Der dumme Kopf
Ein eigenartiger Lauf mit up and Downs, am Schluss dann so richtig up!
In der Früh: fühl mich super in meinem Körper, alles perfekt, ein bisschen wenig Training, Asket war ich in letzter Zeit wahrlich nicht, aber richtig gutes Gefühl für ein Rennen.
Anfahrt fein, Pipel und ChU und ich geniesen das schöne Wetter, etwas einschläfernd die Geschwindigkeit des Zuges.
Einlaufen, gutes Gefühl..ab zum Startblock:
Ich überlege: Meine PB ist 1:30:xx ein bisschen schneller möchte ich laufen, der erste Block reicht von (theoretisch) Weltrekord bis 1:35. Leute im ersten Block die ich kenne:
Alb unter 1:10, Jan nicht viel darüber, Christoph unter 1:20, Tina knapp drüber.
Also denk ich mir ist mein Platz im hinteren Drittel des ersten Startblocks.
Werch ein Illtum! (Jandl)
Start: ich brauch ca eine Minute bis zur Startmatte, egal, wird eh mit Chip gemessen, aber auch dann kommt das Feld nicht richtig ins rollen. Stau, es ist Slalomlauf angesagt nur: Torstangen haben einen Abstand und man kann dazwischen durch. Und es geht weiter so: schwer frustriert geb ich Gas, echtes Hindernisrennen (Ja JM wie damals im Prater, nur war da mehr Platz).
KM 2 & 3 in 4:14 Zeit passt aber die Energie die ich dafür verpulver!
Egal ein gewisser Zorn gibt mir Kraft: Diese Ignoranten: Laufen weit über 5:00 min stehen im ersten Block. Sschliessen sich zu 4er Gruppen Schulter an Schulter zusammen und tragen Kopfhörer. Ich komm von hinten und rufe: bitte lasst mich durch, keine Reaktion, ich nehme 2 Schultern und drücke sie sachte beiseite und werde angeschnauzt!
Enervierend. Beginne Dicke zu hassen: 1. langsam, 2. breit und 3. nie allein
(nach dem Rennen hab ich mit den Dicken innerlich wieder Frieden geschlossen).
KM 4 4:08 der Zorn als Turbo denk ich mir. Laufe auf Mischa auf, vorbildliches Zugpferd für eine Nurmiläuferin, kurzes Plauscherl : der Erwin ist gleich da vorn, KM5 4:07 zu schnell!
(fühlt sich aber gar nicht so an) Bei der Labe schliess ich auf Erwin auf, laufen eine Weile zu zweit,
jetzt ein bisschen langsamer, passt eh, denk ich mir, ich war eh viel zu schnell. KM6 4:23.!
Oops.... aber dann, die Erleuchtung, klar die Tafeln waren falsch ist also eh ein 4:15 Schnitt.
KM7 4:24!! Also doch kein Taferlproblem sondern ich bin wirklich viel langsamer geworden.
Erwin ist nach hinten abgefallen, und ich überhole sicher 50 Läufer/ KM. Slalom ists keiner mehr, nur bin ich ununterbrochen unter Läufern die einen Tick (oder mehrere) langsamer laufen. Viel schneller als ich jetzt (lt Taferln 4:24) laufe kann ich aber vom Körpergefühl nicht riskieren. Gut, vergiss die sub 1:30 ist wurscht, brems und lauf gemütlich auf 1:35.
KM7 4:07! Also was jetzt?? Es ist irgendwie frustrierend wenn alle Orientierungsmöglichkeiten in die Irre führen. Keine Taferln, wie in Bratislava, sind ok. Da horchst du in dich hinein und reagiertst auf die Signale. Und: ich hab natürlich bei so vielen Schwankungen keine Ahnung, ob wirklich fast alle Taferln falsch stehen, oder ob ich unbewusst Gas gib wenn der letzte KM zu langsam und brems falls umgekehrt. Das geht jetzt immer so weiter, im Kopf total verunsichert, der Körper total ok.
