine Schuhe sich schon längst vollgesoffen haben. Ich schwabble nur so dahin in meinen Schuhen das es eine wahre Freude ist.
Die erste Runde ist sehr schnell vorbei in einer Zeit von 31:42. Ich erschrecke leicht denn ich wollte defensiv laufen aber nicht soooo defensiv. Ein Blick auf die Uhr verrät das mein Puls teilweise nur 157 Schläge anzeigt und ich also ruhig etwas mehr anziehen kann in der zweiten Runde.
In der zweiten Runde gibt es keine Zwischenfälle bis auf die Tatsache das meine Finger so klamm geworden sind das ich nur mehr sporadisch meine KM Zeiten stoppen kann. Es ist eigentlich nur Zufall wenn ich wirklich mal einen KM korrekt stoppen kann.
Auf der langen gerade kurz vor der Verpflegstelle bekomme ich großen Durst und will mir einen Becher Wasser aus dem vollem Laufen schnappen was damit endete das der Wasserbecher sich auf dem Asphalt ergoss statt in meiner Kehle zu landen.
Ist aber egal den gleich kommt ja Thomas mein persönlicher Wasserträger.
Die Zweite Runde beende ich deutlich schneller in 30:51. Bin zwar noch immer weit hinter meiner geheimen Zielvorgabe aber ich weiß das meine Zeit noch kommt.
Tja und jetzt ist er da, der Thomas und reicht mir gleich ne Wasserflasche. Es tut ungemein gut wenn man jemanden zum Plaudern hat und jederzeit ein Gel, Wasser oder sonst was haben kann. Man braucht sich um nix kümmern sondern sich nur bedienen lassen und nebenbei ein bissi laufen.
Ich genieße meine Wasserflasche und kann trotzdem mein volles Lauftempo beibehalten.
Bei KM 18 verlange ich nach meinem Gel. Thomas macht das Gel auf, reicht mir die Wasserflasche und ich kann mich voll und ganz aufs Laufen konzentrieren. So angenehm hab ich noch nie ein Gel zu mir genommen.
Dieses Service macht sich auch bemerkbar den ich bin wieder schneller geworden. Die 3. Runde beende ich in 30:46.
Die 4. Runde kann beginnen. Ich fange an diese Runden zu lieben, besonders die langen Geraden an der Hauptalle haben es mir angetan.
Mir geht es derweilen so gut das ich sogar eine kleine Plaudertasche werde und mit Thomas ein wenig plaudere. Bis dahin war ich eher wenig gesprächig, schließlich möchte ich einen ordentlichen Marathon absolvieren und hab dem Thomas das Reden überlassen.
Aber er macht seine Sache so gut das ich mich immer besser fühle und das Tempo ein bissi mehr erhöhe. Schließlich meinte Thomas wenn ich so weiterlaufe und das Tempo halte schaffe ich sicher 03:07 – 03:08. WAS?
?? So langsam will ich aber nicht sein denke ich mir und drücke etwas mehr auf Tempo. Der Puls bewegt sich noch immer so um 161 was mehr als perfekt ist. Ich fühle mich zwar sehr wohl aber an meinen Beinen merke ich das ich schon seit Beginn des Marathons leichte Müdigkeit in den Beinen habe.
Aber solange der Puls passt kann ja nix schief gehen denke ich mir. Immer wieder komm ich an der Insel vorbei und es ist sehr erbauend wie mich das Forum unterstützt mit Jubel Trubel Heiterkeit.
Die 4 Runde absolviere ich in 30:39 was wiederum schneller ist als die Vorrunde.
So jetzt sind es nur mehr 2 Runden und dann sind wir im Ziel. Ich bin mir bewusst das ich jetzt Zeit gutmachen muss sonst wird das nix mit einer guten Zeit.
Derweilen hab ich das zweite Gel von Thomas bekommen und ich spüre zum ersten Mal meine Beine so richtig.
