Das Dauergrinsen von 1 bis 42Um 5:25 läutete der Wecker – einmal wurde er vorgestellt auf 5:30 – dann musste ich aufstehen, da es um 6:00 nach Graz zum Marathon ging. Ein kurzer Blick auf die entsprechende Teletext-Wetter Seite bestätigte meine Vorfreude bezüglich der Bedingungen: fast kein Wind in Graz und sehr kalt.
Einen Kaffee und eine Wurstsemmel später fuhr ich mit meinem Vater nach Graz. Auf dem Weg dahin wurde noch eine halbe Buttersemmel verdrückt und ausgiebig getrunken. Bis zum Start sollten es 1,5l Powerade werden.
Nach kurzem Einlaufen von ca. 10 min begab ich mich in den Startbereich. Als ich mich umsah, bemerkte ich dass ich hinter dem 4:00 Luftballon war. Bei einer angepeilten Zeit von sub 3:20 dachte ich mir, dass das doch ein wenig zu weit hinten ist und drängte mich ein wenig vor. Ungefähr in der Mitte zwischen dem 3:45 und 3:30 Luftballon war es dann aus und es wurde schon der Countdown zum Start hinuntergezählt. Da nach 8 in Graz schon 5 kommt
wurde ein zweites Mal zu Zählen begonnen – diesmal klappte es und um 9:58 Uhr ging es auf wunderschöne 42,2 km.
Ich hatte mir vorgenommen, es wirklich vorsichtig anzugehen. Das tat ich auch und so lief ich den ersten km in 5:25 – es ging auch bergauf. Aus der Splittabelle hab ich entnommen, dass ich zu diesem Zeitpunkt 687. war. Am Ende steht da ein 2er vorne. Die ersten Kilometer ging es wirklich locker dahin – ich merkte, dass der Puls schön tief bleibt. Das war auch meine Vorgabe – an die Pulsgrenzen von unten hinlaufen. Bei km 6 rutschte mir mein Flascherl, das ich mit trug um dem Gedränge bei den ersten Verpflegungsstellen auszuweichen aus der Hand. Schnell war es aufgehoben und weiter ging’s. Ein kurzes Plauscherl mit einem Mitläufer, was so seine Zielzeit sei, ließ den nächsten km schnell vergehen. Ich fühlte mich unheimlich stark und überholte stetig. Irgendwo bei km8 ließ ich dann den 3:30 Luftballon hinter mir. Die ersten 10k waren in 48:11 absolviert und mittlerweile war ich 451. Bei km 11 wurde das mitgetragene Flascherl geleert und weggeschmissen. Jetzt ging es dann in die ruhigere Gegend dieses Marathons – durch die vielen Bands wurde der Lauf aber nie langweilig und mein Gefühl sowieso immer besser. Bei der nächsten Verpflegungsstelle hab ich mein Vorhaben in Ruhe zu trinken wahr gemacht – ich leerte zwei Becher zusammen, trank das ganze in Ruhe aus und weiter ging’s. Die Mitläufer die nicht stehen geblieben waren, waren auf den nächsten 50 Metern wieder eingeholt. Bald ging es wieder zurück zu Start/Ziel und zum HM Durchgang. In der Herrengasse waren viele Zuschauer und gute Stimmung. Die erste Hälfte wurde dann in 1:40:16 absolviert (Platz 365). Ich nahm ein Flascherl mit einem aufgelösten Gel von meinem Vater und es ging in die 2. Runde. Mittelweile stoppte ich schon lang nicht mehr jeden km, sonder nur alle 5k. Dadurch blieb ich viel konzentrierter und machte mir nicht dauernd Gedanken über die Zeit. Der Wind wurde jetzt spürbar stärker. Zwei Mitläufer, die schon die letzten 10k immer vor mir waren, sprach ich an, was so heute am Plan steht – vielleicht könnte man es gemeinsam ja angehen – auch aus Windschattenüberlegungen heraus. Die beiden erklärten mir dann irgendetwas von 3:40 oder so. Ich meinte nur, bei km 25 zahlt es sich nicht mehr aus tiefzustapeln. Drei km später sind sie dann wirklich immer weiter zurückgefallen.
Tempo und Puls waren hervorragend und mein Selbstvertrauen wurde immer größer, dass sich alles ausgeht. Im Kopf die Erkenntnis, es sind nur mehr 13k und die bin ich im Training oft im Marathon Tempo gelaufen – auch am Ende von langen Läufen. Dieses Bewusstsein hat mir wirklich sehr stark geholfen. Dass ich ständig überholte war natürlich fürs Dauergrinsen auch verantwortlich. Bei km 30 war ich 303. 10 km vor dem Ziel war mir klar, dass da heute nichts mehr schief gehen kann. Ich drückte mir noch ein Gel hinein um nichts zu riskieren.
Was dann folgte war Genuss pur. Ein wirklich lockerer Lauf mit km Zeiten von 4:37 bis ins Ziel. Die Herrengasse hinunter zum Schluss war ein Traum. Dadurch, dass ich überholte und damit schneller war als die anderen, bekam ich auch viel Applaus, der wieder anspornte….
Mit 3:18:35 war ich dann im Ziel. Zweite Hälfte in 1:38:19. Fast um 2 Minuten schneller als die erste. Platz 232 war es am Ende – 455 Überholvorgänge nach dem ersten km.