Mein 12.ter Halbmarathon......und was daraus geworden ist. Freitag Abend der 08. Juni. Es ist knapp nach 19:00 Uhr und ich stehe noch immer am Gerüst von unserem Haus und schufte wie ein verrückter um mit der Fassadendämmung fertig zuwerden. Schließlich kann ich ja am nächsten Tag nix Arbeiten.....fahre ja zum HM nach Innsbruck.
Hundemüde von der schweren Arbeit gehe ich nach den Duschen schon früh ins Bett um am nächsten Tag wenigstens so halbwegs einen ordentlichen Lauf hinzubekommen.
Samstag 09.Juni 8.00 Uhr. Das Aufstehen fällt mir schwer, habe nicht viel geschlafen, fühle mich müde und schlapp.
Wie immer schaffte ich es nicht die Wettkampfutensilien am Vortag in die Sporttasche einzupacken. Ich warte immer bis zum letzten Moment um dann ja in Stress zu kommen.
Ein letzter Blick auf die Homepage die extreme Schwüle und Gewitter mit schwerem Hagel voraussagen. Na das kann mich aber auch nicht beunruhigen, habe ja auch nix anderes erwartet. Und Aufregen bringt nix, dass kostet nur Energie.
Die Anreise war dieses mal problemlos. Auch den Sparkassenplatz wo sich das Ziel und die Startunterlagen zum Abholen sich befinden befinden, finde ich rasch.
Da ich auf den Zug warten muß, der die Läufer nach Matrei bringt, habe ich noch genügend Zeit mir ein schattiges Platzerl auf einer Parkbank zu suchen und die Temperaturanzeige im Park zu verfolgen wie es immer heißer und heißer wird. Als die Anzeige schon 31 Grad anzeigt beschließe ich mich zu Fuß zum Bahnhof zu begeben.
Dort angekommen traf mich fast der Hitzeschlag als ich in die bereitgestellten Waggons des Sonderzuges einstieg. Mir kam vor ich sitze in einer finnischen Sauna. Trotz aller Fenster die geöffnet wurden wich die Hitze nur sehr sehr langsam. Endlich setzte sich der Zug in Bewegung und der Fahrtwind brachte ein wenig Linderung für uns Hitzegeplagten Läufer.
Angekommen in Matrei bekam ich Kopfschmerzen von der Schwüle und der Hitze des Tages. Na Bravo denke ich mir, dass fängt ja gut an. Ich lasse mich aber vom leichten Kopfschmerz nicht beeindrucken sondern bin die Ruhe in Person.
Ich ziehe mich um, gebe mein Startsackerl beim Bekleidungs- LKW ab, und trabe mich ein bissi ein. Wie geschaffen stehen 2 Ortsbrunnen mit fliesend kalten Wasser mitten im Ort und ich halte meinen Kopf, meine Beine, Arme und Nacken einige Male in die kalte Quelle hinein. Ahhhhh das ist wirklich eine Wohltat.
Mittlerweile zogen die Wolken ganz Schwarz über die Berge und es drohte jeden Moment ein Gewitter loszubrechen. Das hatte zwar den Vorteil das die Sonne nicht mehr schien, die Schwüle wurde aber immer unerträglicher.
Ich beschließe kurz vorm Start zwar alles zu geben, wenn es aber nicht geht, ist es auch kein Problem.
Pünktlich auf die Minute um 17:00 fiel der Startschuss. Wie gewohnt schießen alle los als wäre der Teufel hinter ihnen her. Ich denke mir, läuft nur weg, spätestens bei den Bergaufstücken werde ich euch wieder sehen. Ja ihr habt richtig gelesen, obwohl der Großteil der Strecke flach bis leichtfallend ist, gibt es beim Speed HM auch drei ganz schön gemeine Steigungen.
Die erste Steigung kommt schon nach ca. 100 Meter. Die zieht sich bis KM 1. Sachte aber doch spürbar geht es leicht bergauf, ehe es bergab geht. Als ich die erste KM Markierung passiere blicke ich auf die Uhr und sehe eine Zeit von 4:13 stehen. Ich denke mir Mann oh Mann das wird aber heute ein verdammt harter WK. Ich plage mich wie ein Irrer und dann laufe ich „nur“ 4:13? Das kann doch nicht sein, auch wenn es leicht bergauf geht. Hhhhmm vielleicht habe ich doch am Vortag zu hart gearbeitet? Eine Weile sinniere ich so dahin da kommt auch schon KM Tafel 2. Die Zeit war noch etwas schlechter....4:16 stand auf meiner Uhr. Ich denke mir das gibt es doch gar nicht, Peter du musst mehr drücken sonst bekomme ich noch Probleme unter 1:30 zu kommen wenn es so weiter geht. Der KM 3 bringt mich schon fast um den Verstand. Wie? Ich laufe wie ein Irrer, habe schon leichte Magenkrämpfe vor lauter Anstrengung und dann soll ich nur 4:25 am letzten KM gelaufen sein? Kurzfristig überlege ich schon jetzt auszusteigen um meine Kräfte für meine anderen geplanten WK zu schonen. Doch ich reiße mich zusammen und beschließe einfach das Tempo herauszunehmen und halt mit einer grauslichen Zeit irgendwie nach Innsbruck zu kommen. Ich blicke mich um wo denn der Pacemaker von 1:30 bleibt.....denn schließlich müsste der ja dicht hinter mir sein.