Aber das soll ja auch so sein schließlich sind wir ja schon in der 5. Runde, da muss es ja anfangen zum anstrengend werden. Kurz bevor Thomas und ich in der 5. Runde zum ersten Mal zur Insel komme gebe ich ihm meinen geänderten Gelwunsch bekannt. Ich merke das es mit mir bergab geht und verlange bei KM 35 statt KM 38 mein letztes Gel und ab KM 37 im KM – Takt Traubenzucker. Und dazu Cola. Schön langsam werde ich ungeduldig schnaufe auch schon etwas lauter und ich merke das es jetzt wirklich hart wird. Aber ich weiß das Thomas bei mir ist und das hilft mir ungemein. Auch die ständigen Anfeuerungsrufe meiner laufenden Forumsfreunde tun meiner geschunden Seele sehr gut und laufen runter wie warmes Öl. Die 5. Runde beende ich wieder schnelle als all meine Vorrunden und gehe mit 30:26 durch.
Mir ist bewusst das jetzt schlimme 7 KM auf mich zu kommen werden aber ich habe ja Thomas der die ganze Zeit bei mir sein wird. Er redet mir gut zu und Versucht mich aufzubauen was teilweise auch gelingt. Über meine Laschheit verärgert lass ich Wutschreie aus mir raus um mich weiter zu treiben und nicht locker zu lassen. Kurz vor der Insel verlässt mich ganz kurz Thomas un ich laufe alleine. Ich schrei in den verregneten Himmel Hammermann du kriegst mich nicht, du hast keine Chance, nicht mit mir. Was für ein Weichei bin ich nur tritt dir in den A... , was hast denn so viel trainiert? Das jetzt rumjammerst weil es so anstrengend ist? Bist ein Marathoni oder nicht? Dann reißt dich zusammen. So schimpfe ich eine Weile so dahin und ich bemerke das ich dabei Meter um Meter gewinne und dem Ziel immer näher komme. Auch Thomas versucht mich zu motivieren und gibt mir im Minuten Takt Traubenzucker und Cola. Dann zum letzten Mal die laaange laaange Hauptalle. Mittlerweile hasse ich dies langen Geraden und ich frag Thomas immer wieder ob den die Wende gar nimmer kommen will. Ich sagt gleich kommt sie doch ich sehe sie nicht. Der Hammermann schwingt derweilen seinen Hammer nur lass ich mich irgendwie nicht erwischen von ihm. Verzweifelt sag ich zu Thomas die Wende kommt nicht mehr ehe sie doch noch daherkommt. War ich am Anfang verärgert über den unangenehmen Rhythmus wechsel bei der Wende so bin ich jetzt froh das sie da ist. Gemütlich laufe ich um das Hütchen rum wohlwissend das letzte Mal die Wende überstanden zu haben.
Doch siehe da ich sehe ein Opfer. Sehr weit vorne, fast am Horizont sehe ich einen Kollegen mit auffälligem Orangen T-Shirt. Der sticht mir ins Auge und ich versuche an ihm näher zu kommen. Dank Thomas aufmunternden Worten und meinen Willen den „Orangen“ einzuholen kämpfe ich mich immer näher an ihn heran. Ein letztes Mal an der Insel vorbei und bei der Abzweigung in Ziel bin ich schon auf gleicher Höhe wie der „Orange“. Ich gebe Gas und hänge „Ihn“ ganz schön ab. Die Oberschenkel brennen und ich bin nicht bereit diesen Zustand länger zu dulden. Zufrieden mit mir und der Welt möchte ich den Zieleinlauf genießen denn bei der Zeitnehmung sehe ich eine sehr gute 03:05:xx stehen. Leider kontert der „Orange“ und überholt mich wenige Meter vor der Ziellinie.
Das ärgert mich zwar ein bissi aber die Freude überwiegt sehr schnell und mit Freudentränen umarme ich Thomas und bedanke mich für seine großartige Unglaubliche tolle Unterstützung.
Danke auch an alle die auf der Insel bei strömenden Regen ausgeharrt haben und uns Läufern ein unvergessliches Erlebnis bereitet habt.