Ich überhole weiter, das bleibt bis KM 18 so, keine Gruppe der ich mich anschliessen kann.
Muss immer meinen eigenen Pace laufen, immer ganz leicht schneller als meine Umgebung, weil die ist mir trotz Verunsicherung zu langsam. Überhole irgendwann Mike, merk es nicht, er sagts mir im Ziel. Plötzlich einer der, als ich ihn überhole 1KM mein Tempo läuft, super!!
Wir quatschen, er ist Deutscher, sein Slang erinnert mich sehr an meinen deutschen durchgeknallten Superpartner beim letzten HM. Nach einigem Hin und Hergeplausche fragt er mich um unser Tempo. Ich weiss es nicht genau, aber schätze es. Darauf meint er: „Super, voll in meinem Plan, dann geh ich ca bei KM 15 ein, geh ein Stüchk und schaffs dann irgendwie ins Ziel.“ Die spinnen, die Deutschen! Also alleine weiter, überhole Maria 4000, wir plauschen kurz, sie hat Zielzeit 1:33. Ich wünsch ihr Glück lauf weiter,
Meine Zeiten springen weiter 4:20,4:10, 4:22, 4:00 keine Ahnung was das ist aber langsam machsts mir nichts mehr aus und ich drück jetzt zwar die Zeiten ab, aber schau sie nicht mehr an. Welche Erleichterung, nur aufs laufen konzentrieren und.... die Beine sind stark, die Atmung hat Luft und der Körper lauft rund!
Überhole noch immer permanent, aber ab KM 5 in einer 3er Gruppe. Endlich ein Rhythmus.
Km 4 wird etwas hart, aber in einer Gruppe..., Km 3 und 2 sind gleich vorbei, die Gruppe hat sich auf 5 vergrössert und die geben plötzlich Gas (im nachhinein klar, die laufen auf 1:30 und es geht sich gerade nicht aus, wenn sie so weiterlaufen, sind ja weit vor mir gestartet!)
Ich schau das erste Mal seit langem auf die Uhr und kanns nicht fassen: Ich könnte die letzten 2 in 4:30 laufen und sub 1:30 geht sich trotzdem aus!! Super Gefühl trotz Kopfsteinpflaster, die Gruppe gibt weiter Gas, ich bleib ein bisschen hinten, aber der letzte KM in 3:58 !!! der schnellste
(oder war der wieder falsch)
1:29:20 im Ziel ist ein grossartiges Gefühl.
Der Lauf war ein Lehrstück für mich: Der Körper einwandfrei drauf, (auch jetzt nicht die kleinsten Nachwehen) aber der Kopf hat mich bei KM 8 oder 9 fast zum Aufgeben überreden wollen. Ich war im Kopf nur mit Zeit beschäftigt/frustriert und hab erst im letzten Drittel realisiert, wie gut die Beine da ganz ohne Steuermann vor sich hinlaufen, ja und dann erst kam der Flow auch ins Hirn!!!!
Gespannt und dankbar bin ich wenn einer unserer Läufer mit Messgerät mich über die Präzison der Taferln aufklären könnte.
Und ich rege an darüber nachzudenken wie man Läufer die sich viel zu weit vorne hinstellen, ächten könnte, so dass sie zum Nachgdenken veranlasst werden.
Weil: die Spirale, jetzt stell ich mich das nächste Mal hinter die Kenianer, find ich nicht so sinnvoll.
Den Mike hab ich dann im Ziel getroffen:
Er war bis ½ 5 (in der Früh!)auf Hochzeit, gefeiert, ist dieses Jahr nur 1x Woche gelaufen und kommt mit 1:32 ins Ziel. Mit Maximaltraining hat er’s auf 1:28 geschafft. Mischa du hast einen Partner!
Und der Putzfrau hab ich in der Dusche meine Kappe, meine Medaille und mein verschwitztes Leiberl hinterlassen. An guten Tagen muss man zu teilen wissen.