Doch kein Pacemaker war weit und breit auszumachen. Bei KM Schild 4 wusste ich dann warum. Obwohl ich mein Tempo massiv verringert habe, soll ich plötzlich 3:35 gelaufen sein. Ich denke mir das darf doch nicht war sein, sind den die Organisatoren zu blöd die Tafeln wenigstens so halbwegs genau aufzustellen?. Aber was soll´s ändern kann ich es eh nicht also machst halt das beste daraus.
Mittlerweile geht es schon wellenartig bergab. Mal mehr mal weniger. Ist gar nicht so einfach zu laufen da man nicht wirklich in einen Rhythmus findet.
Lieblich geht es durchs Wipptal bei herrlicher Bergkulisse. Das Wetter weiß auch nicht so recht was es will, denn mittlerweile knallt die Sonne wieder unbarmherzig auf uns Läufer nieder.
Tja und wie das Leben so spielt sehe ich all die Läufer wieder die mir am Start regelrecht weggeflogen sind. Denn mittlerweile sind wir beim 2. Bergaufstück angekommen. Fast alle müssen gehen und sehen sich außerstande im Laufschritt sich weiterzubewegen. Ich stecke meinen Kopf tief ein um nicht das doch recht lange Stück nicht sehen zu müssen. Zum ersten Mal muss ich echt hart kämpfen um nicht auch in den Gehschritt zu verfallen. Ich trete mir regelrecht in den Arsch und beschließe noch schneller zu laufen um es schnell hinter mir zu bringen.
Mittlerweile muss ich mir schon ein Gel reindrücken um die Strapazen besser zu überstehen. Ich nütze jetzt jede Trinkstelle, weniger um zu trinken, sondern um meinen total erhitzten Körper etwas zu kühlen. Das gelingt auch recht gut. An der Sprungschanze vorbei werfe ich mir Traubenzucker rein. Der Wind bläst mir mittlerweile kräftig ins Gesicht, denn wie es scheint kommt jetzt das Gewitter von Vorne.
Endlich in Innsbruck angekommen ( und noch immer kein Gewitter) haben wir noch ca. 3 KM in der Stadt zu laufen. Ich pfeife aus allen Rohren (inkl. Hinten) *gg*
Ich spüre das ich noch Kraft in den Beinen habe, kann einen Läufer nach den anderen überholen, was mich noch mehr beflügelt. Ich komme mit dem Atmen nicht mehr nach, reiße meinen Mund so weit es geht auf um mehr Luft zu bekommen. Unermüdlich trommle ich meine Beine auf den Asphalt. Mittlerweile atme ich schon so laut das mich die Läufer 100 Meter weiter hören. Das laute Atmen macht mich noch wilder und ich laufe bis zum geht nicht mehr. Ich bin wie in Trance, kann nicht mehr denken, fühlen oder sonst was wahr nehmen.
Ich sehe nur meine „Konkurrenten“ die es gilt zu überholen. Alles andere zählt nicht mehr.
300 Meter vor dem Ziel kann ich noch zu einer 4er Gruppe aufschließen und ich spüre den Zwang auch diese Läufer zu überholen. 3 Läufer hab ich in Sekundenschnelle überholt. Der 4. kann mein Tempo halten, ja sogar noch kontern und kommt Sekundenbruchteile vor mir ins Ziel. Völlig fertig und ausgepumpt brauche ich im Zielraum einige Minuten um mich zu erfangen. Urplötzlich wird mir ein bisschen schwindelig und Versuche mit lockerem gehen den Kreislauf in Schwung zu halten. Mittlerweile funktioniert meine Atmung auch wieder normal und erst jetzt komme ich drauf das ich ja die Stoppuhr meiner Polar noch gar nicht gedrückt habe.
So dauert es eine ganze Weile bis ich erst erfahre wie schnell ich wirklich war. 1:23:54 ist wahrlich eine Hammerzeit mit der ich nicht mal im allerentferntesten gerechnet habe.
Ich habe alles gegeben und bin mit mir zu 100% zufrieden. Der Kampfgeist ist wieder zu mir zurückgekehrt, denn ich seit dem LCC 06 nicht mehr begegnet bin. Ich hatte ja schon schwerste Bedenken bezüglich meiner Kampfeinstellung Nach dem Vernichtenden Ergebnis von Linz ist das heutige Ergebnis Balsam auf meiner Seele.
Fazit: Landschaftlich einer der schönsten Läufe die ich erlebt habe. Von der emotionalen Seite gar nicht zu reden.
LG
peter